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die bank 07 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT

MANAGEMENT GESCHÄFTSMODELLE: BANKHAUS HERZOGPARK Bank ohne Altlasten Vor knapp zehn Jahren – mitten in der Finanzkrise – gegründet, hat sich das Bankhaus Herzogpark in München als „Bank von Unternehmern für Unternehmer“ erfolgreich am Markt etabliert und verwaltet heute mit 29 Mitarbeitern 1,9 Mrd. €. Welche Rolle Investorenlegende Warren Buffett bei der Anlagestrategie spielt, und welche Pläne die Bank verfolgt, berichtet Gründer, Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär Dr. Reiner Krieglmeier. diebank: Wenn Sie Ihr Geschäftsmodell in einigen kurzen Sätzen beschreiben müssten, dann wäre das....? Reiner Krieglmeier: Wir sind eine inhabergeführte Privatbank. Unser Kerngeschäft sind Dienstleistungen für Family Offices sowie die Vermögensverwaltung. Das Institut betreibt keinen Eigenhandel und verzichtet auf das Firmenkundengeschäft. So bleiben wir unabhängig und vermeiden Interessenkonflikte. Zu den Kunden zählen vermögende Privatpersonen, Unternehmerfamilien, institutionelle Anleger sowie Stiftungen. Das Finanzportfolio können wir auf Basis einer Vollbanklizenz verwalten. diebank: Um Vermögen zu verwalten, hätten Sie eigentlich keine Vollbanklizenz gebraucht. Warum haben Sie den großen Aufwand in Kauf genommen? Krieglmeier: Durch die Vollbanklizenz ergeben sich erhebliche Kostenvorteile beim An- und Verkauf von Wertpapieren, weil wir direkt an den Märkten handeln können, ohne dass eine andere Bank zwischengeschaltet ist. Dadurch bekommen wir, anders als Vermögensverwalter, Wertpapiere zu den tatsächlichen Kursen und müssen keinen Aufschlag zahlen. Diese Vorteile können wir an unsere Kunden weitergeben, die ihre Konten und Depots direkt bei uns führen können. Außerdem war uns damals schon klar, dass die Regulatorik für eine Bankgründung aufgrund der Finanzkrise sicher noch weiter verschärft wird. Und so kam es dann ja auch. Damals brauchten wir nur die Zustimmung der BaFin, während heute auch die EZB eine Lizenz erteilen muss. diebank: Das Bankhaus wurde 2009 gegründet, für die Finanzbranche nicht gerade die beste Zeit. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ausgerechnet in dieser turbulenten Ära den Schritt zu wagen? Krieglmeier: Erstens hatten die Kunden das Vertrauen in bestehende Banken verloren. Zweitens schürte die Lehman-Pleite, bei der über Nacht ein einst renommiertes Institut ungeordnet in die Insolvenz rutschte, die Angst um die Einlagen. Man fragte sich: Wer kommt als Nächstes? Und drittens waren die Geschäftsmodelle vor allem auf den Vertrieb hauseigener Zertifikate und Fonds gerichtet, die in der Finanzkrise besonders stark an Wert verloren haben. Wir haben deshalb die einmalige Chance ergriffen, eine „Bank ohne Altlasten“ zu gründen. diebank: Sie haben nach dem VWL-Studium und der Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität in München fast 17 Jahre bei der HypoVereinsbank (UniCredit) gearbeitet und dort zuletzt den Geschäftsbereich Wealth Management und Family Office geleitet. Was hat für Sie den Reiz ausgemacht, von einer Großbank zu einer kleinen Privatbank zu wechseln – was ja auch mit einem erheblichen Risiko verbunden war? Krieglmeier: Zunächst einmal war es gar nicht geplant, eine Bank zu gründen. Bei der UniCredit habe ich Firmeninhaber betreut. Unter ihnen waren zwei sehr vermögende Unternehmer, die mir vorschlugen, eine eigene Vermögensverwaltung aufzubauen. Sie sicherten mir zu, ihr Mandat zu übertragen und mein Gehalt weiter zu zahlen. Gemeinsam mit unserem heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden, Prof. Dr. Stefan Leberfinger, habe ich dann Anfang 2008 die Investment Governance GmbH gegründet. Auch er brachte zwei Mandanten aus seiner Steuerkanzlei mit. 22 07 // 2018

MANAGEMENT diebank: Kurz darauf brach die Finanzkrise aus, die Sie und Ihre Kunden schließlich zum Umdenken bewogen hat. Krieglmeier: Zunächst haben wir das Vermögen unserer Kunden von Vermögensverwaltern und anderen Banken verwalten lassen, waren also nur beratend tätig. Im Juni 2008, kurz vor der Lehman-Pleite, haben wir dann mit unseren Kunden beschlossen, alles zu verkaufen und ausschließlich in deutsche Staatsanleihen oder Festgelder bei Sparkassen und Volksbanken zu gehen, deren Einlagensicherungssystem eine Kanzlei für uns überprüft hatte. Beim Crash hatten wir keine einzige Aktie mehr. Danach wurde allerdings schnell klar, dass die Kunden auch wieder investieren wollten. Sie wollten aber nicht mehr fremde Banken mit dem Mandat beauftragen. Am 9. September 2009 gründeten wir deshalb das Bankhaus Herzogpark, sozusagen um unsere Kunden herum. Dank der Vollbanklizenz konnten wir dann auch ein Konto bei der Deutschen Bundesbank eröffnen, auf dem wir Geld sicher parken können. diebank: Bei der Gründung soll die US-Investorenlegende Warren Buffett eine wichtige Rolle gespielt haben...? Krieglmeier: Ja, das stimmt. Ein Gründungsunternehmer hatte uns den Auftrag gegeben, zu recherchieren, nach welchen Kriterien Buffetts Holding Berkshire Hathaway ihr Geld investiert. Wir haben eine Studie in Auftrag gegeben und dann auf deren Basis unsere eigenen 34 Kriterien, quantitative wie qualitative, entwickelt. Schließlich haben wir 15 bis 20 Unternehmen identifiziert, in die wir investiert haben. Diese Kriterien wenden wir immer noch für unsere Direktinvestments an. diebank: Wie gut ist das Bankhaus Herzogpark mit dieser Strategie gefahren? Krieglmeier: Seit dem Start unserer Vermögensverwaltung hat ein ausgewogenes Mandat mit jeweils ca. 50 Prozent Aktien und Anleihen eine Wertentwicklung von knapp über 8 Prozent jährlich nach Kosten gebracht. diebank: Wenn Sie noch einmal zurückblicken – was waren die Milestones seit der Gründung? Krieglmeier: Wir haben eine Bank auf der grünen Wiese aufgebaut. Nach fünf Jahren hatten wir ein qualifiziertes Team, einen Kundenstamm und die internen Strukturen, darunter zum Beispiel Aufbau- und Ablauforganisation sowie Analysetools, etabliert. Nach zehn Jahren werden wir eine ordentliche Kapitalverzinsung von über zehn Prozent Eigenkapitalrendite erreicht haben. Und in den dann folgenden fünf Jahren müssen wir weitere Risiken abbauen, um nicht zu sehr von einigen großen Kunden und zu wenigen qualifizierten Mitarbeitern abhängig zu sein. Nach 15 Jahren sind wir dann richtig etabliert. diebank: Wäre es denkbar, dass sich das Bankhaus auch für weniger vermögende Kundengruppen öffnet, um organisch wachsen zu können? Krieglmeier: Ja. Über digitale Lösungen werden wir uns auch für Kunden nach unten öffnen. Wenn wir von Mitte 2019 an digitale Lösungen anbieten, reichen für dieses Angebot schon 10.000 € aus. Das Geld wird in einen vermögensverwaltenden Fonds investiert, der eine ausgewogenen Strategie verfolgt. Aktuell ist der Fonds zu je 50 Prozent in Aktien und Anleihen investiert. 07 // 2018 23

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