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die bank 07 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE AT THE

BERUF & KARRIERE AT THE TOP [ KRISTINE BRADEN ] Die coole Bankerin Über einen Mangel an Arbeit hat sich Kristine Braden während ihres Berufslebens wohl nie beklagen können. Das ist auch heute so, denn neben den Aufgaben als Länderchefin für die Citibank in der Schweiz hat sie seit kurzem eine neue Aufgabe. Es dürfte ihr somit auch in Zukunft nicht langweilig werden, weil der Verband der Auslandsbanken in der Schweiz die US-Amerikanerin kürzlich in den Verbandsvorstand gewählt hat. Die Bankerin ist seit dem Jahr 1998 für die Citigroup tätig – in vielen Geschäftsbereichen und Positionen und auf vielen Stationen rund um die Welt. Im Verbandsvorstand vertritt sie jetzt gemeinsam mit anderen die Interessen ausländischer Banken im Land der Eidgenossen. Ihre Berufung hat wohl niemanden wirklich überrascht, sondern ist vielmehr eine logische Folge der bisher von ihr (auch in der Schweiz) geleisteten Arbeit. Ihre Vita kann sich sehen lassen: Seit dem Jahr 2012 war die beeindruckende Bankerin Leiterin der weltweit aktiven Citigroup-Töchter, danach verschlug es sie nach Europa – genauer gesagt in die Schweiz. In Zürich, ihrem aktuellen Arbeitsort als CCO (Citi Country Officer) der Citibank Swiss Branches, fühlt sie sich ganz offensichtlich wohl. Als Garanten ihres beruflichen Erfolgs sieht sie die Eigenschaften Talent, harte Arbeit und Führungsfähigkeit. „Das ist wohl bei mir die Gewinner-Kombination“, so ihre Aussage. Wäre sie nicht Bankerin geworden, so hätte sie sich sehr gut vorstellen können, eine christliche Stiftung oder eine andere gemeinnützige Organisation zu führen, sagt sie mit sympathischem Lächeln. In der knapp bemessenen Freizeit stehen ihre beiden Kinder im Teenager-Alter und ihr Ehemann im Fokus. Kristine Braden liebt den Job der Bankerin und bezeichnet das Bankwesen als die „faszinierendste Wirtschaftsbranche überhaupt“. Sie hat hier über fast zwei Dekaden hinweg weltweit Erfahrung gesammelt. Zum 1. April 2016 hatte sie die Position der Länderchefin bei der Citigroup Switzerland übernommen – mit gleichzeitiger Zuständigkeit für die Zwergstaaten Monaco und Liechtenstein. Zugleich wurde sie damals als Leiterin des Investmentbankings der Bank berufen. Braden hat einen breiten politischen und wirtschaftlichen Hintergrund. Sie hat an der University of California in Berkeley Politikwissenschaften studiert. Nach dem Abschluss ihres Studiums lockte das Bankwesen. Ihre Karriere hat sie – wie so viele andere Banker – bei der Deutschen Bank in New York im Jahr 1996 begonnen. Ihr Aufgabenbereich lag damals im Bereich Aufbau und Pflege der Kundenbeziehungen. Heute spricht sie nachdenklich aber gleichzeitig lächelnd über diese Zeit, und ihr Gegenüber erfährt, dass dies eine der anspruchsvollsten, aber zugleich faszinierendsten Aufgaben war, die ihr bis dahin gestellt worden waren. Diese Zeit auf den verschiedenen Ausbildungsstufen, so ist von ihr zu erfahren, habe ihr viel gebracht – unter anderem das im Spitzen-Banking notwendige Durchsetzungsvermögen. Rasch winkte danach die Citigroup in New York mit attraktiven Angeboten. Für die US-Großbank ist sie mittlerweile sehr lange aktiv. Sich selbst bezeichnet Braden als eine „traditionelle Citibankerin“ und bezieht diese Aussage auf die Tatsache, dass sie während ihrer Karriere zahlreiche Geschäftsbereiche des globalen Bankings durchlaufen hat. Was der Bankerin bei ihrer Arbeit in der Schweiz hilft, ist der Fakt, dass die Bank dort bereits seit dem Jahr 1963 – heute an den Standorten Zürich und Genf – vertreten ist und über ein gutes Image verfügt. Die Power-Frau hinterlässt bei ihren Mitmenschen großen Eindruck. Dies nicht zuletzt durch ihre Körpergröße von über 1,80 Meter, sondern auch durch ihre sportliche Figur. Kristine Braden hat früher u. a. im Ruderteam ihres Colleges Erfolge gefeiert. Sie erzählt dabei die Story, dass sie innerhalb des Bootes nicht unbedingt gesetzt war, ihrer Trainerin aber durch Leistungsbereitschaft bewiesen habe, dass diese besser nicht auf sie verzichten sollte. Dieses nicht nur im Sport, sondern letztlich auch im Beruf bewiesene Durchsetzungsvermögen hat die Brillenträgerin ganz weit nach oben gebracht. Die Amerikanerin ist zurückhaltend, wenn es um ihr Privatleben geht, und verrät 70 07 // 2017

BERUF & KARRIERE auch ihr Alter nicht. Man weiß von ihr aber, dass sie anpassungsfähig ist, was ihr in den Städten, in denen sie für Citi aktiv war, durchaus zugute kam. Die lernbegabte Bankerin beherrscht vier Sprachen; neben ihrer Muttersprache Englisch führt sie Konversationen auch in Spanisch, Deutsch und Französisch. Wohl nicht zuletzt als Folge der in Sport und Beruf gemachten Erfahrungen wirkt Braden sehr selbstbewusst. Kein Wunder: Sie hat so etwas wie eine Traumkarriere hingelegt. Bei der Citigroup hat sich Kristine Braden auf den Sprossen der Karriereleiter zielorientiert und vergleichsweise rasch nach oben gearbeitet. Zu ihren Karriere-Stationen zählen zahlreiche Aufenthalte in lateinamerikanischen Ländern, auf dem afrikanischen Kontinent (z. B. in Ägypten), in Asien und seit geraumer Zeit eben in Europa. Die Vertreter des Verbands der Auslandsbanken in der Schweiz haben all dies bei ihrer Entscheidung berücksichtigt, als sie Kristine Braden in den Verbandsvorstand beriefen. Sie sorgte bei den Eidgenossen bereits für Schlagzeilen und Furore. So zum Beispiel, als sie zuletzt die Kunden ihrer Bank aufforderte, freiwillig auf Vorschriften des Schweizer Bankgeheimnisses zu verzichten. Das hat ihr innerhalb und außerhalb des Lands viel Respekt eingebracht. In ihren unterschiedlichen Rollen wird sie künftig ihre pädagogischen und diplomatischen Fähigkeiten als Vermittlerin und Problemlöserin einbringen können. Ihre Aufgaben liegen u. a. darin, die in steuer- und bankrechtlichen Fragen bestehenden Differenzen zwischen den USA und Europa bzw. zwischen den USA und der Schweiz zu entschärfen. Die Konflikte scheinen zwar fürs Erste weitgehend beigelegt, doch völlige Klarheit wird es vorerst wohl nicht geben. Kristine Braden hat hier als Citbankerin und auch als Verbandsvertreterin noch eine Menge Arbeit zu leisten, bevor es in dieser Frage zur völligen Entspannung kommt. Doch es gibt Hoffnung. Dass es im amerikanisch-eidgenössischen Banking nach Jahren der regulatorischen Anspannung inzwischen lockerer zugeht, ist auch daran zu erkennen, dass die Citigroup kürzlich parat stand, als die Credit Suisse wegen der neuen Basel III-Vorschriften Risiken aus Derivategeschäften aus ihrer Bilanz entfernen musste. Die Citigroup sprang dabei als Käufer in die Bresche. „Sehr generös“, urteilen darüber einige Banker in Zürich. Hinter all dem steht wohl die Hoffnung, dass die regulatorische Zukunft für Amerikas Banken wieder einfacher werden dürfte. Nachdem US-Präsident Donald Trump angedeutet hat, US-Banken künftig möglicherweise nicht mehr so eng an die Kandare nehmen zu wollen, besteht die Chance, dass sich die Zukunft für die Citigroup und damit auch für Kristine Braden einfacher gestalten wird. Die in der Reform der MiFID-Vor- Kristine Braden studierte Politikwissenschaften und ist seit fast zwei Jahrzehnten für die Citigroup tätig. Ihre Karriere führte sie bereits in viele Länder rund um den Globus. Als Länderchefin Switzerland ist sie heute auch für die Geschäfte in Liechtenstein und Monaco sowie fürs Investmentbanking von Citi verantwortlich. Im Verband der Auslandsbanken in der Schweiz sitzt sie seit kurzem im Vorstand. schriften erkennbare Regulierungswut steht der Hoffnung auf mehr Freiheit in Europa allerdings möglicherweise entgegen. Zuletzt gab es unterschiedliche Signale in der transkontinentalen Bankenlandschaft. Während die meisten Investmentbanken in Europa – u. a. auf Druck neuer regulatorischer Vorschriften – bei kapitalintensiven Handelsgeschäften die Bremse einschalten, bauen einige US-Banken diesbezügliche Geschäfte bereits wieder aus. Kristine Braden, die von einer aktuell „coolen Welt“ spricht, ist nicht die Einzige, die das alles mit großer Aufmerksamkeit bedenkt. Autor: Jonas Dowen 07 // 2017 71

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