MANAGEMENT GESCHÄFTSMODELL SOLARISBANK Energiespender für das digitale Ökosystem Neben der Smartphonebank N26 ist die SolarisBank eines der wenigen deutschen FinTechs mit Banklizenz. Anders als N26 kommen die Mitarbeiter des Berliner Technologienunternehmens aber mit dem Endkunden gar nicht in Kontakt. Die Bank bedient nur das B2B-Segment. „Wir sind die erste und bislang einzige Banking- Plattform, die sich ausschließlich den Bedürfnissen der Digitalwirtschaft widmet“, sagt Vorstandsvorsitzender Dr. Roland Folz, der im Februar 2017 die Führungsspitze verstärkte. Die Musik hat dort gespielt, wo ich war. Ob er das selbstbewusste Statement ganz ernst meint, überlässt Roland Folz seinem Gegenüber. Die Stationen seines Lebenslaufs zeugen aber zumindest von einem guten Gespür für spannende Jobs. In München baute der Wirtschaftsmathematiker Anfang der 1990er Jahre den Internetpionier Direkt Anlage Bank (DAB) mit auf. Die DaimlerChrysler Bank in Stuttgart (heute Mercedes-Benz Bank) entwickelte er nach der Jahrtausendwende als Vorstandsvorsitzender vom Leasing- und Finanzierungsspezialisten zur Universalbank. Als Bereichsvorstand der Deutschen Telekom und Vorstandsmitglied der Deutschen Bank Privat- und Geschäftskunden AG sammelte Folz schließlich über eine Dekade lang Erfahrungen in der Welt der großen DAX-Konzerne. Jetzt hat der 53-Jährige seinen Wohnsitz in der Finanzmetropole Frankfurt gegen eine Adresse in der Start-up- Hauptstadt Berlin getauscht, Anzug und Krawatte gegen lässige Jeans und Langarm-T- Shirt, Einzelbüro gegen Schreibtisch im Großraum. Seit Anfang Februar 2017 verstärkt Dr. Roland Folz als Vorstandsvorsitzender die Führungsspitze der erst 2016 gegründeten SolarisBank AG. „Es hat mich gereizt, als CEO noch einmal etwas komplett Neues mitaufbauen zu können“, sagt der Manager. Und ist einmal mehr dort, wo aktuell die Musik spielt: bei einem FinTech in Berlin. Als der gebürtige Schwabe zu dem Finanz-Start-up an der Spree stieß, hatte es eine große Hürde bereits gemeistert. Binnen neun Monaten war es dem Gründerteam gelungen, eine Banklizenz zu beantragen und auch zu bekommen. Eine Kopie der von EZB-Präsident Mario Draghi unterzeichneten und schlicht gerahmten Genehmigung hängt heute für alle Mitarbeiter und Besucher gut sichtbar im Flur. „Im Grunde sind wir gar keine Bank, sondern ein Technologie-Unternehmen mit Banklizenz“, unterstreicht der CEO. Der Newcomer am deutschen Finanzmarkt ist gefragter Interviewpartner, nicht nur national, auch international. Wenn sich die FinTech-Szene trifft, darf die SolarisBank nicht fehlen. Klar auch, dass mit Andreas Bittner ein Vorstandskollege im neuen FinTech- Rat des Bundesfinanzministeriums sitzt (siehe Kasten). Dort trifft er dann etwa auf Maximilian Tayenthal, CFO des Berliner FinTechs N26 GmbH, wie Solaris stolzer Inhaber einer Banklizenz und damit eines der wenigen Fin- Techs, das Geldgeschäfte betreiben darf. Doch anders als bei N26, der ersten Smartphonebank Deutschlands, kommt das Solaris-Team mit dem Endkunden gar nicht in Kontakt. „Wir bedienen nur das B2B-Segment und sind die erste und bislang einzige Banking- Plattform, die sich ausschließlich den Bedürfnissen der Digitalwirtschaft widmet“, so Folz, der für sich und seine technikaffinen Kollegen in Anspruch nimmt, nicht nur so zu denken wie seine Kunden, sondern auch deren Sprache, also FinTech, zu sprechen. Von den traditionellen Banken werde die deutsche Digitalwirtschaft ausgebremst, weil diese nicht mit der schnellen Entwicklung von Zalando & Co. mithalten könnten, kritisiert Vorstand Wenthin die „alte Finanzwelt“, in der er wie Folz zunächst Karriere gemacht hatte, unter anderem bei der Deutschen Bank. Doch Zalando & Co. sind mittlerweile so stark gewachsen, dass sie als Bank-Klientel attraktiv sind. Allein der E-Commerce-Markt hatte laut Handelsverband Deutschland (HDE) im vergangenen Jahr im B2C-Geschäft Umsätze von 44 Mrd. € erzielt, fünf Jahre zuvor waren es gerade mal 26,3 Mrd. €. Den Online-Shops, Marktplätzen und FinTechs will sich Solaris als Banking-Partner auf Augenhöhe andienen. Doch auch traditionelle Banken und Unternehmen interessieren sich für die Platfform. Wie aus einem Legokasten können die Kunden der Berliner Bank verschiedene Bausteine aus den Bereichen „Payments“, „Digital Banking“ sowie „Deposits & Lending“ wählen und diese über Schnittstellen – sogenannte APIs – bei der Bank anbinden. Schnell machte deshalb das Schlagwort „Legobank“ die Runde. Jeder Partner könne wie bei Legosteinen das für ihn passende Modell bauen und damit sein Geschäftsmodell um Finanzprodukte ergänzen, bei denen die SolarisBank dank ihrer Banklizenz als regulatorischer Partner agiere und den Verwaltungsaufwand schultere, erklärt Folz. Entscheidender Vorteil für Solaris: Man bietet den Kunden aus den unterschiedlichen Branchen Flexibilität, ohne jedes Mal ein Angebot maßschneidern zu müssen. Das lässt Skaleneffekte zu und spart Geld. Als neuen Service wird das Institut im dritten Quartal 2017 seinen Partnern eine De- 42 08 // 2017
MANAGEMENT bit Card anbieten. Dafür hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr eine Kooperation mit Master Card abgeschlossen. Mit seinen modular aufgebauten Dienstleistungen will die Banking-Plattform, das die Sonne nicht nur im Namen, sondern auch im gelb-orangenen Logo trägt, nicht weniger als ein „Energiespender für das digitale Ökosystem“ sein. Das Angebot scheint anzukommen. „Die Kunden stehen Schlange“, sagt Folz, der jetzt zügig in allen Geschäftsbereichen, sei es Vertrieb, Operations, IT oder Legal, die Strukturen schaffen will, um eine weitere Skalierung des Geschäftsmodells zu ermöglichen. „Jeder Ressourcenengpass hält auf.“ Zum aktuellen Zeitpunkt hätten 28 Partner unterschrieben, 18 von ihnen würden die Services bereits nutzen. Damit bleibt der Newcomer unter Deutschlands Banken allerdings weit hinter seinen Zielen zurück. Im März 2016 hatte Bankvorstand Wenthin angekündigt, nach einem Jahr mit 50 Partnern eine Million Endkunden erreichen zu wollen. Folz begründet das mit einem Strategieschwenk. Zu Beginn habe man den Fokus auf Start-ups und FinTechs gerichtet. Dann hätten jedoch auch etablierte Unternehmen Interesse gezeigt, deren Anbindung an die Plattform länger dauere. Die Zahl der Endkunden sei aber früher als erwartet erreicht worden. Beispiele für Partnerschaften sind: Für das Berliner Start-up Cringle wickelt Solaris im Ausland Zahlungen ab. Via Smartphone-App können Cringle-Kunden einen Kontakt aus ihrem elektronischen Adressbuch auswählen und kleinere Geldsummen direkt verschicken, etwa um geliehene Beträge an Freunde bargeldlos zurückzuzahlen. Für die Berliner Banking-App Kontist, die sich speziell an Freelancer und Gründer richtet, führt Solaris die Konten und wickelt die Zahlungen ab. Seinen Kunden will Kontist maßgeschneiderte Angebote liefern. So soll sich z. B. die Steuer automatisch zurücklegen lassen. Zu den größeren Partnern gehört der Portalbetreiber Scout24 (ImmobilienScout24, AutoScout24), der im Herbst 2015 an die Börse gegangen ist. Für eines der größten deutschen Gebrauchtwagenportale haben die Berliner ein Kreditangebot in die Plattform integriert. Reicht das Geld für das Wunschauto nicht aus, kann sich der AutoScout24-Kunde, wenn er denn will, den Gang zur Hausbank ersparen und per Mausklick die Finanzierungslücke schließen. Das Geld bekommt Solaris vom Berliner Festgeldvermittler Savedo, der wie auch Solaris, von der Berliner FinTech- Schmiede Finleap gegründet worden ist. Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland, hat die Bank Kunden gewonnen. Für den Geschäftsbereich E-Geld etwa die 2008 gegründete niederländische Fashioncheque, ein Anbieter von händlerübergreifenden Gutscheinkarten, oder in Deutschland die Imbissketten Nordsee und Backwerk. Als volllizensiertes Kredit- 08 // 2017 43
Laden...
Laden...
Laden...