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die bank 07 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG 1 |

DIGITALISIERUNG 1 | TARGET-Services: Aufbau und Teilnehmer Estland Italien Finnland EZB Deutschland Rund 1.200 Teilnehmer vom deutschen Markt Belgien Spanien TARGET-Services Griechenland Zentrales Liquiditätsmanagement Frankreich Irland Gemeinsame Services Prozesse an das neue System ausrichten mussten (vgl. Abb. ÿ 1), und natürlich bei den zahlreichen Teilnehmern, die sich (direkt oder indirekt) an TARGET angebunden haben. Sie alle hatten enorme technische und organisatorische Anpassungen zu bewältigen. Im Ergebnis kann man aber ohne Zweifel sagen, dass der Übergang zu einer neuen Generation des RTGS (Echtzeit-Brutto-Abwicklungs)- Individualzahlungsverkehr Wertpapierabwicklung Echtzeit- Überweisung Kroatien Lettland Entwickler- und Betreiber der TARGET-Services: Deutsche Bundesbank, Banca d'Italia, Banque de France, Banco de España Rund 2.300 Teilnehmer insgesamt Zypern Litauen Slowenien Luxemburg Slowakei Malta Portugal Niederlande Österreich Quelle: Deutsche Bundesbank. bung der Bedeutung von TARGET für die gesamte Zahlungsabwicklung in Europa Rechnung getragen, insbesondere mit Blick auf die seinerzeit aktuelle geopolitische Lage sowie die volatilen Finanzmärkte. Als das Migrationswochenende für die TARGET2/T2S-Konsolidierung dann (endlich) erreicht war, konnte man die Spannung förmlich mit den Händen greifen. Über fünf Jahre harter Arbeit lagen hinter den Projektmitarbeiter:innen bei den vier Zentralbanken Banca d’Italia, Banque de France, Banco de España sowie Deutsche Bundesbank (diese kurz „4ZB“ genannten Notenbanken haben das Kernsystem entwickelt und betreiben es), aber auch bei den Zentralbanken, die die Services ihren Märkten anbieten und dafür ihre Infrastruktur, Anwendungen und 44 07 | 2023

DIGITALISIERUNG Systems, den das Eurosystem gemeinsam mit der europäischen Bankenindustrie bewältigt hat, gut gelungen ist. Es mag etwas verwundern, dass in der Öffentlichkeit kaum Notiz davon genommen wurde, aber letztlich ist dies auch ein großes Lob, denn ein reibungsloser Zahlungsverkehr gilt oft als selbstverständlich und erfährt meist nur bei Störungen größere Aufmerksamkeit. Der erfolgreiche Abschluss dieses europäischen Großprojekts ist auch das Verdienst der deutschen Kreditwirtschaft und der anderen europäischen Märkte. Nur durch die gute, partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten war es möglich, dieses Ziel zu erreichen. Ihnen allen gebührt ein großes Dankeschön! Welche Herausforderungen waren in diesem Projekt zu bewältigen? Das Leistungsangebot von TARGET ist sehr vielfältig, vgl. Abb. ÿ 1. Einzelne Funktionen sind eng miteinander verflochten. Durch das Zusammenrücken der Services und die gemeinsamen Komponenten können zwar Kosten eingespart und die Anzahl möglicher Fehlerquellen verringert werden, gleichzeitig hat sich die Komplexität deutlich erhöht und die 4ZB vor schwierige Aufgaben gestellt, die nicht immer schnell zu lösen waren. Dank hohem Arbeitseinsatz wurden diese aber letztlich bewältigt. Für die Nutzer des neuen TARGET-Systems – Teilnehmer und Zentralbanken – galt es zunächst, der Gefahr zu widerstehen, den Aufwand zu unterschätzen und nicht rechtzeitig fertig zu werden. Verzögerungen bei der Anbindung an TARGET waren keine Option, da die Migration aufgrund der zahlreichen technischen Änderungen der TARGET-Infrastruktur sowie ihrer vielen Interdependenzen punktgenau als „Big Bang“ zu erfolgen hatte, d. h. ohne Parallelphase von Altund Neusystem. Ein Verfehlen dieses Ziels hätte bedeutet, vom Zahlungsverkehr, der Verrechnung mit anderen Infrastrukturen, den geldpolitischen Geschäften bzw. der Mindestreservehaltung abgeschnitten zu sein – ganz abgesehen von den globalen Auswirkungen, wenn das Rückgrat des europäischen Zahlungsverkehrs temporär weggebrochen wäre. Somit waren die Teilnehmer gefordert, die erforderlichen Maßnahmen für das eigene Haus sorgfältig zu planen und umzusetzen. Das war umso herausfordernder, als nicht nur der reine Zahlungsverkehr betroffen war, sondern die erforderlichen Anpassungen in vielfältige Anwendungen in den einzelnen Häusern reichten und tiefgreifende Änderungen in den hausinternen Prozessen in den verschiedensten Geschäftsbereichen erforderte. Im Haus der Bundesbank beispielsweise mussten rund 20 Anwendungen aus den Bereichen Zahlungsverkehr, Sicherheitenmanagement (für die Kreditgewährung und das Einräumen der Kreditlinien), Bargeldmanagement oder auch dem internen Rechnungswesen angepasst werden. Eine besonders große Herausforderung für alle Beteiligten war dabei zweifellos die Umstellung des Nachrichtenstandards von den etablierten und vertrauten Swift MTs (Message Types) auf ISO 20022 – den modernen Standard der Finanzindustrie. Auch wenn ISO 20022 schon seit Jahren im SEPA-Umfeld, in der Wertpapierabwicklung über T2S und auch bei den Echtzeitüberweisungen etabliert ist, betrat die Zahlungsverkehrsgemeinde damit im eiligen Großbetragszahlungsverkehr und gleichzeitig auch im Korrespondenzbankgeschäft über Swift Neuland. Swift sieht zwar eine Koexistenz-Phase bis November 2025 vor, aber neben einigen Mindestanforderungen, die bereits zum Start der Migration am 20. März 2023 (zeitgleich mit der T2-Einführung) zu erfüllen waren, sprachen prozessorale Gründe sowie die Überlappung internationaler Zahlungen mit T2 für eine sofortige Umstellung auch in diesem Segment. 07 | 2023 45

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