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die bank 08 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó IT & KOMMUNIKATION

ó IT & KOMMUNIKATION beit. Betrachtet man allein den organisatorischen Aufwand bis zum mittels Crowdinvesting erfolgreich abgeschlossenen Projektverlauf, so wird deutlich, dass sich hier in den seltensten Fällen überdurchschnittliche Marktperspektiven ergeben. Auch bleibt das Crowd-basierte Investment anhand der von den Betreibern gewählten Rechtskonstruktionen für den Anleger generell risikoreicher als beispielsweise ein Direktkauf der Immobilie. Auch breiter gestreute, professionell und aktiv betreute Immobilienfonds sind nicht so leicht zu ersetzen. Hinzu kommt der manuell hohe Design- und Pflegeaufwand für die Initiatoren. Er bereitet zwar einer Finanzierung via Venture Capital den Boden, zieht jedoch nicht automatisch eine sich auf Dauer selbsttragende Entwicklung nach sich. Das Beispiel Bergfürst macht deutlich, welch steinigen Weg derartige Geschäftsmodelle noch vor sich haben, um sich in naher Zukunft erfolgreich am Markt behaupten zu können. Die Crowdinvesting- Plattform musste ihren strategischen Ansatz bereits mehrere Male an neue Erfordernisse anpassen, ein kostspieliges Unterfangen. Wurde zunächst nach dem Gründungsjahr das rechtlich aufwendige Konstrukt eines volllizensierten Bankhauses gewählt, das allerdings nicht den gewünschten Erfolg nach sich zog, so fungiert das Unternehmen heute laut eigenem Bekunden als eine Immobiliengesellschaft. Aber auch diese Hülle birgt ihre Licht- und Schattenseiten. Dem potenziellen Kunden bleibt somit nichts anderes übrig, als bei jedem Crowdinvesting einer Immobilie sorgfältig hinter die Kulisse zu blicken. Unzählige Jungunternehmen versuchen die Wertschöpfungskette der klassischen Spieler anzugreifen. ” 1 zeigt den Versuch eines grafischen Überblicks über diverse Geschäftsmodelle von Start-ups im Immobiliensektor. Europa hinkt hinterher Obwohl es bislang in der digitalen Agenda der Immobilien-Start-ups der nächsten Generation an tragfähigen Geschäftsmodellen mangelt, springen zahlreiche Investoren auch weiterhin auf den vermeintlichen Wachstumstrend auf. Im vergangenen Jahr investierten die Kapitalgeber weltweit 1,7 Mrd. US-$ in neue PropTech-Unternehmen. Rund die Hälfte der Investitionen bezog sich dabei geografisch auf die USA, rund ein Viertel fand in China statt. Der europäische Kontinent spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle, denn laut Catella wanderten dorthin nur rund vier Prozent der Investitionen, wovon wiederum rund drei Viertel allein auf Großbritannien entfielen. Unterschätzen sollte man den Wachstumstrend trotzdem nicht. Aber allein die Finanzmetropole London scheint derzeit in der Lage zu sein, mit der internationalen Entwicklung Schritt zu halten, beispielsweise durch die Ansiedlung eines PropTech-Ökosystems mit diversen Marktbeschleunigern (Acceleratoren). Ob es in Europa allerdings ausreicht, an neuralgischen Schnittstellen einige Innovationslabore ins Leben zu rufen, um ausgewählte Start-ups in einer kurzen Zeitspanne durch gebündeltes Know-how und Ressourcen auf das Niveau einiger US-Vorbilder zu heben, bleibt fraglich. Bislang gibt es nicht wenige Gründe, an der Durchschlagskraft der nächsten digitalen Revolution im Immobilensektor noch zu zweifeln. ó 1 Crowdfunding Vermittlung Verkauf Mieter/Käufer Meta-Suche Vermietung Marktplätze Meta-Eintrag Vermieter/Verkäufer Homewhere.io Quelle: Stryber Consulting, Stand: Januar 2016. 74 diebank 08.2016

IT & KOMMUNIKATION ó Nach „Agile“ kommt „Devops“ BANKEN-IT Zumindest im Privatkundengeschäft wurde zuletzt immer wieder prognostiziert, dass die klassischen Filialbanken auf Dauer nicht mit den innovativen, internetbasierten Ideen und Lösungen der FinTechs mithalten könnten – zumal ihre über Jahrzehnte gewachsene Software-Entwicklung schnelle und kundenorientierte Lösungen nicht mehr hervorbringe. Doch dieses Denken übersieht wichtige Punkte. Denn die Banken-IT ist weiter als viele denken. Prashant Kelker Keywords: Informationstechnologie, Organisation Ein Exkurs in die Automobilindustrie zeigt, warum Banken die Konkurrenz von Internet-Firmen wesentlich weniger zu fürchten haben als viele andere Branchen. Autoverkaufsportale verfügen mittlerweile über viel mehr Informationen über sämtliche Fahrzeugmodelle und die Käufer als die Hersteller selbst, darunter Daten über tatsächliche Marktpreise, Preistendenzen, Käufervorlieben, Ausstattungsmerkmale und vieles mehr. Dieser Schatz an Big-Data- Informationen steht den Herstellern selbst nicht zur Verfügung, sodass sie diese für zusätzliche datengestützte Services rund um ihr eigentliches Produkt auch nicht nutzen können. Ähnliches gilt für den Entertainment- und Info-Bereich, in dem Apple und Google die Nase vorn haben und nicht die Insellösungen der Autokonzerne. Bei Banken hingegen stellt sich die Situation ganz anders dar, denn 80 Prozent des Bankgeschäfts sind letztlich Transaktionen. Und diese laufen über Hintergrundsysteme und nicht etwa über die Schirme von Smartphones oder Tablets. Das Gros der Daten verbleibt also bei den Banken, während die Erstellung mobiler Apps keine große Herausforderung mehr ist. Auch Finanzkonzerne stellen diese mittlerweile innerhalb weniger Wochen auf die Beine. FinTechs gehen in Banken auf Derzeit sind zwei Strategien im Bankenumfeld zu beobachten: Die einen Institute versuchen über eigene Easy-to-use- Angebote, Paypal & Co. das Wasser in ihren Online-Kanälen abzugraben. Die anderen kaufen die zu den eigenen Geschäftsmodellen passenden Start-ups einfach auf, wie es jüngst mehrfach geschehen ist. Doch nicht nur aufseiten der Daten (Big Data) üben Internet Companies Wettbewerbsdruck auf etablierte Großunternehmen aus, sondern auch über ihr abweichendes Vorgehen bei der Software-Entwicklung. Die jüngste Innovation in diesem Bereich nennt sich „Devops“, das steht für Development & Operations. Das Vorgehen erweitert den Ansatz der agilen Software-Entwicklung um den Betrieb. Zwar brachte „Agile“ ein großes Plus an Schnelligkeit, Flexibilität und Kundenorientierung in die Software-Entwicklung. Doch ihre eigentliche Bewährungsprobe bestehen auch die agil entwickelten Software-Produkte erst, wenn sie in Produktion gehen und der Markt über ihre Akzeptanz entscheidet. Wenn dieses Feedback allerdings nur zwei- oder dreimal im Jahr erfolgt, ist die während der Entwicklung gewonnene Geschwindigkeit und Kundennähe schon wieder dahin. Diese Erkenntnis führte zum Entstehen des Devops-Ansatzes, der neben der Entwicklung auch den Betrieb „agilisiert“. Software-Updates jeden Tag Devops zielt auf die radikale Verkürzung der Entwicklungszyklen, z. B. ein Update jeden Tag. Kommt eine Funktion am Markt nicht an, kann sie so am Folgetag einfach wieder abgeschaltet werden. Umgekehrt lassen sich Produktideen Schritt für Schritt erweitern, wenn sie bei den Anwendern auf Begeisterung stoßen: von der Idee in die Produktion innerhalb von 24 Stunden und dies dann durchaus auch mehrmals. Dass diese kurzen Zyklen möglich sind, zeigen zahlreiche Unternehmen, darunter Google, Apple oder Amazon, die es zum Teil sogar auf mehrere Tausend Software-Releases pro Tag bringen. Wegen solcher Erfolgsgeschichten nimmt der Devops-Zug derzeit rasant Fahrt auf. Gestartet als Technologie, entwickelt sich Devops zu einer umfassend neuen Philosophie für die gesamte IT. Am Beispiel IT-Sicherheit lässt sich dies gut beobachten. Was nützen agile Entwicklung und Betrieb, wenn die Sicherheitsrichtlinien noch dem altbekannten Wasserfallmodell folgen und sich Sicherheitslücken erst nach Wochen oder Monaten schließen lassen? Demgegen- 08.2016 diebank 75

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