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die Bank 09 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ZZ ZZ Renovate

ZZ ZZ Renovate America/Hero mit drei grünen ABS-Transaktionen in 2016 (1 Mrd. US-$) auf der Basis von PACE-Strukturen; und Obvion N.V. („Obvion“) mit zwei grünen RMBS-Transaktionen (557 Mio. US-$, 2016 und 667 Mio. US-$, 2017). Der Großteil grüner Verbriefungen stammt derzeit jedoch noch nicht aus Europa. Seit 2016 gab es hier gleichwohl zwei große grüne Verbriefungstransaktionen: Im Juni 2016 begab das in den Niederlanden ansässige Unternehmen Obvion (eine Tochter der Rabobank) die ersten durch Wohnbauhypotheken besicherten Wertpapiere (Residential Mortgage-backed Securities – RMBS) mit einem Gesamtvolumen von 500 Mio. € und Zertifizierung nach dem Climate-Bonds-Standard. Im Mai 2017 hat Obvion nun mit „Green Storm 2017die zweite grüne Verbriefung auf dem europäischen ABS- Markt gelaunched. Mit Premium Green 2017-2 erfolgte 2017 erstmalig auch eine synthetische grüne Verbriefung. Der Fonds Mariner Investment Group gewährte der Crédit Agricole Corporate and Investment Bank (CACIB) für einen Teil eines Darlehensportfolios bestehend aus grünen und nicht-grünen Assetklassen Kreditausfallschutz. Dadurch wurde ein signifikantes Risiko des Darlehensportfolios auf den Investor übertragen, was es CACIB ermöglichte, regulatorisch ein geringeres Risikogewicht für einen Großteil des Darlehensportfolios anzusetzen. CACIB verpflichtete sich, das dadurch frei gewordene Eigenkapital in grüne Darlehen zu reinvestieren. Dadurch kann ein gemischtes Bestandsportfolio kontinuierlich in ein neues grünes Portfolio umgewandelt werden. Verbesserter Kapitalzugang und niedrigere Kapitalkosten Im Vergleich zu einer Bankfinanzierung können mit der Verbriefungstechnik grüne Darlehen oder Leasingverträge (z. B. für kleinere kohlenstoffarme Infrastrukturprojekte) gebündelt und dann mit geringeren Kapitalkosten im Kapitalmarkt platziert werden. Durch den Verkauf eines Kredit- oder Leasingportfolios und Refinanzierung mittels ABS können sich Kreditgeber oder Leasingunternehmen (jeweils ein „Originator“) refinanzieren und die Erlöse für neue Kredite oder Leasingverträge nutzen. Dem Originator einer als „grün“ bezeichneten Verbriefung kommt hierbei die starke und steigende Nachfrage nach Wertpapieren mit Umweltvorteilen zugute. Dies ist besonders bedeutsam, da kohlenstoffsparende Projekte üblicherweise mit hohen Investitionsaufwendungen verbunden sind. Darüber hinaus besteht grundsätzlich auch die Möglichkeit, existierende nicht-grüne Darlehensportfolios zu verbriefen und die daraus resultierenden Erlöse in neue grüne Projekte zu investieren. Diese Technik ist sinnvoll, da der Klimawandel und der damit verbundene Aufwand ohnehin ein fließender Prozess ist. „Green Pressure“ Auch seitens der Investoren herrscht eine große Nachfrage nach grünen Investitionen. Dies wird nicht zuletzt dadurch deutlich, dass bereits im September 2016 an der Luxemburger Börse als erster Börse weltweit mit dem „Luxembourg Green Exchange“ (LGX) eine Handelsplattform für grüne Finanzinstrumente geschaffen wurde. Emittenten müssen hier strikte Zugangskriterien erfüllen – 100 Prozent des erhobenen Kapitals müssen in grüne Investitionen angelegt werden. Die Deutsche Börse startete am 23. Mai diesen Jahres ihre „Sustainable Finance Initiative“ am Finanzplatz Frankfurt. Ziel der Initiative ist nach deren Angaben, auf Basis der eigenen Kerngeschäfte aktiv an der Umsetzung nachhaltiger Meilensteine, wie den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, der Realisierung des Weltklimaabkommens oder auch an der Ausgestaltung des Green Finance Fokus der deutschen G20-Präsidentschaft mitzuarbeiten. Für den Green-Bonds-Markt sind die Börsen besonders wichtig, da sie Anlageentscheidungen erleichtern, indem sie Finanzdienstleistungen anbieten, um das Umwelt- und Sozialbewusstsein zu stärken und grüne Anlagemöglichkeiten hervorzuheben. Auch bieten sie einer breiten Anlegerbasis, einschließlich der großen institutionellen Anleger, Zugang zu Green Bonds. Zudem verbessern die Börsen die Liquidität der Green Bonds dank einer besseren Anbindung an die Märkte und stärker zentralisierten Handelsaktivitäten. Bedingungen für das „Green Label“ Eine grundsätzliche, noch offene Frage ist, wann ein Investment als „grün“ bezeichnet werden kann bzw. darf. Bislang mangelt es an einer allgemein anerkannten und vor allem rechtsverbindlichen Definition. So gibt es diverse Green-Initiativen, z. B. der International Capital Market Association (ICMA), der Climate Bonds Initiative (CBI), die World Bank Green Bond Process Implementation Guidelines und die KfW-Mindestkriterien. Als wohl prominentestes Beispiel wurden im April 2014, unter Federführung der KMA, die sog. Green Bond Principles (GBP) vorgestellt. Hierbei handelt es sich um freiwillige Leitlinien, die zuletzt im Juni 2017 aktualisiert wurden. Gestärkt werden sollte hierdurch vor allem die Integrität des Green-Bonds-Markts. 22 09 // 2017

Die GBP enthalten eine Auflistung möglicher grüner Projekte und bestimmen folgende Komponenten für Green Bonds: (1) Geeignetes Portfolio; (2) Use of Proceeds (Auswahlkriterien), (3) Verfahren zur Projektbewertung und -auswahl (Due Diligence-Verfahren), (4) Verwaltung der Mittel (Zuweisungsverfahren) und Reporting. Arten von Green Bonds Das Verständnis von Green Bonds ist maßgeblich für das Verständnis und die Entwicklung grüner Verbriefungen. Green Bonds lassen sich gemäß der GBP in vier Kategorien unterteilen: ZZ ZZ ZZ ZZ Green Use of Proceeds Bonds, eine standardisierte Anleihe, deren Emissionserlöse für grüne Projekte verwendet werden und mit Rückgriffsmöglichkeit auf den Emittenten. Green Use of Proceeds Revenue Bonds, die sich von der erstgenannten Kategorie lediglich darin unterscheiden, dass die Anleihe nur aus den maßgeblichen Cashflows der finanzierten grünen Projekte bedient wird, ohne Rückgriffsrecht auf den Emittenten. Green Project Bonds, eine Projektanleihe, deren Emissionserlöse für ein oder mehrere über die Green Project Bonds finanzierte grüne Projekte verwendet werden. Der Investor trägt dabei das Risiko des Projekts, entweder mit oder ohne Rückgriffsrecht auf den Emittenten. Green Securitised Bonds, eine durch ein oder mehrere spezifische grüne Projekte besicherte Anleihe, einschließlich Covered Bonds, ABS und anderer Strukturen. Primäre Rückzahlungsquellen sind hierbei im Allgemeinen die Einnahmen aus zugrunde liegenden Vermögenswerten. Was ist „grün“? Zwar werden durch die verschiedenen Green-Initiativen Kriterien für grüne Investments etabliert, jedoch sollte man durchaus kritisch hinterfragen, was ein grünes Asset ist. Oftmals wird der Begriff „green“ im Zusammenhang mit „nachhaltig“ (sustainable) und Environmental, Social and Governance (ESG)-Faktoren benutzt. Letztere werden teilweise von Ratingagenturen bei der Bewertung, ob ein Wertpapier bzw. ein Emittent ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte beachtet, herangezogen, und die Art der Unternehmensführung wird beleuchtet. Im internationalen Kontext sind eine Vielzahl von Initiativen und Vorschlägen von Definitionen für „grün“ und „nachhaltig“ vorhanden (z. B. auf globaler Ebene von der UN und CBI, international von der OECD und G20 sowie regional von der EU und national wie beispielsweise von China). Die mangelnde Einheitlichkeit der Definition von „grün“ und „sustainable“, an der sich sowohl grüne Emittenten als auch Investoren orientieren können, ist oft aber auch die Wiege des Vorwurfs von Greenpainting, also der fälschlichen Bezeichnung eines Vorhabens als grün. Aus einer rein ökonomischen Sicht ließe sich argumentieren, dass ein Großteil der bisherigen grünen Investments lediglich Labels waren. So kann man beispielsweise Hybridfahrzeugfinanzierungen ebenso als Auto-Darlehen und die Finanzierung von Solarpanel für Eigenheimbesitzer als klassische Verbraucherkredite ansehen. Vor allem das ökonomische Risiko dieser grünen Assets gleicht ihrem nicht-grünen Pendant. Folgt man dieser Ansicht wären nur die wenigsten Assets tatsächlich grün. Vertritt man hingegen die Ansicht, dass jede Finanzierung von Produkten mit klimaschonender und kohlenstoffsparender Wirkung grün ist, kann z. B. auch ein Darlehen für Hybridfahrzeuge und Solarpanel grundsätzlich als grün angesehen werden. Eine Harmonisierung der Begrifflichkeiten anstrebend, hat die EU-Kommission im Januar 2017 als Teil der Initiative zur Schaffung einer CMU eine Sustainable-Finance-Expertengruppe eingesetzt, um u. a. (verbindliche) Definitionen für die Begriffe grün bzw. nachhaltig zu entwi- 09 // 2017 23

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