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die bank 06 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE STUDIE

BERUF & KARRIERE STUDIE ZUR ZUKUNFT DER ARBEITSWELT Vollzeit zurück ins Büro scheint undenkbar Die Corona-Pandemie hat auch in der Finanzindustrie dazu geführt, dass ein Großteil der Mitarbeiter von daheim tätig wurde. Aber wie soll es nach einer Besserung der Situation weitergehen? Eine aktuelle Studie zeigt auf, was die Mitarbeitenden im Bankenwesen in Zukunft von ihrem Arbeitgeber erwarten. Für die Unternehmen sind die Ergebnisse Chance und Auftrag zugleich. 66 06 // 2021

BERUF & KARRIERE Homeoffice, Teams-Konferenzen und virtuelle Workshops: Die Umstellung auf die Pandemie-bedingte neue Arbeitswelt hat aus der Sicht der überwiegenden Mehrzahl der Mitarbeitenden sehr gut funktioniert. So sind laut einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung EY 92 Prozent der im Büro tätigen Fach- und Führungskräfte in der Banken- und Versicherungsbranche, die seit über einem Jahr häufig im Homeoffice arbeiten, in ihrem Job „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Ein Zurück zum Status quo vor der Pandemie kommt für die meisten nicht mehr infrage, sie wünschen sich hybride Arbeitszeitmodelle. Drei Viertel wollen auch künftig einen bedeutenden Teil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice absolvieren: 30 Prozent wollen nur noch ein bis zwei Tage im Büro anwesend sein, 38 Prozent könnten sich drei bis vier Tage im Büro vorstellen. Mit 25 Prozent liegt der Anteil der Beschäftigten, die künftig wieder volle fünf Tage ins Büro fahren möchten, im Vergleich zu den weiteren befragten Branchen zwar eher hoch. Dennoch ist auch im Banken- und Finanzsektor eine hybride Arbeitsweise der ausdrückliche Wunsch der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Befragt wurden für die Studie insgesamt 1.000 Arbeitnehmer im Alter von 20 bis 50 Jahren. Ein starkes Drittel der Befragten arbeitet im Finanzbereich, was eine Auswertung der Branchenergebnisse möglich macht. Arbeitswelt im Jahr 2030: Vollkommen ortsunabhängig und flexibel In den kommenden Jahren werden die Anforderungen der Mitarbeitenden an die Unternehmen laut der Studie noch einmal deutlich zunehmen. Zu ihren Vorstellungen von der Arbeitswelt der Zukunft im Jahr 2030 erklären die Befragten aus dem Finanzsektor zu 90 Prozent: „Ich kann vollkommen ortsunabhängig arbeiten.“ 81 Prozent geben zu Protokoll: „Ich kann mir meine Arbeitszeit vollkommen flexibel einteilen.“ 64 Prozent der Befragten können sich vorstellen, dass es in zehn Jahren keine Firmengebäude mehr geben wird. Insbesondere auch diese Zahlen zeigen: Nach den guten Erfahrungen mit dem flexiblen Arbeiten ist für die Mitarbeiter vieles vorstellbar geworden, was vorher unmöglich schien. Den Veränderungen stehen sie laut der Studie positiv gegenüber. So erklären rund 60 Prozent: „Ich freue mich auf die zukünftige Arbeitswelt und möchte gern in ihr arbeiten.“ Noch einmal 18 Prozent antworten: „Ich nehme es, wie es kommt und werde motiviert damit umgehen.“ Lediglich 19 Prozent machen sich Sorgen und glauben, sie könnten sich künftig in ihrem Job nicht mehr wohlfühlen. Als wichtigste Fähigkeit, um künftig im Job voranzukommen, nennt die Hälfte der Befragten Flexibilität und Bereitschaft zum permanenten Wandel, 45 Prozent betonen die Teamfähigkeit und 38 Prozent die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Die Aufbruchsstimmung nutzen Unternehmen sollten die Chancen nutzen, die sich aus der hohen Veränderungsbereitschaft und der Aufbruchsstimmung in ihrer Belegschaft ergeben, und die Mitarbeiter gezielt in den Wandel einbeziehen. So würden über alle Branchen hinweg die Befragten zu 82 Prozent gern an Innovationsprojekten mitarbeiten, zu 81 Prozent an Projekten zur Chancengleichheit, 77 Prozent möchten sich für Nachhaltigkeit und Umwelt engagieren, und 75 Prozent wollen in die Entwicklung von Strategien und Leitlinien eingebunden werden. In diesem Engagement über die tägliche Arbeit hinaus liegt ein riesiges Potenzial – unter anderem für die Gestaltung des kulturellen Wandels, ohne den die neue Arbeitswelt nicht dauerhaft funktionieren wird und für den es zum Beispiel neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln gilt. Denn trotz der grundsätzlich hohen Zufriedenheit der Mitarbeiter zeichnen sich etwa bei der Arbeit im Homeoffice auch kritische Punkte ab, für die in den Unternehmen Lösungen gefunden werden müssen. So fürchten 44 Prozent der befragten Angestellten von Banken und Versicherungen einen mangelnden Austausch mit ihren Kollegen, wenn sie ausschließlich im Homeoffice arbeiten würde. 43 Prozent sehen ein Risiko in der fehlenden Trennung von Arbeit und Freizeit. In der Liste der möglichen Nachteile folgen der mangelnde Austausch mit dem Chef, Niedergeschlagenheit aufgrund räumlicher Enge und Schwierigkeiten in der Partnerschaft oder der Familie. Gegenleistungen erwartet Zudem erwarten die Mitarbeiter für ihre Flexibilität und ihr Engagement entsprechende Gegenleistungen von ihren Arbeitgebern, die somit neben den Chancen auch einen eindeutigen Auftrag erhalten. So erheben über alle Branchen hinweg 94 Prozent der Befragten bei der Arbeit im Homeoffice Anspruch auf die Ausstattung mit der nötigen Infrastruktur wie Schreibtisch, Stuhl oder Monitor, 90 Prozent legen Wert auf regelmäßige Online- Teamkonferenzen, und 86 Prozent wünschen sich weiterhin geregelte Arbeitszeiten (Kernarbeitszeit am Monitor). Hinzu kommt der Wunsch nach guten Feedback-Instrumenten sowie nach Vorgesetzten, die in der Führung auf Distanz geschult sind. Die Angestellten erwarten zudem regelmäßige Gespräche zur persönlichen Entwicklung, systematische Einführung neuer Arbeitsformen und regelmäßige Treffen im Unternehmen. All diese Punkte gilt es, bei einem systematischen Transformationsmanagement zu berücksichtigen und auch die Führungskräfte entsprechend zu unterstützen. Noch weiter in die Zukunft gedacht, kommen Anforderungen hinzu, die das bisher übliche Arbeitsverhältnis noch stärker infrage stellen. So geben – bei möglichen Mehrfachnennungen und über alle Branchen hinweg – lediglich 20 Prozent der Befragten an, künftig in einem klassischen Vollzeitmodell arbeiten zu wollen. Ein Drittel wünscht sich eine starke Flexibilisierung der täglichen Arbeitszeit. Knapp 40 Prozent wollen ihre Arbeitszeit 06 // 2021 67

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