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die bank 09 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó IT & KOMMUNIKATION

ó IT & KOMMUNIKATION Ralf Ohlhausen, Diplom-Mathematiker und Master of Telecommunications Business, verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in den Bereichen E-Commerce, Financial Services, mobile Telekommunikation und IT. Zuletzt war er als President Europe bei SafetyPay tätig, weitere Stationen seiner internationalen Karriere waren Führungspositionen unter anderem bei Digicel, O2, British Telecom und Mannesmann. Bei PPRO verantwortet er die weltweite Expansionsstrategie. Kunden beim Händler sofort bestätigt und garantiert wird. Und eben nicht, dass das Geld gleich auf dem Konto eingeht. Diese Garantie ist insbesondere für digitale Güter wichtig, die sofort für den Kunden freigegeben werden sollen. Aber auch für schnelle Lieferungen, damit Waren nach der Zahlungsbestätigung gleich losgeschickt werden können. Der Effekt beim Händler ist bei Garantien also ähnlich wie bei der Echtzeitbezahlung, nur verursachen Echtzeitgarantien keine immensen Zusatzkosten wie Instant Payments. Das sollte umso klarer werden, wenn man bedenkt, dass Händler heute oft noch mit Zahlungszielen zwischen 30 und 90 Tagen arbeiten. Da sind Bezahldienste mit Echtzeitgarantien, wie etwa das deutsche Giropay oder das holländische Ideal, schon ein sehr großer Fortschritt, denn der Händler erhält seine Zahlungsgarantie dort sofort und die Kontogutschrift nur einen oder ein paar Tage später. Für viele Händler wäre der Echtzeiteingang von Zahlungen auf dem Konto sogar kontraproduktiv, denn eine tägliche Kontenprüfung und -konsolidierung ist aufwendig. Vielen reicht eine wöchentliche oder monatliche Abrechnung völlig aus. Echtzeitbezahlung gibt es schon Doch ist die Händlersicht nur eine Perspektive. Wie sehen das die Konsumenten? Wenn Privatpersonen auf der Empfängerseite stehen, gibt es sicherlich den Wunsch, auf das Geld gleich zugreifen zu können. Doch Instant Payments braucht man dafür nicht. Manche E-Geld-Dienstleister bieten bereits Echtzeitbezahlungen an, z. B. wenn eine Viabuy Prepaid- Kreditkarte über InstantTransfer geladen wird. Dann steht das Geld sofort bereit und kann direkt ausgegeben oder abgehoben werden. Hier trägt der E-Geld-Anbieter das Risiko, dass die Überweisung am nächsten Tag vielleicht doch nicht ankommt, sowie die Kosten der vorzeitigen Bereitstellung des Guthabens. Prinzipiell könnten Banken dies untereinander ebenso handhaben und Zahlungsgarantien für ihre Kunden abgeben. Ob nun jede Bank für ihre eigenen Kunden das Risiko trägt oder sich die beteiligten Banken das Risiko teilen – denkbar sind verschiedene Modelle. Man könnte also alleine mit garantierten Zahlungen schon viel erreichen und sich die hohen Infrastruktur- Investitionen für Instant Payments zumindest vorerst einmal sparen. Schnelle und langfristige Lösungen Es geht aber hier nicht um die Frage, ob Echtzeitbezahlungen wirklich die Zukunft sind oder nicht. Wie oben gezeigt, sind sie erstens teilweise schon da und zweitens auch ein logischer Schritt in unserer schnelllebigen Welt. Die eigentlichen Fragen sind, wie die große Gesamtlösung für Instant Payments konkret aussehen soll, was es kosten wird und wie lange es dauert, bis Echtzeitzahlungen an den Start gehen. Und genau die werden derzeit heiß diskutiert. Das EPC (European Payment Council) hat jüngst dazu einen Report mit dem Status quo und einigen Gedankenspielen veröffentlicht. Betrachtet man Payments als Schichtenmodell, sind verschiedene Möglichkeiten vorstellbar, wie Instant Payments umgesetzt werden sollen. Der mit Abstand teuerste Weg ist die Implementierung auf der sogenannten Settlement-Ebene. Wenn Banken ihre Transaktionen wirklich in Echtzeit abgleichen, dann brauchen Sie dafür komplett neue und viel umfangreichere IT-Systeme. Neben den Kosten dafür wird dieser Ansatz auch mit Abstand am längsten dauern. Ein oft vergessener Punkt ist auch, dass die Echtzeitsysteme nicht nur schnell, sondern auch rund um die Uhr arbeiten sollen. Außerdem sollen Sie unabhängig vom Zahlungsinstrument funktionieren. Egal also, ob man überweist, per Lastschrift oder Karte bezahlt: Alles soll in Echtzeit ablaufen. Denkt man das Schichtenmodell weiter, sind auch die Schemes, etwa SEPA oder Zahlungsdienste wie Giropay Ansatzpunkte, um die Echtzeitzahlungen zu implementieren. Vorteil der Umsetzung auf höheren Schichten: Man könnte schneller Lösungen am Start haben, die auch kostengünstiger wären. Der Service würde dem Kunden aber nur das Gefühl der Echtzeitbezahlung geben, in Wirklichkeit erhält er nur eine Zahlungsgarantie. Das Problem bei diesem Ansatz ist, dass der Dienstanbieter das Risiko für den Zahlungsausfall tragen muss. Denkbar wäre es, zweigleisig zu fahren und bis zur fertigen Implementierung von Echtzeitzahlungen in den IT-Systemen die Echtzeitgarantien anzubieten. So könnten sich Banken im Hintergrund für die Zukunft rüsten und 60 diebank 9.2015

IT & KOMMUNIKATION ó gleichzeitig am Markt mit praxistauglichen Lösungen gegen die aufstrebende Konkurrenz von Apple, Google & Co. bestehen. Standard erfolgreich entwickelt und somit viel Erfahrung in dieser Angelegenheit. Die Aufgabe ist erst einmal, die Erwartungen von Kunden und Unternehmen zu identifizieren. Darauf aufbauend sollen Empfehlungen ausgesprochen werden, wie man diese Erwartungen am besten erfüllen kann. Kernfrage dabei: Soll es eine SEPA-weite Lösung geben, oder sollen nationale Echzeitzahlprojekte zusammenschlossen werden? Antworten darauf sowie ein möglicher Rollout- fl Für viele Händler wäre der Echtzeiteingang von Zahlungen auf dem Konto sogar kontraproduktiv, denn eine tägliche Kontenprüfung und -konsolidierung ist aufwändig. Eine oder mehrere Lösungen für Europa Die aktuell diskutierten Ideen rund um Echtzeitzahlungen kreisen um ein europaweit einheitliches System. Das lässt sich im Prinzip auf zwei Arten erreichen: Entweder man baut ein einheitliches System im SEPA-Raum auf, oder die einzelnen Ländern kümmern sich um nationale Echtzeitlösungen, die dann über einheitliche Schnittstellen zusammengeschaltet werden. Der größte Vorteil der SEPA-weiten Lösung wäre natürlich die Reichweite. Außerdem würden sowohl Payment Service Provider als auch alle anderen beteiligten Institutionen einen klaren Überblick über Schnittstellen und Standards haben. Dagegen spricht vor allem die Projektgröße und die Konkurrenz zu nationalen Standards, die bereits im Einsatz sind. Setzt man nur auf nationale Standards, kommt man in der Praxis sicher schneller zu zählbaren Ergebnissen. Die Befürchtung ist aber, dass man dadurch den Bezahlmarkt wieder fragmentiert und damit der SEPA-Vereinheitlichung entgegenwirkt. Die nächsten Schritte Wie geht es jetzt mit Instant Payments weiter? Das ERPB hat eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit dem Thema Echtzeitzahlungen auseinandersetzen soll. Diese wiederum hat das EPC beauftragt, Lösungsvorschläge auszuarbeiten. Das EPC hatte schon den SEPA- Plan sollen bis Mitte 2016 präsentiert werden. Wahrscheinlich wird zuerst eine Lösung für Instant-Überweisungen geschaffen. Kartenzahlungen und Lastschriften werden später folgen. Fazit Echtzeitzahlungen sind die Zukunft, daran führt kein Weg vorbei. Fakt ist aber, dass in vielen Fällen Zahlungsgarantien ausreichen, etwa bei Händlern. Dafür gibt es heute schon eine Reihe von Diensten, die genau das machen. Auch für Banken besteht die Möglichkeit, den Kunden einige Vorteile von Echtzeitbezahlungen über Echtzeitgarantien zu bieten, wenn sie sich auf ein passendes Risikomanagement einlassen. Egal, ob Instant Payments als großes SEPA-weites Projekt oder als Zusammenschluss nationaler Echtzeitzahlungssysteme realisiert wird, es wird noch einige Zeit dauern und teuer werden. Mit Echtzeitgarantien könnten Banken zumindest Zeit gewinnen, um dem Marktdruck von Apple, Google & Co. standzuhalten. ó Autor: Ralf Ohlhausen ist Chief Strategy Officer bei der PPRO Group. Kai Pfersich Neustart Bank 3. Auflage ISBN 978-3-86556-402-3 Art.-Nr. 22.419-1500 232 Seiten, gebunden 49,00 Euro Jetzt bestellen Weitere Fachmedien in unserem Webshop: www.bank-verlag-shop.de 9.2015 diebank 61 Bank-Verlag GmbH | Wendelinstraße 1 | 50933 Köln

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