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die bank 06 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Warum für

MANAGEMENT Warum für den Firmennamen beim englischen Wort Loan Book (für Kreditbuch) das K mit einem X ersetzt wurde, dafür hat von Cleef eine einfache Erklärung. „Das klingt einfach cooler. Wichtig ist aber auch der blaue Punkt hinter Loanboox. Der steht nämlich für die niedrigen Gebühren: Einen Basispunkt Vermittlungsmarge, den die Kommune zahlt, wenn sie einen Abschluss tätigt.“ Geld für den Bau von Schulen, Rathäusern oder Gewerbeparks Zu den Kunden des FinTechs zählen Gemeinden, Städte, Landkreise sowie kommunale Unternehmen wie Stadtwerke. Kapitalgeber sind in Deutschland hauptsächlich Versicherungen (24 Prozent) und Geschäftsbanken (23 Prozent), aber auch Sparkassen, Genossenschaftsbanken, Förderbanken und Pensionskassen. „Bislang schreibt die Kommune ihre Hausbank und ein oder zwei andere Kreditinstitute via Mail oder Fax an, wenn sie Finanzmittel benötigt. Mit Loanboox können die Kreditnehmer ihren Finanzierungsbedarf auf der Plattform kostenlos ausschreiben, erhalten dann Angebote von den Kreditgebern, die die Kommunen bei Bedarf auch kombinieren können“, erklärt der 43-Jährige. Vorab können die Kreditnehmer zudem ihre Projekte auf Förderfähigkeit prüfen lassen und entsprechende Anträge stellen. Dazu arbeitet Loanboox mit Förderbanken wie der NRW. Bank oder der KfW zusammen. Die langfristigen Kredite nehmen die Kommunen vor allem auf, um Schulen zu bauen, Gewerbegebiete zu erschließen oder zum Beispiel Technologieparks zu errichten. Gleichzeitig werden über Loanboox aber auch auslaufende Langfristdarlehen, etwa für den Bau eines Rathauses, prolongiert. Auf Kapitalgeberseite stehen mehr als 500 Investoren aus sechs Ländern in dem vollständig digitalisierten Kreditprozess bereit, der im Schnitt ein bis zwei Tage dauert. „Die Geld- 44 06 // 2021

MANAGEMENT nehmer bekommen dadurch über ein zentrales Tool ohne Medienbrüche ungleich mehr Finanzierungsalternativen. Je mehr Angebote man bekommt, desto niedriger wird in der Regel der Preis“, so von Cleef. Auf der anderen Seite profitieren die Kapitalgeber, weil Loanboox das Geschäft zu ihnen bringt. Die Laufzeiten betragen für Kassenkredite zwischen einem und zwölf Monaten, für Investitionsdarlehen, etwa für den Bau von Schulen oder die Anschaffung von Fahrzeugen, liegen sie zwischen zehn und 40 Jahren. „Vergeben wurden in Deutschland Kredite von wenigen 100.000 bis 100 Mio. €, da ist alles dabei“, so der CEO, der den deutschen Markt mit zwölf Mitarbeitenden beackert. Die Konditionen lägen aktuell bei minus 0,48 Basispunkten für kurze Laufzeiten und bei plus 0,1 bis 0,2 Basispunkten für zum Beispiel zehn bis 20 Jahre. Den Vertrag schließen beide Seiten fast komplett digital ab, meist werden die Dokumente noch physisch ausgetauscht. Kommt ein Deal über die Plattform zustande, verdient Loanboox an einer Provision mit. Kommunen fehlt durch Covid-Pandemie finanzielle Planungs sicherheit Ein Anfang März 2021 vom Wettbewerber CommneX vorgelegtes „Kommunal-Barometer“ zeigt, warum die Idee eines schnellen, günstigen, digitalen und transparenten Kredits auch in der Krise gut ankommt. Acht von zehn Kommunen hätten durch die Covid-19-Pandemie die finanzielle Planungssicherheit verloren, vor allem weil Gewerbesteuereinnahmen weggebrochen seien, so die Untersuchung, für die mehr als 300 Experten aus Kommunen, kommunalen Unternehmen und Finanzinstituten befragt wurden. Jede dritte Kommune habe Investitionsprojekte verschoben. Jede sechste klage über höhere Finanzierungskosten und ein geringeres Angebot an Finanzierungsmöglichkeiten. Wie die gesamte Wirtschaft haben jedoch auch die Verwaltungen ihre Prozesse verstärkt digitalisiert, um ihren Mitarbeitenden Homeoffice und Home-Government zu ermöglichen. Mehr als die Hälfte der Kommunen und kommunalen Unternehmen baute laut Studie die IT-Infrastruktur aus. Und dafür brauchen sie Kapital. Kapital, das Loanboox auch über das vor einem Jahr mit der BayernLB-Tochter Deutsche Kreditbank AG (DKB) gestartete neue Produkt „Direktdarlehen“ bereitstellt. „Hierbei veröffentlicht der Kreditgeber täglich seine Kreditkonditionen auf der Plattform und kehrt die klassischen Abläufe der Plattform damit um“, erklärt der Deutschland-Chef. Die Kommune könne jederzeit die Angebote online vergleichen und direkt virtuell einen Kreditvertrag abschließen, müsse also nicht von sich aus auf die Kreditgeber zugehen. „Das ist kein Infopreis, sondern ein echter Preis.“ Normalerweise stellt der Kreditnehmer seine Erwartungen an Volumen und Laufzeiten im Rahmen einer Finanzierungsanfrage. Mehr als 50 Kommunen, darunter Frankfurt am Main und Mönchengladbach, hätten ein Direktdarlehen beantragt, so von Cleef. Mehr als 200 Kredite in einer Gesamthöhe von 2,5 Mrd. € seien im ersten Jahr bewilligt worden. „Der Launch gleich zu Beginn der Pandemie mitten im ersten Lockdown war für uns ein absoluter Glücksfall. Die Kommunen brauchten Liquidität und bekamen ein innovatives Produkt, das sogar von Landeshauptstädten nachgefragt wurde.“ Loanboox sei aktuell der einzige Anbieter, der diese Standup-Facilities für die Kommunen in diesem Umfang vorhalte. Das Geschäftsmodell wird kopiert Das Geschäftsmodell von Loanboox rief in Deutschland zügig Nachahmer auf den Plan. 2017 startete das Münchner FinTech CommneX, das auf seinem unabhängigen digitalen Marktplatz Kommunen, andere öffentlichrechtliche Körperschaften und kommunalnahe Unternehmen mit Finanzpartnern wie Banken, Versicherungen und institutionellen Investoren zusammenführt. Im September 2018 folgte die Helaba Digital, die Beteiligungsgesellschaft der Landesbank Hessen-Thüringen für Start-up-Investments, mit ihrer Plattform Komuno. Wie Loanboox richtet Komuno sein Angebot an Kreditnehmer aus Städten, Gemeinden und Landkreisen. War die Plattform zunächst auf Kapitalgeberseite den Sparkassen und Landesbanken vorbehalten, wurde sie im Januar 2019 für alle Kreditinstitute geöffnet. Im gleichen Jahr wie die Helaba schickte die Deutsche Pfandbriefbank ihr FinTech Capveriant ins Rennen, um Kommunen bei der Geldsuche zu unterstützen. Seit Februar 2021 ist auch die französische Staatsbank CDG mit an Bord. Und noch vor Loanboox war in Köln im Jahr 2015 das FinTech Firstwire GmbH mit demselben Geschäftsmodell gestartet. Von Cleef beobachtet zwar heute einen gewissen Kannibalismus im Markt, fühlt sich aber als Branchenprimus gut gerüstet für den zunehmenden Wettbewerb. Zu den rund 150 Kapitalgebern in Deutschland gehört auch die Sparkasse Hannover, die seit Herbst 2020 bei Loanboox aktiv ist. „Für die Präsenz auf dieser Plattform haben wir uns entschieden, weil Loanboox bereits eine längere Historie und sich seit dem Start gut entwickelt hat“, sagt Thorsten Fischer, der bei dem niedersächsischen Institut für Kommunal- und Spezialfinanzierungen verantwortlich ist. Als weiteren Vorteil nennt er, dass unter den Kapitalsuchenden neben Kommunen mittlerweile auch kommunalnahe Unternehmen wie Stadtwerke, aber auch private Unternehmen seien. „Durch die digitale Plattform kann ich meinen Kundenkreis erweitern, weil ich mir einen schnellen Marktüberblick verschaffen kann.“ Über die Newsletter mit aktuellen Angeboten bezieht Fischer zeitnah Informationen. Für Geschäfte mit den Kommunen in seinem Umfeld brauche er die Plattform zwar nicht, da seien die Finanzierungsnachfragen durch 06 // 2021 45

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