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die bank 08 // 2018

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT DIE BANK DER

MANAGEMENT DIE BANK DER FUGGER Geschäfte hinter dem Adlertor Sie gab Kredite an Kaiser und Könige, für den Bergbau und die Eroberung der Welt. Damit schrieb sie europäische Wirtschaftsgeschichte. Mehr als 500 Jahre nach ihrer ersten urkundlichen Erwähnung ist die Bank der Fugger immer noch in Augsburg aktiv. Mit Dr. Martin Fritz, dem Vorstandsvorsitzenden der Fürst Fugger Privatbank, sprach die bank über Tradition und Innovation, das Geschäftsmodell und die Chance, im Jahr 2030 zu den dann vermutlich noch 150 existierenden Banken in Deutschland zu gehören. In Augsburg begleitet sie Einwohner und Touristen auf Schritt und Tritt. Selbst im Beinamen der Stadt hat sich die berühmte Kaufmannsfamilie einen festen Platz gesichert. „Fuggerstadt Augsburg“ prangt auf Postkarten, Magneten, Kaffeebechern, Frühstücksbrettchen und zahlreichen anderen Andenken. Vom zentralen Königsplatz zweigt die Fuggerstraße ab. Kleine Metallschildchen an den Hauswänden weisen den Weg zur Fuggerei, der ältesten bestehenden Sozialsiedlung der Welt. Ein Denkmal erinnert an den Kunst- und Wissenschaftsmäzen Hans Jakob Fugger, einen Neffen des legendären Jakob Fugger, der als „Jakob der Reiche“ in die Geschichte einging. Das Denkmal steht – man ahnt es schon – mitten auf dem Fuggerplatz. Und nur gut 300 Meter entfernt schuf die Dynastie die imposanten Fuggerhäuser, einst Residenz der Familie. Neben Rechtsanwälten und Arztpraxen beheimatet der ockergelbe Stadtpalast heute immer noch eine der ältesten Geldhäuser des Landes: die 1486 erstmalig urkundlich erwähnte Fürst Fugger Privatbank. Doch in den traditionsreichen Gemäuern wurden nicht nur Finanzgeschäfte abgewickelt. Auch der Reformator Martin Luther schrieb hier Geschichte, als er 1518 gegenüber dem päpstlichen Legaten Cajetan den Widerruf seiner Thesen verweigerte. Eine Gedenktafel neben dem Haupteingang, dem farbenprächtigen Adlertor, erinnert an die Standfestigkeit des mutigen Mönchs. Heute wird das Adlertor für vermögende Privatkunden geöffnet. Wer in der repräsentativen Fürstenhalle oder den großzügigen Büround Tagungsräumen jedoch auf eine Begegnung mit Hubertus Fürst Fugger-Babenhausen hofft, dem Oberhaupt von einem der drei Familienstämme, wird meist enttäuscht. Die operativen Geschäfte führen heute externe Manager: Dr. Martin Fritz als Vorstandsvorsitzender und sein für die Marktfolge und das Haftungsdach der Bank zuständiger Kollege Harald Fuchs. In den beiden Büros der Chefs erinnern Repliken eines Dürer-Porträts von Jakob Fugger an den mächtigen Gründer der Dynastie. Vor dessen Bild hat Fritz diverse Auszeichnungen von Fachmagazinen platziert. Ganz so, als wolle man „Jakob dem Reichen“ beweisen, dass man sein Vermächtnis erfolgreich verwaltet. „Wir sind aktuell die einzige Bank, die für ihre Vermögensverwaltung all diese Auszeichnungen mit Bestnote erhalten hat“, sagt der Chef nicht ohne Stolz. 52 08 // 2018

MANAGEMENT Mit einer Bilanzsumme von zuletzt 502 Mio. € und 140 Mitarbeitern gehört die Fürst Fugger Privatbank zu den kleinen mittelständischen Privatbanken – sehr weit entfernt von einer Platzierung in der Top-100-Liste der deutschen Kreditwirtschaft. Darin bringt es selbst die Nummer 100, die Sparkasse Saarbrücken, noch auf eine Bilanzsumme von knapp 7 Mrd. €. Die deutsche Branche mit ihren zahlreichen mittelgroßen und kleinen Playern werde sich in den nächsten Jahren radikal verändern – verändern müssen, glauben Experten (siehe Interview auf Seite 56). Düstere Prognosen machen dem Chef der Augsburger Bank keine Angst. Im Gegenteil: Er glaubt fest an die Zukunft des Hauses. Die sah nicht immer rosig aus. Als Fritz nach 15 Jahren bei der Bayerischen Vereinsbank 2001 zur Fürst Fugger Privatbank AG stieß, schrieb das Institut hohe Verluste und musste sein Geschäftsmodell, das laut Fritz „eher dem einer Sparkasse glich“, komplett neu ausrichten. 1999 hatte die Nürnberger Versicherung der Fürstenfamilie 90 Prozent an der Bank abgekauft. Die Fugger wollten damals ihre Immobilieninvestments in den USA ausbauen und damit das zweite Ertragsstandbein neben der Forstwirtschaft stärken. Weitere neun Prozent gab die Familie schließlich im Jahr 2003 an den neuen Mehrheitsgesellschafter ab. Für die 19. Generation sitzt seit Ende 2011 der zweitälteste Sohn von Hubertus Fürst Fugger-Babenhausen, der heute 35-jährige Alexander Graf Fugger, im obersten Kontrollgremium. „Aber auch der Fürst begleitet mit wachen Augen unsere Entwicklung“, erklärt Fritz. Ein Namensgestattungsvertrag lege fest, dass das Institut den berühmten Namen führen darf. Ein Name, der verpflichtet. Und zwar beide Seiten. Nach der Übernahme stießen die Nürnberger erst einmal das Firmenkundengeschäft an die Deutsche Bank ab. Übrig blieben die Privatkunden. Fritz, Spezialist im Private Banking, forcierte fortan die bis dato extrem schwache Vermögensverwaltung. Dafür gewann der promovierte Betriebswirt neue Mitarbeiter, oftmals von großen Instituten, die wie Fritz auch vermögende Kunden mitbrachten. Neben Nürnberg und München eröffnete der neue Chef zudem weitere Standorte in Stuttgart, Mannheim und Köln, um näher an die Kunden zu rücken. Ihnen bietet die Bank eine standardisierte Vermögensverwaltung ab 250.000 € sowie eine individuelle Verwaltung ab 500.000 €. 08 // 2018 53

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