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die bank 07 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 3 |

MANAGEMENT 3 | IT-Lösungskomponenten Taxonomie-Tool Scoring-Tool Kreditvorlage Kreditantrag ESG- Self-Service Konto Kunde Sicherheit Gesamtbanksteuerung ESG-Daten-Pool für Banken ESG- Steuerung CSRD-Daten-Pool Quelle: SKS Group. Neben Kunden- und Geschäftsdaten werden in der Risikomessung zur Abschätzung von ESG-Risiken Prognosen zu makroökonomischen Daten und Umweltdaten benötigt, die in diesem Umfang und dieser Komplexität in Banken bisher nicht gebraucht und verarbeitet wurden. Aktuell ist zu beobachten, dass sich Versicherungen an dieser Stelle immer häufiger als Datenanbieter ins Spiel bringen, da sie aus ihrer Geschäftstätigkeit der Schadensbewertung über diese Quelldaten historisch schon verfügen. Risiko-Szenarien in die IT-Infrastruktur integrieren Die Szenariobildung spielt bei den zu verwendenden Risikomethoden eine herausragende Bedeutung. Dabei sollen verschiedene, plausible, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Szenarien für die Auswirkungsanalyse zur Anwendung kommen, wie die NGFS- Szenarien (Network for Greening the Financial System). Diese öffentlich verfügbaren, externen Datenquellen gilt es dann in die IT- Infrastruktur zu integrieren und der Risikocontrolling-Einheit zur Verfügung zu stellen. In der Risikoüberwachung ist auf Gesamtbankebene sicherzustellen, dass die Geschäftstätigkeit des Instituts der gewählten ESG-Strategie entspricht. Für die bisherigen Systeme zur Risiko- und Limitüberwachung ist folglich zu untersuchen, welche Anpassungen zur Darstellung der ESG- Einflüsse erforderlich sind. Da die ESG-Risiken in die etablierten Risikoarten Kredit-, Markt-, Liquiditäts- und operationelles Risiko zu integrieren sind, werden sie sich voraussichtlich auf den ICAAP-Prozess zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit unter normativer und ökonomischer Perspektive nur indirekt auswirken. Jedoch ist das Standardinstrumentarium der Risikoüberwachung – wie die Tagesmeldung zum Marktpreisrisiko, der Monatsbericht zum Gesamtrisiko oder der Quartalsbericht incl. ICAAP (Internal Capital Adequacy Assessment Process, Sicherstellung der Risikotragfähigkeit) – um die Detaildarstellung der ESG-Einflussgrößen zu erweitern, damit eine entsprechend granulare Risikosteuerung unter ESG-Einfluss möglich ist. Darüber hinaus ist denkbar, die Limitüberwachung um CO2-Limite auf Geschäftsebene oder andere KPIs zu ergänzen. Die Umsetzung des im Risikocontrolling definierten Überwachungsrahmens für ESG-KPIs ist in den Prozessen der Marktfolgeeinheiten entsprechend zu verankern, etwa durch regelmäßiges Monitoring auf Kontrahenten- und Geschäftsebene. Damit die Steuerung der Geschäfte, Portfolien und der Bank insgesamt gelingen kann, ist das bisherige KPI-Gerüst signifikant weiterzuentwickeln und abzuwägen, in welchem Detaillierungsgrad Klimagrößen in der Risikosteuerung etabliert werden sollen. Der gesamte Risikosteuerungskreis der Bank wird dadurch verändert. Neben allem Aufwand erhält eine Förderbank jedoch auch völlig neue Einsichten und Erkenntnisse, nach denen sie ihre Fördermittel zuweisen kann, was letztlich auf Sicht auch eine Veränderung des Geschäftsmodells nach sich ziehen könnte. ÿ 3 Die nächsten Schritte einer Förderbank Wie die gesamte Branche, so bewegt auch die Förderbanken die Frage, was geeignete erste Schritte zur Herstellung ihrer ESG-Konformität sein sollten. Wegen ihres öffentlich-rechtlich verankerten Förderauftrags zur Unterstützung der klimaorientierten Transformation ist der Umsetzungsdruck für sie als Less Significant Institution (LSI) dabei nur vermeintlich geringer als für die anderen Finanzinstitute. Ganz im Gegenteil steht ihre Transformation unter der besonderen Beobachtung von Regulatoren, Kunden und einer breiten Öffentlichkeit. Startpunkt jeder Transformation sollte zunächst die Überarbeitung der Geschäftsstrategie der Förderbank sein, die festlegt, wie ESG- Anforderungen zukünftig im Geschäftsmodell berücksichtigt werden sollten. Auf dieser Basis 40 07 | 2023

MANAGEMENT können anschließend die Methoden zur Bewertung und Steuerung der auf ESG-Anforderungen hin optimierten Risikoindikatoren der Gesamtbank weiterentwickelt werden. Der Kreditvergabeprozess als wichtigster Bestandteil des Kerngeschäfts ist frühzeitig auf die umfangreichen, neuen Datenanforderungen auszurichten. Dabei ist die Einschätzung der Wirtschaftsaktivität gemäß NACE-Code sowohl am Kontrahenten als auch am Geschäft ein zentrales Datenfeld, um den taxonomiefähigen bzw. taxonomiekonformen Anteil des Umsatzes des Kontrahenten bzw. einer Investition einschätzen zu können. Die daraus abgeleitete Klassifizierung gemäß EU-Taxonomie und ein ebenfalls abgeleiteter ESG-Score dürften die Basis zahlreicher Entscheidungs- und Überwachungsprozesse werden. Um eine kontinuierlich hohe Datenqualität als Basis der Portfoliosteuerung zu gewährleisten ist ein regelmäßiges, i. d. R. jährliches Monitoring der gesammelten Daten zu implementieren. Auf Gesamtbankebene ist schließlich ein erstes einfaches Kennzahlengerüst von KPIs, etwa in Form von CO2-Limiten oder einem Green Asset Ration (GAR), zu entwickeln, mittels dessen der Transformationserfolg überwacht und gesteuert werden kann. FAZIT Die Kernaufgabe bei der Einführung von ESG besteht offensichtlich maßgeblich in der Systematisierung und Strukturierung der Datenerhebungsprozesse, die möglichst früh in den Gesamtprozess zu integrieren sind. Mehr denn je ist eine effiziente IT-Dateninfrastruktur damit der entscheidende Erfolgsfaktor bei der Umsetzung der ESG-Anforderungen, die bei ihrer Implementierung einer gründlichen IT-Architekturplanung bedarf. Autoren: Dr. Anke Klewitz (Foto links), Senior Managerin Risk, Dalibor Pusic (Foto Mitte), Manager Regulatory, beide von der SKS Group. Stephan Fuchs (Foto rechts), IT-Architekt, enablingU GmbH. 07 | 2023 41

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