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die bank 08 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT institut kann

MANAGEMENT institut kann Solaris das von ihr aufbewahrte Geld zur Liquidität und zur Erwirtschaftung von Zinsen nutzen. So zählen nicht nur Start-ups wie die Berliner Cringle und Kontist, sondern auch etablierte Unternehmen wie Fashioncheque und Scout24 zur Klientel der SolarisBank, die wie andere FinTechs mittlerweile einen illustren Kreis von Finanziers um sich geschart hat. Neben dem Gründer, dem FinTech-Inkubator Finleap, der nach der jüngsten Finanzierungsrunde Anfang 2017 mit über insgesamt 26,3 Mio. € zwar noch einen Anteil, aber nicht mehr die Mehrheit hält, sind dies u.a. die italienische Großbank Unicredit, der japanische Großinvestor SBI Holdings Inc. sowie die deutsche Bertelsmann-Tochter Arvato Financial Solutions. Als integrierter Finanzdienstleister belegt Arvato nach eigenen Angaben Platz drei in Europa und zählt fast 10.000 Kunden aus den Branchen Handel/ E-Commerce, Telekommunikation, Versicherungen. Kreditwirtschaft und Gesundheit. Für Peter Barkow, Geschäftsführer der Düsseldorfer Barkow Consulting GmbH, ist bemerkenswert, dass sich mit Unicredit und Arvato gleich zwei Finanzdienstleister beteiligt haben. Zudem gehöre die Finanzierungsrunde zu den zehn größten im deutschen Fin- Tech-Sektor. „Denkbar wäre, dass wir künftig große Arvato-Kunden mitbedienen“, kündigt Folz an, der persönlich ebenfalls Anteile an der SolarisBank hält. Das jüngst eingesammelte Kapital benötige das FinTech, um die Plattform weiter auszubauen, die Eigenkapitalunterlegung sicherzustellen und die Internationalisierung vorantreiben zu können. Via Passporting hat die Bank, die jüngst von der Süddeutschen Zeitung zu einem der besten deutschen Finanz-Start-ups gekürt wurde, aktuell Zugang zu fünf europäischen Märkten, und zwar den Niederlanden, Österreich, Belgien, Großbritannien und Griechenland. Frankreich und Spanien sollen folgen. „Wir gehen dorthin, wo der Partner sein Endkundengeschäft betreibt oder betreiben will“, so Folz, der im kommenden Jahr erstmals auch außerhalb Europas an den Start gehen möchte. Dazu werde mit Unterstützung des neuen japanischen Solaris-Anteilseigners SBI ein Joint Venture in Japan gegründet. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen dann die USA folgen, gleichfalls mit einem Partner. Mittlerweile 90 Mitarbeiter teilen sich die nach Technologiepionieren wie Marie Curie, Albert Einstein oder Tim Berners-Lee benannten Großraumbüros im sechsten Stock eines modernen Gebäudes in Berlins angesagter Mitte. Wo zuvor das Magazin „Stern“ mit seiner Berlin-Redaktion saß, bastelt heute ein Team aus überwiegend jungen und männlichen Finanz- und Technologiespezialisten aus mittlerweile 20 Nationen an der digitalen Zukunft des Bankings. Als kleine Reminiszenz an die alten Zeiten hat das Unternehmen eine sehr gediegene kleine Bankers Lounge mit schweren schwarzen Ledermöbeln eingerichtet, die so gar nicht zur ansonsten vorherrschenden Start-up-Atmosphäre passen will. Im lichten Aufenthaltsraum mit Blick auf den Berliner Dom können die Mitarbeiter nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch beim Kickern und Tischtennis oder im Strandkorb auf der Terrasse entspannen. Alle 14 Tage kommt das Team, das bis Jahresende auf 130 wachsen soll, abends zum „Broadcast“ und gemeinsamen Dinner zusammen, bei dem der Vorstand ein Update zur Geschäftsentwicklung gibt und offene Fragen beantwortet. Flache Hierarchien, der direkte Zugang zur vierköpfigen Führungsspitze (siehe Kasten: Die Chefs), die sich auf die Großraumbüros verteilt hat, und der vergleichsweise große Gestaltungsspielraum zeichneten die Bank als Arbeitgeber aus, unterstreicht Folz. Die Zukunft der jungen Bank beurteilen Fachleute wie Friederike Stradtmann, Expertin für digitale Geschäftsmodelle im Bankensektor bei der Beratungsfirma Accenture Strategy, aus aktueller Sicht positiv. „Mit dem plattformbasierten Bankmodell ist die Solaris- Bank zukunftsorientiert aufgestellt. Sie kann damit wesentlich schneller und zielgerichteter als traditionelle Banken auf die Bedürfnisse der Innovatoren eingehen.“ Das relativ hohe Finanzierungsvolumen unterstreiche das Vertrauen der Investoren in „Banking as a Service“ als zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Das Angebot eines Zugangs für FinTechs zum regulierten Finanzgeschäft sei von zentraler Bedeutung für den Erfolg. „Der Erfolg der Partner steht dabei über dem eigenen Erfolg. Wenn die Produktgeber bzw. angeschlossenen FinTechs wachsen, wächst die Bank fast automatisch mit“, ist Stradtmann überzeugt. Mit der Internationalisierung gehe die Skalierung einher. „Hier liegt der erfolgskritische Faktor für alle digitalen Geschäftsmodelle.“ Autorin: Eli Hamacher 44 08 // 2017

MANAGEMENT Die Chefs Die SolarisBank führt Vorstandsvorsitzender Roland Folz (2. von re.) gemeinsam mit den Mitgründern und Vorständen Marko Wenthin (li.) und Andreas Bittner (2. von li.) sowie CTO Peter Grosskopf (re.). Anders als bei vielen Start-ups haben sich in der Berliner Bank an der Spitze Manager mit langjährigen Erfahrungen bei Finanzdienstleistern und Technologiekonzernen zusammengefunden. CEO Folz (53) machte Karriere bei großen privaten Banken und der Telekom, bevor er nach Berlin zur SolarisBank stieß. COO Wenthin (44), der die Frankfurt School of Finance and Management als Diplom-Bankbetriebswirt abschloss, leitete mehrere Jahre die Sofort Bank und war zwischen 1991 und 2007 bei der Deutschen Bank, u. a. in Buenos Aires und zuletzt als COO und Vorstand in Polen tätig. COO Bittner (52) startete seine Karriere 1994 als Teamleiter bei der Direkt Anlage Bank, arbeitete als Berater bei Andersen Consulting (heute Accenture), lenkte als Geschäftsführer die Immobilienagentur Bayerische Grundstücksauktionen GmbH, bevor er an die Spitze des Depotführungsspezialisten Fondsdepot Bank GmbH rückte. Vor seinem Start bei der Solaris- Bank arbeitete Bittner gut zwei Jahre als Vorstandssprecher bei der Avaloq Sourcing (Deutschland) AG, einem Joint Venture zwischen dem Schweizer Bankensoftwarespezialisten Avaloq und der auf Honorarberatung spezialisierten Quirin Bank AG. Die Viererrunde komplett macht CTO Grosskopf, der sich stets mit roter Mütze fotografieren lässt. Der 36-jährige Informatiker ist der Einzige, der kein Banking-Know-how einbringt. Grosskopf hatte Erfahrungen in der Führungskräfte- und Organisationsentwicklung bei den Victoria Versicherungen Düsseldorf gesammelt, bevor er als Gründer und Geschäftsführer bei einer Softwareschmiede aktiv war. Zuletzt arbeitete Grosskopf bei der FinLeap GmbH, die dann die SolarisBank gründete. 08 // 2017 45

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