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die bank 08 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT

MANAGEMENT Frühindikatoren zusätzlich zu den klassischen Bilanzkennzahlen gute Warnsignale für sich abzeichnende Krisen erhalten. 1 Wie in vielen anderen Branchen kommt es auch bei Klinikträgern zu Streitigkeiten zwischen GesellschafterInnen, zu Konflikten mit Banken und Betriebsräten oder Häufungen von Geschäftsführerwechseln, die Krisen anzeigen können. Im Krankenhausmarkt sind unter anderem folgende Ursachen und Indikatoren besonders relevant: Z Interne Konflikte zwischen Geschäftsführung und ChefärztInnen: Häufig dringen diese Konflikte in die Öffentlichkeit und in die Aufsichtsgremien. Sie führen nicht selten zu Abwanderung von medizinischem Führungspersonal und Kündigungen von Personal in der Geschäftsführung mit erheblichen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Kliniken. Z Öffentlicher Streit zwischen politischen Parteien, Aufsichtsräten, Geschäftsführung und Bürgern: Kliniken haben für die regionale Bevölkerung eine große Bedeutung. Daher kommt es regelmäßig zu Zielkonflikten und Auseinandersetzungen über die medizinische Ausrichtung, zum Beispiel über die Frage einer wirtschaftlich notwendigen Schließung einer Geburtshilfe. Warnindikatoren sind unter anderem die Häufigkeit und der Schweregrad negativer Berichterstattung in der Presse. Z Keine ausreichende oder sich verschlechternde Kooperation mit niedergelassenen ÄrztInnen: Niedergelassene MedizinerInnen im Einzugsgebiet eines Krankenhauses und ihr Überweisungsverhalten sind von entscheidender Bedeutung für die elektiven Fallzahlen. Gut positionierte Kliniken verfügen über eine Vielzahl von Kooperationsverträgen und auch über eigene Medizinische Versorgungszentren (MVZ), um im Trend zu mehr ambulanten Behandlungen keine Marktanteile zu verlieren. Die Zahl der Kooperationen und der MVZ eines Krankenhauses sind daher gute Indikatoren. 54 08 // 2021

MANAGEMENT 1 | (Früh-)Warnindikatoren aus Banken- und Krankenhaussicht 1 Stakeholder-Krise 2 Strategiekrise 3 Erfolgskrise 4 Bilanz-/Liquiditätskrise 5 Zahlungsfähigkeit „weiche“ Frühwarnsignale » Konflikte zwischen ChefärztInnen, Geschäftsführung und Politik » Abwanderung lokaler PatientInnen » Keine ausreichende sektorübergreifende Kooperation » Kein/schwaches strategisches Medizinkonzept Zunehmende Prognosekraft als Frühindikator „harte“ Frühwarnsignale » Sinkende Fallzahlen und Marktanteile, sinkender Schweregrad (CMI) der Behandlungen » KPIs Krankenhäuser: » Zu hohe Verweildauer im InEK-Vergleich als zentraler Prozessindikator für Kostennachteile » Schwache Personalproduktivität (z. B. CM/VK ÄD, etc.) » Schlechte Position in Qualitäts- und Patientenbefragungs-Rankings Signale der klassischen Kennzahlenanalyse, u. a. » Rückläufige Umsatzerlöse » Sinkende Margen (z. B. EBITA-/EAT-Marge) » Negative Entwicklung Eigenkapital-/Fremdkapitalquoten » Verschlechterter Cashflow (Quick-/Current-Ratio) Quelle: Puke Dresen Mall GmbH. Wie bei Dienstleistungs- und Industrieunternehmen ist auch bei Krankenhäusern eine fehlende oder unzureichende Strategieformulierung ein schwerwiegendes Warnsignal. Insbesondere ist aus Bankensicht darauf zu achten, dass ein medizinisches Zielkonzept vorliegt, es extern evaluiert und regelmäßig überarbeitet wird. Krankenhäuser befinden sich in einem intensiven Wettbewerb um die Patientenschaft. Häufig reicht schon eine neue, sehr renommierte Chefärztin oder Chefarzt mit Professorentitel im Nachbarkrankenhaus aus, um Patientenströme nachhaltig zu verändern. Warnsignale für einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit beim Dienstleistungsprodukt Krankenhausbehandlung sind: kontinuierliche Fallzahlverluste, sinkende Marktanteile sowie ein kontinuierlich sinkender Schweregrad der Krankenhausfälle (Casemix-Index CMI). Ineffziente Prozesse Der Zeitraum, den PatientInnen von ihrer Aufnahme bis zu ihrer Entlassung im Krankenhaus verbringen (müssen), ist der zen-trale und damit wichtigste Key Performance Indicator (KPI ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, anhand welcher der Fortschritt zentraler Zielsetzungen oder kritischer Erfolgsfaktoren innerhalb einer Organisation gemessen wird). Die sogenannte Verweildauer (VWD) bestimmt in hohem Maße, wie viele Personalund Sachressourcen verbraucht werden. Liegen viele PatientInnen eines Krankenhauses einen Tag länger – zum Beispiel aufgrund verschobener Diagnostik wegen unkoordinierter Einbestellungsplanung – dann verursacht das zusätzliche Kosten. Das Krankenhauspersonal muss die Menschen länger überwachen und betreuen, mehr Arznei-, Pflege- und Nahrungsmittel werden verbraucht. Oft sind das – in einer Vollkostenbetrachtung – zusätzliche Kosten in einer Größenordnung von 500 Euro pro zu behandelnder Person und Tag. Gleichzeitig steigen die Erlöse der Klinik für die länger liegenden PatientInnen mit einem aus medizinischer Sicht unnötigen zusätzlichen Verweildauertag grundsätzlich nicht. Dies ist der Kern des gesetzlichen DRG-Vergütungssystems über Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups). Tendenziell führen also längere Verweildauern zu höheren Kosten und auch wirtschaftlichen Verlusten. Für die Eignung der VWD als Warnindikator sowohl aus Krankenhaus- als auch aus Bankensicht spricht auch, dass das deutsche DRG-Fallpauschalen-System den deutschlandweiten Vergleichsmaßstab automatisch mitliefert. Für jede DRG-Diagnosegruppe 2 kalkuliert das InEK (Institut für das Entgelt- 08 // 2021 55

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