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die bank 07 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

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ó BANKING Morgens zu KPM, mittags in die Bank GESCHÄFTSMODELLE Zum Abschied überreicht Jörg Woltmann zwei Visitenkarten. Die erste weist ihn als Vorstand und Alleinaktionär der ABK Allgemeine Beamten Bank AG in Berlin aus, die zweite als Alleingesellschafter der KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH. „Mit der ABK verdiene ich mein Geld, bei der KPM gebe ich es aus“, sagt der Bankier mit einem Schmunzeln. 1979 gründete der Diplom-Betriebswirt im Alter von nur 32 Jahren die ABK, war in der Folge lange Jahre Deutschlands jüngster Bankier. Vor zehn Jahren rettete der Berliner die KPM vor der Insolvenz und gibt dem Traditionsunternehmen seitdem peu à peu seinen Glanz zurück. Auch bei der täglichen Arbeit in der Bank hat der ABK-Chef seine KPM stets im Blick. In seinem Büro in der Invalidenstraße umgibt sich der Unternehmer mit seinen Lieblingsstücken aus der Manufaktur, darunter die berühmte Prinzessinnengruppe des Bildhauers Schadow. Auch den Kaffee serviert Woltmann selbstverständlich in KPM-Tassen, bevor er über sein Geschäftsmodell, die Chancen der Digitalisierung und die Gefahren der Regulierung spricht. Eli Hamacher diebank: Herr Woltmann, laut Wikipedia sind Sie Bankier, Unternehmer und Millionär, in dieser Reihenfolge. Laut Google verortet man sie aber eher als Retter der Königlichen Porzellan- Manufaktur KPM, als Inhaber des Vier-Sterne-Boutique Hotels i 31 in Berlin-Mitte sowie engagierten und gut vernetzten Berliner Unternehmer. Welche Rolle spielt das Bankgeschäft? Woltmann: Die Bank ist mein Lebenswerk. Ich habe sie vor 37 Jahren gegründet und diesen Schritt nie bereut. Heute bin ich Alleinaktionär und teile mir die Vorstandsarbeit mit meinem Kollegen, Wilhelm Ittner. Die Königliche Porzellan-Manufaktur ist mein Dank an meine Heimatstadt Berlin. diebank: Die KPM führen Sie gemeinsam mit Bernd Lietke, dem ehemaligen Leiter Marketing und Einkauf der WMF AG. Das klingt nach sehr viel Arbeit. Wie teilen Sie sich Ihre Zeit ein? Woltmann: Seit Übernahme der KPM vor zehn Jahren mache ich weniger Urlaub und arbeite mehr, regelmäßig auch wieder samstags. Vom Morgen bis zum Mittag bin ich bei der KPM, vom Mittag bis zum Abend hier in der Bank. Arbeits- und Privatleben sind bei mir eins. Ich sage immer, dass der liebe Gott bei mir nicht den Freizeitchip eingebaut hat. Nur der Sonntag gehört immer der Familie. diebank: Wenn Sie Ihr Geschäftsmodell in fünf kurzen Sätzen beschreiben müssten, dann wären die... Woltmann: Die Allgemeine Beamten Bank ist eine Nischenbank. Ihr Fokus liegt auf öffentlich Bediensteten. Unsere Produkte sind einfach erklärbar. Wir arbeiten mit optimierten Abläufen. Und wir sind sehr kundenfreundlich. diebank: Sie haben Ihre Bank 1979, also kurz nach der Zweiten Ölkrise, mit einem Partner gegründet. Sie waren damals gerade mal 32 Jahre alt. Was hat Sie angetrieben? Woltmann: Seit meinem 20. Lebensjahr bin ich Unternehmer. Erst habe ich gebrauchte Autos ge- und verkauft, um mein BWL-Studium in Berlin zu finanzieren, dann ein Finanzdienstleistungsunternehmen gegründet und schließlich eine Bank. Das Unternehmer-Gen habe ich wohl von meiner Mutter geerbt, die als Modefabrikantin ihr Geld verdiente. Noch immer freue ich mich allerdings über die Naivität, mit der ich eine Bank gründete. Das war damals schon schwierig, heute ist es allerdings noch schwieriger wegen der vielen Regularien. diebank: Trotzdem ist es gut gegangen... Woltmann: Ja, weil ich Preuße bin, fleißig und auch sparsam. Schon als Kind habe ich abends immer die Zehn-Pfennig-Stücke gestapelt, um zu sehen, wie reich ich bin. diebank: Fleiß und Sparsamkeit sind sicher hilfreiche Tugenden, aber wie kamen Sie auf Ihr Geschäftsmodell, das sich bis heute im Kern nicht geändert und damit fast 40 Jahre überdauert hat? Woltmann: Mein Partner und ich haben uns damals die Frage gestellt, wo und wie im Bankenwesen noch Geld zu verdienen sei. 24 diebank 07.2016

BANKING ó fi DER CHEF Jörg Woltmann ist Berliner durch und durch. In der Stadt wurde er geboren, machte seine Ausbildung, gründete sein erstes Unternehmen, studierte und wirkte fortan als Bankier, Hotelier und seit zehn Jahren auch als Retter der traditionsreichen Königlichen Porzellan- Manufaktur KPM. Woltmann lernte schon früh, mehrere Bälle im Spiel zu halten. Seine Mutter, die sich nur wenige Tage vor seiner Geburt scheiden ließ, ernährte die Familie als Schneiderin. Sie nähte Damenoberbekleidung und verkaufte sie an Bekannte. Das Geschäft lief so erfolgreich, dass sie schon bald Näherinnen in die Wohnung in Berlin-Moabit holte. Der ältere Sohn Frank lieferte die Ware aus, Jörg trug die Schecks zur Bank. Nach dem Abitur absolvierte Woltmann eine Lehre zum Bankkaufmann im Bankhaus Hermann Lampe. Er erinnert sich noch gut daran, wie ihn sein Arbeitgeber auch als Geldboten einsetzte. „Mit meinem alten Fiat 500 fuhr ich Koffer mit 500.000 DM zur Landeszentralbank und hatte immer Angst, dass der Koffer durch den völlig durchgerosteten Boden meines Autos fällt.“ Mit 20 Jahren gründete Woltmann mit einem Partner sein erstes Unternehmen. Das Duo handelte mit Gebrauchtwagen. Mit den Einnahmen finanzierte der umtriebige junge Mann sein Wirtschaftsstudium an der Fachhochschule. Zwei Jahre nach dem Abschluss verkaufte Woltmann sein Autohaus, das zu diesem Zeitpunkt bereits an vier Standorten in Berlin zu finden war. Der Betriebswirt machte sich daraufhin mit einer Finanz- und Revisionsberatungsfirma selbstständig, bevor er 1979 das Bankhaus gründete. Neben Bank und KPM eröffnet der Liebhaber alter Autos und Uhren vier Hotels, davon drei in Berlin und eins im thüringischen Arnstadt. Und als Präsident des Berlin Capital Club, einem Netzwerk aus Unternehmenslenkern und Politikern, ist er immer bestens informiert, was in seiner Stadt passiert. Voller Überzeugung sagt der 69-Jährige: „Für mich ist Berlin die interessanteste Stadt, die es überhaupt gibt.“ 07.2016 diebank 25

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