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die bank 09 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

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ó BANKING Die Komplexität beherrschen REGULATORY OFFICE Über die steigende, kaum noch überschaubare Komplexität der regulatorischen Anforderungen wird in Banken ebenso geklagt wie über die immensen Umsetzungskosten, die die Institute zu tragen haben. Dennoch scheint kein Ende der Regulierungsflut absehbar. Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, dass Banken – auch kleine und mittlere – sich darauf konzentrieren, einen adäquaten Managementansatz zu entwickeln, um mit der stetig wachsenden Fülle und Komplexität regulatorischer Anforderungen umzugehen. Der Königsweg zum effizienten und effektiven Management der Anforderungen hat drei Komponenten: eine wirkungsvolle Governance, einen integrierten Managementprozess und eine zentrale Koordinationsstelle – ein Regulatory Office. Martin Rohmann Keywords: Regulierung, Organisation, Governance, Risikomanagement Zahl, Umfang und Komplexität regulatorischer Anforderungen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und stellen alle Kreditinstitute vor massive Herausforderungen. Die umfangreichen Arbeitsprogramme von EBA, ESMA oder des Baseler Ausschusses sprechen eine klare Sprache: Auch in den kommenden Jahren wird es keine Regulierungspause geben. Aber nicht nur die Zahl der Regularien steigt, auch die Veränderungsgeschwindigkeit nimmt deutlich zu. Während Basel II noch fast zehn Jahre beraten wurde, bevor es zur Anwendung kam, müssen sich Banken und Bankaufseher heute auf wesentlich kürzere Vorlaufzeiten einstellen. Verschärfte Konsequenzen Zugleich haben Anzahl und Umfang externer Prüfungen deutlich zugenommen – was in hohem Maße Ressourcen bindet, die auch für die Umsetzung und Einhaltung der Anforderungen benötigt werden. Die hohen Strafzahlungen im Zuge der Finanzkrise, aber auch verschärfte strafrechtliche Regelungen (vgl. u. a. § 54a KWG) 1 sowie die schärfere Auslegung der Straf- oder Bußgeldrahmen (vgl. u. a. die WpHG-Bußgeldleitlinien der BaFin) 2 belegen ein insgesamt strikteres Vorgehen der Behörden. Compliance ist eine Leitungsaufgabe, die dem Vorstand obliegt. Die Geschäftsführung eines jeden Kreditinstituts hat daher ein massives Bedürfnis, eine jederzeitige Compliance mit regulatorischen Anforderungen sicherzustellen. Reaktives Management Nach wie vor ist es typisch, sich mit Regularien nur reaktiv und relativ spät zu befassen. Oft kommt es insbesondere im Nachgang von Prüfungen zu Ad-hoc-Maßnahmen und -Projekten. Solche Maßnahmen haben das Ziel, Strafen zu vermeiden, sie basieren nicht auf hinreichenden Analysen. Dieser reaktive Ansatz nutzt Ressourcen höchst ineffizient und führt langfristig zu höheren Umsetzungskosten – ohne strategischen Gewinn. Natürlich gilt es ebenso, eine Übererfüllung der Normen zu vermeiden – die oft durch Unsicherheit darüber verursacht wird, welche Interpretation und Umsetzung der Norm die Richtige ist ” 1. Unklare Verantwortlichkeiten In den wenigsten Häusern sind die Verantwortlichkeiten für die Umsetzung regulatorischer Vorgaben eindeutig festgelegt. Nicht selten führt dies zu zeit- und energieraubenden Streitigkeiten. Es gibt zwar oft zentrale Bereiche (Recht, Generalsekretariat, Vorstandsstab), die den Kontakt zu Aufsichtsorganen und Verbänden halten, aber meist verfügen diese Bereiche weder über das Know-how noch über die Ressourcen, um auch die Umsetzung zentral zu koordinieren. Isolierte und unkoordinierte Bearbeitung und Umsetzung In vielen Banken ist die isolierte Einzelbetrachtung regulatorischer Anforderungen die Regel. Wechselwirkungen mit anderen Projekten, anderen Regularien oder die Auswirkungen auf das Geschäft bleiben unbeachtet. Eine solch unkoordinierte Bearbeitung spiegelt sich in einer unzureichenden Dokumentation wider, in verstreuten Spreadsheets, Dokumenten und E-Mails. Aber auch manuelle Prozesse, unklare Abläufe und Ad-hoc-Projektgruppen sind an der Tagesordnung. Uneinheitliche Terminologie und mangelnde Kommunikation zwischen den betroffenen Bereichen führen zu ineffektiven, zeitraubenden Abstimmungsprozessen und Missverständnissen, zur Duplizierung von Aufwänden und Kontrollvorgängen. Die „Cost of Compliance“ wird unnötig hoch. 18 diebank 9.2015

BANKING ó fi REIFEGRAD DER ERFÜLLUNG REGULATORISCHER VORGABEN ” 1 Kosten Reifegrad 1 Reifegrad 2 Reifegrad 3 Reifegrad 4 Reifegrad 5 Nichterfüllung: Strafe vermeiden: Angepasst: Wettbewerbsvorteil: Überfüllung: Vorgaben werden vorsätzlich oder fahrlässig nicht eingehalten, bzw. deren Einhaltung ist in erster Linie von der Kompetenz oder dem Einsatz einzelner Mitarbeiter abhängig („Helden“). Vorgaben werden bewusst ausgelegt („nützliche“ Auslegung); Regulationsmaßstäbe gelten aber nicht. Mitarbeiter gleichen Defizite im Zufallsprinzip aus. Es herrscht ein punktuelles Bekenntnis der Geschäftsleitung zur Regulierung. Handlungen werden gemessen an ihren Auswirkungen. Über gesetzliche (Mindest-) Anforderungen hinaus ist die Erfüllung von Regularien integraler Bestandteil der Politik, von Anwendungen und Produkten. Vorstand als Vorbild (tone at the top). Rechtsnormen werden unter Missachtung des Verhältnismäßigkeitsprinzips umgesetzt, und können sich sogar geschäftsbehindernd oder geschäftsschädigend auswirken. grob fahrlässig Vorsatz „Helden“ fahrlässig Diplomatie nützliche Auslegung gute Mitarbeiter Zufall gute und bewusste Mitarbeiter punktuelles Bekennntnis Herzensangelegenheit integraler Bestandteil gelebtes Vorbild geschäftsbehindernd geschäftsschädigend vorauseilender Gehorsam Reifegrad 9.2015 diebank 19

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