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die bank 07 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE 1 |

BERUF & KARRIERE 1 | Codierung des Lernens früher (oben) & heute (unten) Uhr 8 - 12 12 - 14 14 - 18 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Uhr 8 - 12 12 - 14 14 - 18 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Klassisches Lernen Digitales Lernen Tagesgeschäft halte per Microblogging mit der interessierten, virtuellen Außenwelt geteilt, welche wiederum durch Rückmeldungen, z. B. über Twitter, selbst Einfluss nehmen kann. Der positive Aspekt dieser Vielfalt ist, dass Qualifizierung skalierbar und optimal in das Tagesgeschäft von Mitarbeitern integrierbar ist. Umso wichtiger ist aber dessen sorgfältige Planung, um sich später nicht im Chaos zu verlieren und die Lernenden zu überfordern. Für ein Unternehmen zeigt sich nun die eigentliche Herausforderung: Sowohl Personalbereich als auch Führungskräfte sollten den Mitarbeitern Orientierung geben und sie beim digitalen Lernen begleiten können. In der Realität zeigen sich hier durchaus noch Potenziale, insbesondere bei doch eher konservativ agierenden Banken. Vorbereitung der Qualifizierung Wenn das richtige Lernformat gefunden wurde, beginnt die aktive digitale Reise der Lernenden. Erste Hürden können schon auftauchen, wenn die Registrierungsmail im Spam- Filter der Bank-IT hängen bleibt, das Einführungsvideo des Anbieters von der Firewall der Bank blockiert wird oder Mitarbeiter mit dem Einrichten eines RSS-Feeds in ihrem Browser oder ihrem E-Mail-Programm Schwierigkeiten haben. Es kann auch passieren, dass die Sicherheitseinstellungen am Bankarbeitsplatz keine IP-basierte Videokonferenz erlauben. Digitales Lernen ist für manche Bank-IT häufig noch Neuland. Durchführung der Maßnahme Moderne Anbieter nutzen eine große Bandbreite der zur Verfügung stehenden digitalen Werkzeuge. Lerninhalte werden sowohl synchron (Chat, Video) als auch asynchron (Kommentare, Foren) vermittelt, aktive (Online-Präsentation, Simulation, Desktop Conference) mit passiven (Cloud Space, Wiki, Podcast, E-Book) Modulen kombiniert und kontinuierlich über Neuigkeiten informiert (Blog, Feed) – natürlich sowohl im Büro (PC, Laptop) als auch mobil (Smartphone, Tablet). Die Lernenden führen dabei digitale Lerntagebücher (Learning Blogs) – zur Selbstreflexion und als Grundlage für den Austausch mit anderen Lernenden. Das in Deutschland immer noch etwas ungewohnte Konzept des Flipped Classrooms, in dem die Lernenden den Stoff individuell für sich vorbereiten und im virtuellen Klassenraum dann der Austausch mit Dozent und anderen Lernenden im Vordergrund steht, ist in der Welt des digitalen Lernens weit verbreitet. Es verlangt den Lernenden eine ordentliche Portion Eigeninitiative, Selbstmotivation und Medienkompetenz ab. Und der Bank die Bereitstellung eines passenden technologischen wie organisatorischen Rahmens. Validierung des Lernerfolgs Sowohl am Ende der Maßnahme als auch mittendrin sind diverse digitale Prüfpunkte zur Validierung des Lernerfolgs üblich. Neben Online-Fragebögen und Gamification- Funktionen (Rankings, Badges) zur Belobigung von Teilerfolgen sind auch klassische mündliche Prüfungssituationen mittlerweile digitalisiert. So treten zum Beispiel Lernende per Desktop-Conference vor eine Kommission, die per Video zugeschaltet wurde, um Fragen live zu beantworten oder auf einem digitalen Whiteboard das erlernte Wissen zu demonstrieren. Zu den rein fachlichen Herausforderungen solcher Online-Prüfungen kommen dann für Lernende noch technische Stressfaktoren hinzu: Ist die Verbindung stabil? Funktioniert das Mikrofon? Sieht und hört man sich? Nach der Qualifizierung Nach der Maßnahme schließt sich der Kreis und ein neuer Lernzyklus beginnt. Die gleichen Instrumente, die am Anfang zur Identifikation des Lernbedarfs herangezogen wurden, werden nun eingesetzt, um das Delta und damit den eigentlichen Lernerfolg festzustellen. Dashboards und Cockpits dienen jetzt der Feststellung des Lernfortschritts. Die Anbieter ganzheitlicher digitaler Lernformate begleiten auch diese Phase auf diverse Art und Weise. Referenten und Dozenten stehen für Rückfragen zur Verfügung, bieten Web-Sprechstunden an, und Teilnehmer tauschen sich weiterhin in Foren aus, im Sinn thematischer Alumni. Neuigkeiten zum 68 07 // 2017

BERUF & KARRIERE 2 | Formen des digitalen Lernens kollaborativ Webinar MOOC Forum Virtual Classroom Chat Social Network Blended Learning Micro-Blog Blog Gamification Lerntagebuch Wiki Podcast Simulation individuell WBT E-Book Lernfilm Augumented Reality formell informell Quelle: MMB. Lernstoff und kleinere Übungen werden über Blogs, Feeds und Podcasts an die Lernenden verbreitet, damit das Gelernte präsent bleibt oder aufgefrischt wird. Licht und Schatten Aus Sicht der Bank bieten all diese digitalen Lernformate eine Reihe von Vorteilen. Zum einen sind die Mitarbeiter nicht vollständig aus dem Tagesgeschäft raus, können dieses in der Regel parallel weiterführen. Ihre Kompetenzentwicklung kann sehr individuell stattfinden, ohne große Streuverluste im Vergleich zu vielen klassischen Präsenztrainings. Die Messung des Lernerfolgs ist dabei in der Regel objektiver und nachvollziehbarer als bisher. Hinzu kommen fehlende oder zumindest deutlich reduzierte Reisekosten. Und auch der meist unproduktive Zeitaufwand für Reisen ist minimal. Zu guter Letzt sind auch Honorare für digitale Lernformate meist signifikant niedriger als klassische Präsenzveranstaltungen. Und das sogar bei beliebiger Wiederholbarkeit der Lerneinheiten. Viele dieser Vorzüge gelten selbstverständlich auch für die Lernenden selbst. Allerdings stellt die Parallelität von realem Tagesgeschäft und digitaler Lernphase durchaus eine Herausforderung dar. Es ist in der Praxis nicht leicht, den Kopf dafür freizubekommen. Zudem erkennt und respektiert das Umfeld der Lernenden nicht immer solche digitalen Lernphasen – schließlich sind die Mitarbeiter ja weiterhin im Büro, wo sie sonst auch sind. Ein ordentliches Maß an Selbstdisziplin ist also unabdingbar, auch bei Kollegen und Vorgesetzten. Digitales Lernen sollte den gleichen Stellenwert besitzen wie klassisches Lernen. Es ist nichts, was man nebenbei macht. Vielen digital Lernenden fehlt zudem der „Event-Charakter“ einer klassischen Weiterbildungsmaßnahme, bei der man „mal rauskommt“, etwas anderes sieht und Gleichgesinnte trifft. Reale soziale Interaktion ist und bleibt halt immer noch etwas anderes als der Austausch über digitale Kanäle. Dies sollte allen Beteiligten bewusst sein. FAZIT Digitales Lernen bietet Banken mittlerweile nicht nur eine Reihe neuer Lernformate, es ändert auch die Organisation des Lernens nachhaltig. Lernen wird kleinteiliger, schneller, flexibler und findet kontinuierlich statt, ein Leben lang. Digitales Lernen adressiert somit nicht nur neue Formen der Rezeption von Inhalten, sondern stellt auch neue Anforderungen an den Umgang mit der Digitalisierung und wird zum Teil des digitalen Bankarbeitsplatzes. Der Personalbereich steht dabei im Zentrum, als eine Art Kompetenzzentrum für digitales Lernen in der Bank. Seine Aufgabe ist es, in Zusammenarbeit mit Unternehmensentwicklung und IT den Rahmen für digitales Lernen zu schaffen, durch die Anpassung interner Abläufe, Veränderungen an der IT-Konfiguration, Abstimmungen mit Personalvertretungen und der aktiven Förderung der Medienkompetenz von Führungskräften und Mitarbeitern. Und er muss die Landschaft des sich stetig verändernden digitalen Lernens im Auge behalten. Hier besteht in der Realität an sehr vielen Stellen leider noch Nachholbedarf. Autor: Dr. Jörg Geißler ist Senior Manager für Digitale Transformation bei der Firma plenum in Frankfurt am Main. 07 // 2017 69

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