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die bank 07 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

THEMENSCHWERPUNKT

THEMENSCHWERPUNKT ZAHLUNGSVERKEHR de zu halten und die Risikopreise anzupassen. Beides belastet die Liquidität – da sich die Bid/ Offer Spreads ausweiten. LiquiditätsanbieterInnen daran zu hindern, Quotierungen für Wertpapiere anzuzeigen, die sie nicht besitzen, ist letztlich ein Bärendienst für den EndinvestorInnen. Betrachtet man die Evidenz dafür, wie bedeutend das Problem ist, das mit der Verordnung angegangen werden soll, ist das Ergebnis ernüchternd. Nach den neuesten Zahlen, die vom T2-System zur Verfügung gestellt wurden, wurden über das Eurosystem im Durchschnitt täglich Wertpapiertransaktionen im Wert von mehr als 1,1 Bio. € abgewickelt, verteilt auf etwa 607.000 Transaktionen pro Tag im Jahr 2019. Und das nur vier Jahre nach dem Start von T2S, dem Wertpapierabwicklungsbereich des Target2-Systems. Während die Menge an Transaktionen beeindruckend ist, lohnt es sich, eine andere Metrik zu betrachten, die durch die „Recycling- Periode“ bereitgestellt wird. Transaktionen, die am Ende eines jeden Tages nicht abgewickelt wurden, verbleiben im System, das dann versucht, sie für die Abwicklung zu recyceln. Die EZB veröffentlicht Zahlen für die Verwertungsperiode für eine Dauer von bis zu 16 Tagen. Nur 0,92 Prozent der Transaktionen waren bei T+16 noch nicht abgewickelt, was weniger als 5.600 der 607.000 Transaktionen pro Tag entspricht. Es muss auch beachtet werden, dass nicht alle der nicht abgewickelten Transaktionen aufgrund des Verhaltens der MarktteilnehmerInnen gescheitert sind. Es gibt auch Ausfälle, die aus der Unfähigkeit der Plattform resultieren, eine Transaktion zu verarbeiten, wie der Vergleich des Platform Settlement Efficiency Indicator (PSEI) und des Market Settlement Efficiency Indicator (MSEI), den das System liefert, zeigt. Dieser Vergleich wird im Bericht für das Jahr 2020 noch viel interessanter sein, insbesondere bei der Betrachtung der Auswirkungen der extremsten Volatilitäten in diesem von der Covid19-Pandemie dominierten Jahr. Nachfolgeregelung für TARGET2 Eine solche Analyse wird auch in Zukunft interessant bleiben, da das Eurosystem ein TAR- GET-Konsolidierungsprojekt gestartet hat, das darauf abzielt, TARGET2 im November 2022 durch ein „neues, modernes und sicheres Echtzeit-Brutto-Zahlungsverkehrssystem“ zu ersetzen. Das neue System soll seinen TeilnehmerInnen optimierte Liquiditätsmanagement-Funktionen bieten, eine einheitliche Anbindung an die Marktinfrastrukturen des Eurosystems gewährleisten und den Übergang zu ISO 20022-Standardnachrichten ermöglichen. Es wird aus speziellen TARGET2-Geldkonten (für Bank-zu-Bank- und kommerzielle Zahlungen sowie Transaktionen mit der Zentralbank), speziellen TARGET2-Securities-Geldkonten (für die Abwicklung von Wertpapiertransaktionen) und speziellen TIPS-Geldkonten (für die Abwicklung auf der Instant-Payments-Plattform) des Eurosystems bestehen. Dieses Projekt ist für alle Institute der Eurozone relevant, die derzeit Konten bei ihren Zentralbanken haben oder haben wollen. Diese Institute müssen sich darüber im Klaren sein, welche Transaktionen sie über ihre Zentralbank abwickeln, ob diese direkt oder über einen Dritten ausgeführt werden und welche Kontostruktur sie dafür benötigen. Das wird erhebliche Auswirkungen auf interne Prozesse haben, die über Zahlungen und Konten hinausgehen. Diese Auswirkungen steigen mit der Größe und Komplexität sowie der regionalen Ausdehnung eines Instituts. Darüber hinaus werden diejenigen Institute ausgeschlossen, die ihre internen Vorbereitungen zum Migrationszeitpunkt noch nicht abgeschlossen haben werden. Sie sind von einzelnen Zahlungen in Zentralbankgeld, von der Nutzung von Open Market Operations, von der Nutzung der ständigen Einrichtungen und von der Möglichkeit, ihre Mindestreserveanforderungen zu erfüllen, abgeschnitten. Zu guter Letzt wird die Migration als „Big Bang Go-Live“ ohne gleichzeitige Übergangsphase am 22. November 2022 erfolgen. 66 07 // 2021

Thibault Gobert ist bei Spectrum Markets (Paris) für die Bereiche Market-Maker und Emittenten verantwortlich. Er ist seit 25 Jahren im Derivatebereich, u. a. bei der Börse Stuttgart und mehreren ZAHLUNGSVERKEHR FAZIT Die Einführung der CSDR ist eine Mammutaufgabe, gerade auch im Hinblick auf die verpflichtende Buy-In-Regelung. Daher ist die Prognose realistisch, dass es mehr Abwicklungsausfälle geben wird, die eher auf operative als auf Liquiditätsprobleme zurückzuführen sind. Vor diesem Hintergrund wären die europäischen Währungsbehörden gut beraten, das CSDR-Buy-In-System noch einmal kritisch zu überprüfen. Autor Großbanken, und gründete den französischen Verband für strukturierte Produkte (AFPDB). 1 https://www.ecb.europa.eu/paym/intro/publications/html/ecb.targetsecar202005.en.html. 07 // 2021 67

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