DIGITALISIERUNG DAS TARGET2/T2S-KONSOLIDIERUNGSPROJEKT – ERFAHRUNGEN UND AUSBLICK Reibungsloser Zahlungsverkehr läuft unter dem Radar 42 07 | 2023
DIGITALISIERUNG Zentral- und Geschäftsbanken nutzen für die Abwicklung von Großbetragszahlungen den T2-Service des vom Eurosystem betriebenen TARGET-Systems. Es war als Nachfolger von TARGET2 im Frühjahr nahezu ohne große Aufmerksamkeit umgesetzt worden. „Die Migration auf das neue System erfolgte im Zeitraum vom 17. bis zum 20. März 2023“, teilte die EZB einen Tag später nüchtern mit, am ersten Betriebstag seien reibungslos 400.000 Transaktionen abgewickelt worden. Der Aufwand im Vorfeld war gigantisch, und die Einführung von T2 musste zweimal verschoben werden. Unser Autor berichtet von seinen Erfahrungen bei der Umsetzung aus der Sicht der Deutschen Bundesbank. Am 20. März 2023 wurde das TAR- GET2/T2S-Konsolidierungsprojekt erfolgreich abgeschlossen – gut fünf Jahre nach dem offiziellen Startschuss. Es war ein Großprojekt, das in Umfang und Komplexität seinesgleichen sucht. In der Öffentlichkeit wurde zwar kaum mehr als über die erfolgreiche Einführung berichtet, doch es hat alle Beteiligten vor große Herausforderungen gestellt. Und ganz nach dem Motto „Nach dem Projekt ist vor dem Projekt“ ist auch schon die nächste Evolution am Horizont erkennbar. 15 Jahre, vier Monate und einen Tag nach seiner Inbetriebnahme im November 2007 ist TARGET2 Geschichte; das transeuropäische automatisierte Echtzeit-Brutto-Express-Zahlungsverkehrssystem des Eurosystems wurde am Freitag, dem 17. März 2023, nach Abschluss des Geschäftstags durch eine neue Generation erfolgreich abgelöst. Den Startschuss für das sog. TAR- GET2/T2S-Konsolidierungsprojekt und damit zur Erneuerung des Systems gab der EZB-Rat bereits am 6. Dezember 2017. Damit wurde der Weg bereitet, die weitere Harmonisierung der europäischen Finanzmärkte voranzutreiben und die TARGET-Services fit für die Zukunft zu machen. Neben der Stärkung der Cyber-Resilienz ging es darum, über gemeinsam genutzte Komponenten Synergien zwischen den Verfahren zu heben und den Systemzugang zu vereinheitlichen. Ganz wesentliche Errungenschaften sind außerdem das optimierte und nunmehr zentrale Liquiditätsmanagement über alle TAR- GET-Services (T2, T2S und TIPS) hinweg, die Einführung eines modernen Nachrichtenstandards gemäß ISO 20022 und zusätzliche Services, wie z. B. automatisierte bzw. regelbasierte Liquiditätstransfers oder längere Öffnungszeiten. Über die gesamte Projektlaufzeit hinweg war es uns in der Bundesbank besonders wichtig, den Dialog mit dem deutschen Markt zu pflegen und unsere TARGET-Teilnehmer bestmöglich zu unterstützen. Mehr Details zu den TARGET-Services finden Sie im Kasten. Das Großprojekt konnte erfolgreich abgeschlossen werden Ursprünglich für den November 2021 vorgesehen, wurde die Verfahrenseinführung zweimal verschoben. Mit der ersten Verschiebung um zwölf Monate kam das Eurosystem einem Wunsch der europäischen Finanzmärkte nach, einerseits die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu berücksichtigen und andererseits auch die von Swift avisierte Neuplanung des Starts der ISO 20022-Migration im globalen Korrespondenzbankgeschäft, die gleichzeitig hätte erfolgen sollen; beides führte zu deutlich gestiegenen Herausforderungen und Belastungen für die Projektteams und die Arbeiten. Die zweite Verschiebung um weitere vier Monate, die im Oktober 2022 vom EZB-Rat beschlossen wurde, diente der Erhöhung der Systemstabilität sowie einer besseren Vorbereitung der Teilnehmer auf die Migration. Obwohl die meisten Nutzer zum geplanten Starttermin bereit gewesen wären, hätten doch andere ihre Tests nicht vollständig abschließen können. Das war u. a. auch darauf zurückzuführen, dass der Start der T2-Kundentestphase holprig verlaufen war und die Software zum damaligen Zeitpunkt noch Mängel aufwies. Zudem wurde mit dieser Verschie- 07 | 2023 43
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