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die Bank 09 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

NEUE STS-REGULIERUNG Die

NEUE STS-REGULIERUNG Die Zukunft der ABCP-Finanzierung Asset Backed Commercial Paper (ABCP)-Finanzierungen sind ein bewährtes, gut etabliertes Finanzierungsinstrument für den gehobenen Mittelstand sowie die Leasingindustrie. Sie zeichnen sich durch stabile und anpassungsfähige Strukturen mit geringem Risikoprofil aus und bieten Unternehmen die Möglichkeit, günstig und flexibel Mittel zur Finanzierung des Working Capitals am Kapitalmarkt aufzunehmen. Bereits im November 2010 hat die G20 in einem Report vermerkt, dass qualitativ gute Verbriefungen die Kreditversorgung der Realwirtschaft verbessern können. 1 Mario Draghi schrieb im Juni 2012 an den European Financial Services Round Table, ein gut funktionierender ABS-Markt in der EU trage zu einer reibungslosen Finanzierung der Realwirtschaft bei. 2 Seitdem sind mehr als fünf Jahre intensiver Diskussionen und Abstimmungen vergangen, bis schließlich Ende Mai 2017 die EU-Kommission stolz die Wiederbelebung des Verbriefungsmarkts in der EU feierte und ein Maßnahmenpaket für einfache, transparente und standardisierte Verbriefungen (STS) beschloss. 3 Es drängt sich die Frage auf, ob der jetzt gefundene Kompromiss zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Kommission zur STS-Regulierung von Verbriefungen die Erreichung der gesetzten Ziele – eine Verbesserung der Finanzierung der Realwirtschaft und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen – fördert. Die Entwicklung der ABCP- Finanzierung in Deutschland: eine Erfolgstory Gerade die in Deutschland weit verbreiteten Verbriefungen für Handels- und Leasingforderungen mittels Asset Backed Commercial Paper (ABCP)-Programmen haben – ungeachtet der Finanzmarktkrise – eine nahezu unbefleckte Erfolgsgeschichte: Soweit bekannt, hat noch nie ein Investor einen Verlust erlitten. Die verkaufenden Unternehmen nutzen diese Finanzierungsform immer intensiver. Dies zeigt auch eine aktuelle Erhebung der True Sale International GmbH (TSI) unter den sechs führenden deutschen ABCP-Programmanbietern. Statt einer Wiederbelebung des ABCP-Markts besteht vielmehr die Frage, ob sich die neue STS-Regulierung und die damit einhergehende Erhöhung der Eigenkapitalunterlegung für die notwendige Liquiditätsunterstützung sogar kontraproduktiv auf die weitere Entwicklung dieses Markts auswirken können. 6 09 // 2017

1 | Volumen und Anzahl an ABCP-Transaktionen Volumen in Mrd. EUR (Balken) 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 200 180 160 140 120 100 80 4,0 2,0 60 40 20 0,0 - Juni 10 Oktober 10 Februar 11 Juni 11 Oktober 11 Februar 12 Juni 12 Oktober 12 Februar 13 Anzahl an Transaktionen (Linie) Juni 13 Oktober 13 Februar 14 Juni 14 Oktober 14 Februar 15 Juni 15 Oktober 15 Februar 16 Juni 16 Oktober 16 Februar 17 Juni 17 Other Trade Receivable Lease Receivable Anzahl Die TSI hat die Volumens- und Ratingentwicklungen von allen ABCP-Kundentransaktionen der großen deutschen ABCP-Programmanbieter 4 seit Juni 2010 zusammengefasst. Insgesamt sind in diesen sechs Programmen 226 einzelne Transaktionen betrachtet worden. Wie in ÿ 1 ersichtlich ist, erhöhte sich das finanzierte Volumen an Handels-, Leasing- und sonstigen Kundenforderungen im Betrachtungszeitraum von 6,3 Mrd. € auf 14,6 Mrd. € (+132 Prozent). Über die Hälfte dieses Volumens entfällt dabei auf Leasingforderungen (56 Prozent), gefolgt von Handelsforderungen (37 Prozent) und sonstigen Forderungen (sieben Prozent). Das Durchschnittsvolumen der Transaktionen liegt relativ stabil bei 90 Mio. €. Per Juni 2017 wurden mehr als 160 verschiedene Unternehmen über die betrachteten ABCP-Programme finanziert. Der ABCP-Markt in Deutschland ist somit zu einem bedeutenden Bestandteil der heimischen Mittelstandsfinanzierung geworden. Die neue STS-Regulatorik verschiebt die Gleichgewichte unter den Finanzierungsarten Ziel von Basel III/CRD IV (2014) 5 war, die Kapitalgewichtungen für Kredit-Exposures in Bankbilanzen entsprechend ihrem Risikogehalt besser zu staffeln. Über die CRR wurden interne und ratingbasierte Verfahren europaweit weiterentwickelt oder verfeinert, die eine nach dem Risiko differenzierte Eigenkapitalbemessung ermöglichten. Dies galt auch für Verbriefungen, die wahlweise entweder nach einem internen Formelansatz (Supervisory Formula Approach, SFA) oder nach dem Ratingansatz (Rating Based Approach, RBA) bewertet wurden. Für Liquiditätslinien deutscher ABCP-Programme wurde bereits 2008 der interne Bemessungsansatz (Internal Assessment Approach, IAA) durch die Solvabilitätsverordnung eingeführt, nach welchem – angelehnt an die Methoden der Ratingagenturen – die Sponsorbanken ihre Kapitalunterlegungen für die gestellten Liquiditätslinien selbst ermittelten. Letzteres hat sich in der Praxis bewährt und zu angemessenen und nachvollziehbaren Ergebnissen geführt. Mit der beschlossenen, neuen Methodenhierarchie wird eine weitere Methode, der Securitisation Standard Approach (SEC-SA), eingeführt und die bestehenden Ansätze modifiziert. Es ist zwar gelungen, für ABCP-Liquiditätslinien den IAA-Ansatz zu erhalten, allerdings werden die Risikogewichte aufgrund der neuen Tabelle zum Teil signifikant ansteigen. ÿ 2 Das Risikoprofil von ABCP-Transaktionen ist seit Jahren auf konstant niedrigem Niveau Gerade ABCP-Transaktionen zeichnen sich durch eine große Risikostabilität aus, sodass sich Erhöhungen der Kapitalunterlegung um bis zu Faktor 5 empirisch nicht begründen lassen. Ein wesentliches Merkmal von ABCP-Strukturen ist, dass diese dynamisch angepasst werden und risikobegrenzende Maßnahmen frühzeitig greifen. Damit unterscheiden sich ABCP-Strukturen grundsätzlich von anderen Verbriefungen bzw. Kapitalmarktinstrumenten, die in ihrer Risikostruktur weitgehend starr sind. Die TSI-Studie verdeutlicht dies anhand des Vergleichs der Bonitätsentwicklung der Forderungsverkäufer mit der der zugehörigen ABCP-Transaktion. ÿ 3 Während die verkaufenden Unternehmen 09 // 2017 7

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