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die bank 07 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT WERTENTWICKLUNG

MARKT WERTENTWICKLUNG VERKEHRT SICH INS GEGENTEIL Optimismus bei Bankern, Sorgenfalten bei Asset Managern Die Zeiten für Investmentbanken sind schwierig: Ihre Erträge sind seit 2010 um 17 Prozent gesunken, und die durchschnittliche Eigenkapitalrendite (RoE) fiel in den einstelligen Bereich. Sie liegt damit nun unter den Eigenkapitalkosten. Asset Manager stehen hingegen vergleichsweise gut da. Dank des anhaltenden Wachstums privater Vermögen und hoher Anlagerenditen infolge von Quantitative Easing konnten sie ihre Erträge seit 2010 um mehr als 25 Prozent steigern. Mit der Aussicht auf wieder anziehendes Wirtschaftswachstum und nachlassenden Regulierungsdruck können Investmentbanken auf eine spürbare Verbesserung der Eigenkapitalrendite hoffen. Sie ha - ben vermutlich das Schlimmste hinter sich. Bei Asset Managern hingegen baut sich Margendruck auf, der sich noch weiter erhöhen dürfte. Selbst bei anhaltendem Wachstum des verwalteten Vermögens (AuM) sehen wir über die nächsten drei Jahre bei Asset Managern einen Ertragsrückgang von drei Prozent. Bis 2019 dürfte sich die relative Wertentwicklung von Asset Managern und Investmentbanken seit der Krise ins Gegenteil verkehrt haben. Grund zur Hoffnung bei Investmentbanken Nur mäßiges Wirtschaftswachstum im Westen und höhere regulatorische Anforderungen haben zu Ertragseinbußen bei Investmentbanken geführt, während sich ihre Complianceund Kapitalkosten mehr als verdoppelt haben. In der Folge sind die durchschnittlichen Renditen eingebrochen. Investmentbanken haben darauf mit Anpassungen ihrer Geschäftsmodelle reagiert. Sie haben sich aus Geschäftsfeldern zurückgezogen, die sich in diesem Umfeld als nicht mehr profitabel erwiesen haben, und ihre Prozesse gestrafft. Die Branche konnte die Kosten 2016 um sechs Prozent senken und damit den Ertragsrückgang von einem Prozent mehr als wettmachen. Diese Reformen schlagen sich in Kombination mit rückläufigen Bußgeldern allmählich in moderaten Ergebnissteigerungen nieder. Die Veränderungen bei den gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und im aufsichtsrechtlichen Umfeld versprechen jedoch weitere signifikante Ergebnisverbesserungen. Die Wahl von Donald Trump zum US- Präsidenten hat Hoffnung auf starke Impulse für das Weltwirtschaftswachstum durch US- Konjunkturprogramme geweckt. Investmentbanken würden von dem Aufwärtstrend an den Aktienmärkten, steigenden Zinsen und Volatilität am Devisenmarkt profitieren. Im besten Fall – bei starkem Wachstum in Kombination mit der versprochenen Liberalisierung der Bankenregulierung und ohne größere Verwerfungen durch den Brexit – prognostizieren wir für Investmentbanken über die kommenden drei Jahre eine Steigerung der durchschnittlichen Eigenkapitalrendite von mehr als 50 Prozent, was einer Erhöhung der RoE auf 17 Prozent entspräche. Das ist natürlich ein optimistisches Szenario. Ideale Bedingungen enstehen selten. Staatliche Konjunkturprogramme können statt zu mehr Wirtschaftswachstum auch zu destabilisierenden Blasen an den Finanzmärkten führen. Handelsschranken und Einschränkungen des freien Personenverkehrs können sich negativ auf das Weltwirtschaftswachstum auswirken, und der Brexit kann sich zu einer großen Belastungsprobe für die Londoner City und die europäischen Kapitalmärkte entwickeln. Ebenso bleibt die versprochene Lockerung der Regulierung unter Umständen aus. Im schlimmsten Fall sehen wir die durchschnittliche Eigenkapitalrendite von Investmentbanken bis 2019 auf fünf Prozent zusammenschmelzen. Diese Differenz von zwölf Prozentpunkten bei der Eigenkapitalrendite zwischen unserem Best- und Worst-Case-Szenario ist Spiegelbild des Ausmaßes der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit. Unter dem Strich sind wir jedoch optimistisch. In unserem Basisszenario gehen wir von moderatem Wirtschaftswachstum und einem milderen Regulierungsklima in den USA (aber keiner umfassenden Liberalisierung des Aufsichtsrechts) aus und prognostizieren vor diesem Hintergrund einen Anstieg der durchschnitt- 14 07 // 2017

MARKT lichen Eigenkapitalrendite auf 13 bis 14 Prozent bis zum Jahr 2019. Von diesem Trend werden jedoch nicht alle Player gleichermaßen profitieren. Bei amerikanischen Banken sind durch eine Lockerung des aufsichtsrechtlichen Korsetts und die damit entstehenden Eigenkapitalspielräume positivere Effekte zu erwarten als bei ihren europäischen Pendants. Bei Banken mit einem Plus an Kompetenz und besserer Technologie- und Kapitalausstattung werden sich höhere Erträge bei niedrigeren Grenzkosten leichter in Gewinnsteigerungen übersetzen lassen als bei der Konkurrenz, Stichwort Operating Leverage. Düstere Aussichten für Asset Manager Asset Manager können sich Hoffnungen machen, ebenfalls von den Trends zu profitieren, die Investmentbanken Auftrieb geben. Wirtschaftswachstum, steigende Zinsen und sinkende Korrelationen an den Finanzmärkten sollten die Chancen erhöhen, Alpha zu generieren, und damit für verstärkten Kapitalzufluss sorgen. Dies dürfte Asset Managern jedoch kaum spürbare Ertragssteigerungen bringen. Das verwaltete Vermögen hat sich zwar 2016 leicht erhöht. Wegen eines Margenrückgangs von sechs Prozent war die Gewinnentwicklung dennoch negativ. Nicht nur die Entwicklung weg von aktiv verwalteten Fonds mit hohen Gebühren hin zu passiven Fonds mit niedrigen Gebühren, sondern auch ein allgemein sinkendes Gebührenniveau bei diesen Fonds belasten die Margen. Unsere Analyse legt nahe, dass sich die Korrelation zwischen Wertentwicklung und Kapitalfluss abgeschwächt hat, auch bei klassischen aktiven Fonds. Der Faktor Gebühren spielt damit bei der Fondsauswahl eine immer größere Rolle. Selbst in unserem optimistischsten Szenario für die Weltwirtschaft ist aufgrund von Margendruck nur mit einem Ertragszuwachs von 17 Prozent über die kommenden drei Jahre zu rechnen. In unserem Worst-Case-Szenario, das von nur schwachem Wirtschaftswachstum, geringer Risikoneigung und einer enttäuschenden Entwicklung an den Finanzmärkten ausgeht, sehen wir einen Gewinneinbruch von 30 Prozent. Bei moderatem Wirtschaftswachstum und steigenden Zinsen – unser Basisszenario – sehen wir trotz eines AuM-Anstiegs von 14 Prozent in den nächsten drei Jahren einen Ertragsrückgang von drei Prozent, bedingt durch einen Margenrückgang von 17 Prozent. Steigerung der operativen Effizienz ist daher für die Branche das Gebot der Stunde. Erreicht werden kann dies durch stärker an die Wertentwicklung gekoppelte Vergütungsstrukturen und den verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz, wo dies möglich ist. Auch ein Konzentrationsprozess ist zu erwarten, mit mittelgroßen Firmen als Übernahmekandidaten, da sich Investitionen in eine Optimierung der Vertriebsstrukturen, höhere Investmentkompetenz und moderne Technologien nur bei der nötigen kritischen Masse tragen. Bei Fusionen und Übernahmen ist in der Branche bereits seit 2012 ein Anstieg um 150 Prozent zu verzeichnen. Asset Manager werden jedoch mehr tun müssen als nur Kosten sparen. Mit der Suche nach nachhaltigeren Alpha-Strategien verwischen sich die traditionellen Grenzen innerhalb der Branche. So ist es durchaus denkbar, dass klassische aktive Fonds zunehmend auf Exchange Traded Funds (ETFs) als Herzstück zur Implementierung ihrer Portfolios setzen, da sich dadurch Kosten sparen lassen. In Bereichen wie Private Debt kommen sie zunehmend auch den alternativen Fonds ins Gehege. FAZIT Bei nachlassendem Regulierungsdruck und anziehendem Wirtschaftswachstum dürften sich Investmentbanken schnell wieder von der schlechten Wertentwicklung in den letzten Jahren erholen. Wenn die Wirtschaft brummt, läuft es auch für Banken rund. Für Asset Manager gilt dies nicht. Im Asset- Management-Bereich Geld zu verdienen, wird immer schwieriger. Auch bei weiter wachsenden globalen Vermögen dürfte sich an den Gründen dafür wenig ändern. In den letzten zehn Jahren hatten Banken den schwereren Stand, doch jetzt stehen den Asset Managern harte Zeiten bevor. Autor: Christian Edelmann, Partner bei Oliver Wyman und globaler Leiter der Praxisgruppen Corporate & Institutional Banking sowie Wealth & Asset Management. 07 // 2017 15

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