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die Bank 09 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

LOHNENSWERTE INVESTMENTS

LOHNENSWERTE INVESTMENTS Chancen und Risiken in den Kreditmärkten Versicherungen legen traditionell in Anleihen an, müssen sie doch ihre Zahlungsverpflichtungen im Kerngeschäft mit Cashflows aus ihren Kapitalanlagen bedecken. In der Niedrigzinsphase stehen sie allerdings vor einem Dilemma: Entweder ist der Zins zu niedrig oder das Risiko zu hoch. Also stellt sich die Frage: Wo können Versicherungen auch heute noch unter Berücksichtigung des Risikos attraktive Renditen erwirtschaften? Bundesanleihen und Pfandbriefe als sichere Kerninvestments – damit wird heute kein Anleger mehr glücklich, auch nicht besonders konservative aus der Versicherungswirtschaft. Neben der fehlenden Rendite ist auch die Diversifizierung nicht hinreichend und das Risiko unter Berücksichtigung möglicher gemeinschaftlicher Haftungsrisiken in der Europäischen Union nicht wegzudiskutieren – zinsloses Risiko. Bleiben ausgewählte Segmente der Anleihemärkte mit deutlich positiven Renditen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Bei Investment- Grade-Anleihen in Euro führt das anhaltende Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank zu deutlichen Preisverzerrungen, Käufe sind aktuell nicht zu empfehlen. So manches Segment – man denke nur an die Mittelstandsanleihen – weist sogar deutliche Verluste auf. Unterm Strich geht es darum, die aussichtsreichen Einzeltitel aus der Masse herauszufiltern, ohne zu oft daneben zu greifen. Mit einer hohen Risikokompetenz kombiniert mit einer geeigneten Diversifizierung kann dies gelingen. Strukturelle Marktverschiebungen Die Finanzkrise mit ihrer ausgeprägten Niedrigzinsphase hat in Verbindung mit regulatorischen Eingriffen bei den Banken zu einer Neuordnung der europäischen Anleihemärkte geführt. Unternehmen besorgen sich ihre Finanzierung nicht mehr so sehr über Banken, da diese in der Kreditvergabe restringiert sind. Zudem ist es einfacher und aufgrund niedriger Zinsen für Unternehmen günstiger geworden, sich über die Kapitalmärkte zu finanzieren. ÿ 1 An der Größe des Markts für europäische Unternehmensanleihen lässt sich dies gut ablesen. Allein von 2008, dem Höhepunkt der Finanzkrise, bis 2009 machte der Markt einen Sprung nach oben und wächst seitdem mit deutlich höheren Raten als in den Jahren davor. 2008 markiert den Umbruch von der Bank- zur Kapitalmarktfinanzierung. Als Folge müssen sich Banken neu erfinden bzw. ihre Geschäftsfelder neu definieren und entsprechend restrukturieren. Dieser Prozess hält an. Die günstigen Zinsen auf den Anleihemärkten haben viele Unternehmen angelockt, bekannte und weniger bekannte. Der Rückzug der Banken hat aber zum Leidwesen vieler Anleger auch dazu geführt, dass diese ihre Market-Maker-Funktion nicht mehr wahrnehmen. Die Folge ist eine geringer werdende Liquidität. Für Anleger hat dies zur Folge, dass sie bereits beim Kauf berücksichtigen müssen, dass sie die Anleihen nicht beliebig verkaufen kön- 26 09 // 2017

nen, sondern diese in Phasen begrenzter Liquidität durchhalten können müssen. Und dabei geht es nicht nur um Krisen und hohen Marktstress, Illiquidität ist ein allgegenwärtiges Phänomen geworden. Anlass kann auch ein politischer Strukturbruch sein oder ein lediglich temporäres Herdenverhalten ohne sofort erkennbaren Auslöser. Für die Anleger bedeutet dies, sie müssen genauer hinsehen, wem sie ihr Vertrauen schenken. Nachhaltig investierende Anleger sollten nur Anleihen von Unternehmen in den Büchern führen, die bis zur Endfälligkeit gehalten werden können. Die strategische Herausforderung für Assetmanager besteht nun darin, sich gerade diese Kompetenz anzueignen: gute von schlechten Risiken unter Berücksichtigung der Rendite unterscheiden zu können. Diese Fähigkeit ist nicht nur entscheidend, um heute noch auskömmliche und nachhaltig Renditen erzielen zu können, sie ist auch der entscheidende Wettbewerbsvorteil bei institutionellen und privaten Kunden. Diese Analysekompetenz sollte übergreifend gebündelt werden und steht dann allen Assetklassen zur Verfügung, zuvorderst natürlich dem Portfoliomanagement in Credit-Produkten – das sind alle investierbaren Assets, die eine Risikoprämie auf die Bonität versprechen. Unternehmensanleihen können auch als Diversifikation zu politischen Risiken dienen. Staatsanleihen unterliegen dem nationalen Recht – der Staat kann z. B. beschließen, in einer anderen Währung als ursprünglich vereinbart zurückzuzahlen. Viele Unternehmensemittenten begeben ihre Anleihen unter internationalem Recht, z. B. nach englischem Recht, was bei über 40 Prozent der europäischen Investment-Grade-Unternehmen der Fall ist. Diese können in einem Redenominierungsszenario bessergestellt sein, da sie durch die Rechtsordnung eines fremden Staats geschützt sind. Ein erfahrenes Credit Research-Team kann diese Risiken analysieren und bewerten. So kann eine Auswahl von Anleihen mit einem günstigeren Ertrags-/Risikoprofil einen Mehrwert für die Kunden schaffen. Entsprechend baut die MEAG konsequent Analyse- und Selektionskompetenz in diesem Bereich aus, insbesondere mit Blick auf Unternehmensanleihen. Basis ist ein Sektoransatz unabhängig von Geografie und Kreditqualität, da größere Trends und Wettbewerbssituationen oft nicht vor Ländergrenzen und Ratingeinteilungen haltmachen. Die Spezialisierung auf Abteilungsebene erfolgt entsprechend in fünf Industriegruppen: Finanzen, Energie, Technologie & Telekommunikation, Konsum und Anlagen/Maschinen & Rohstoffe. Dieser Sektoransatz ist auch die Voraussetzung für das tiefgreifende Verständnis bei den unterschiedlichen Emittentengruppen Investment-Grade- (IG), High-Yield- (HY) und Emerging-Markets- (EM) Unternehmensanleihen. Das Credit Research nutzt dabei die bestehende Kompetenz von MEAG New York. In den USA hat die Kapitalmarktfinanzierung der Unternehmen eine längere Tradition. Entsprechend sind die Märkte für Unternehmensanleihen dort reifer und größer und decken einen deutlichen längeren Zeitraum über mehrere 09 // 2017 27

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