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die bank 06 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 1 |

MARKT 1 | SPAC-Emisssionen in den USA von 2013 - Q1 2021 Jahr Eingesammeltes Kapital, Mrd. US-$ Zahl der IPOs Ø Deal-Größe in Mio. US-$ 2021 102,9 321 320,7 2020 83,4 248 336,1 2019 13,6 59 230,5 2018 10,8 46 233,7 2017 10 34 295,5 2016 3,5 13 269,2 2015 3,9 20 195,1 2014 1,8 12 145,8 2013 1,4 10 144, 7 Quelle: Spacs Research. Daneben profitieren von dem Boom auch professionelle Investoren wie Hedgefonds, weil sie frühzeitig zu lukrativen Konditionen beim Börsengang der Zweckgesellschaft einsteigen, und dies bei abgesichertem Risiko: Sie können beim Zusammenschluss ihre Aktien zum Einstandskurs zurückgeben und dabei ihre Optionen behalten, mit entsprechendem Aufwärtspotenzial. Europäische Privatanleger indes haben keine Möglichkeit, in ein SPAC im Zuge des Listings zu investieren. Sie können das Vehikel erst kaufen, wenn es an der Börse ist. Der Kursverlauf zahlreicher SPACs in den letzten Monaten – egal ob vor oder nach dem Zusammenschluss – hat hingegen gezeigt, dass dies für Privatanleger ein äußerst risikoreiches Geschäft ist. Bezüglich des Rückgaberechts weist Philipp Klöckner, Partner von Clifford Chance, darauf hin, dass die Investoren regelmäßig bei US-amerikanischen und europäischen SPACs unabhängig von ihrer Zustimmung zu der De- SPAC-Transaktion auf der Hauptversammlung entscheiden können, ob sie ihre Anteile zurückgeben. Dabei bestehe das Risiko, dass theoretisch das Treuhandvermögen komplett zurückgezahlt werden muss. Unterschiede: SPACs vs. klassischer Börsengang Bereits seit einigen Jahren finden Börsengänge nicht mehr nach dem klassischen IPO-Muster statt. Immer mehr Börsenkandidaten wählen stattdessen den Weg eines sogenannten Direct Listings oder aber ihren Erwerb als Zielgesellschaft durch ein SPAC. Für die Sponsoren eines SPACs bringt dieser IPO-Prozess mehrere Vorteile, die sich für die Investoren aber auch als nachteilig erweisen können: Z Die gewünschten Bewertungen sind bei einem SPAC in der Regel besser zu erreichen, unterliegen aber dem Marktest durch die Bewertung der PIPE- Investoren. Mit PIPE (Private Investment in Public Equity)-Transaktionen sind Transaktionen von Aktien oder Wandelschuldverschreibungen von börsennotierten Aktiengesellschaften gemeint, die nicht über die Börse zum Handel angeboten werden, sondern bei denen sich die Gesellschaft direkt an einen beschränkten Kreis von Investoren wendet. Z Die Konditionen für das IPO können flexibler verhandelt werden. Z Das SPAC-Listing und der De-SPAC-Prozess sind schneller als beim traditionellen IPO, wo der Börsengang in der Regel zwischen vier bis acht Monaten dauern kann. Z Aufgrund der geringen Transparenz zum Zeitpunkt des IPOs des SPACs kauft der Investor auch ein höheres Risiko ein; der spekulative Charakter dieses Listings eröffnet den Sponsoren allerdings überdurchschnittliche Chancen, zudem kann der Investor seine Anteile beim De-SPAC zurückgeben. Z Hinsichtlich der Bewertung: Im Vergleich zum klassischen IPO gibt es beim SPAC keinen IPO-Discount, bei der De-SPAC-Transaction kann sich jedoch bei der Vermarktung der PIPE ein Discount ergeben. Z Ein traditionelles IPO durchläuft im Rahmen eines Börsengangs mehrere Phasen, daher ist der Preisfindungsprozess austarierter als beim SPAC, das vor allem durch die PIPE- Investoren dem Markttest unterliegt. Z Hinsichtlich der Prospekthaftung bzw. den zukunftsgerichteten Ausagen: Eine wesentliche Komponente bei der Vermarktung von SPACs ist die Angabe von Gewinnprognosen. Bei einem klassischen Börsengang eines deutschen Unternehmens werden Gewinnprognosen nur für einen begrenzten Zeitraum, d. h. des Jahrs oder ggf. des Folgejahrs des Listings, abgegeben. Wenn die Prognosen sich als falsch erweisen, kann das Unternehmen potenziell in Haftung genommen werden. 30 06 // 2021

MARKT 2 | Die 10 größten SPAC IPOs Q1 2021 - USA Unternehmen Bruttoerlös in Mrd. US-$ Soaring Eagle Acquisition Corp 1,5 Churchill Capital Corp VII 1,2 Austerlitz Acquisition Corporation II 1,2 KKR Acquisition Holdings I Corp 1,2 Thoma Bravo Advantage 0,9 Die US-amerikanischen SPACs müssen beim Börsengang keinen Prospekt vorlegen, in dem auf alle Risiken und Prognosen detailliert eingegangen wird. Da sich die Gewinnprognosen in viele Fällen als zu optimistisch herausgestellt haben, prüft die SEC derzeit, ob SPACs bei einer Fusion (im Gegensatz zu einem traditionellen Börsengang) weiter Gewinnprognosen veröffentlichen dürfen, ohne dafür haftbar gemacht werden zu können. SPAC-Markt verglichen mit IPOs Laut Erhebungen von SPACResearch.com gingen im ersten Quartal 2021 weltweit 321 dieser neuen Vehikel an die Börse, das sind zehnmal mehr als im gleichen Quartal des Vorjahrs; sie sammelten knapp 103 Mrd. US-$ an Kapital ein. Im Vorjahrsquartal wurden lediglich 4 Mrd. US-$ eingenommen. Damit wurde der Wert aus dem Vorjahr, als 248 SPACs rund 83,4 Mrd. US-$ erlösten, schon nach weniger als drei Monaten eingeholt. Bereits im Jahr 2020 wurde mehr Geld mit SPACs bei Investoren eingeworben als im gesamten vorherigen Jahrzehnt. Auch bei den Bruttoerlösen wurde nach Berechnungen von S&P Global in den ersten drei Monaten mit Einnahmen von 320 Mrd. US-$ das Ergebnis aus dem Gesamtjahr von 306 Mrd. US-$ übertroffen. Nach der Rekordjagd in den ersten drei Monaten ist die Zahl der SPAC-Emissionen im zweiten Quartal 2021 jedoch bislang drastisch gefallen. Wenngleich SPACs kein neues Phänomen an den Märkten sind, hat das eigentliche Wachstum erst im Jahr 2017 begonnen, als mit 34 IPOs 10,0 Mrd. US-$ von Investoren eingesammelt wurden. Per 20. Februar 2021 hatten SPACs einen Anteil von etwa 63 Prozent am fast 77 Mrd. US-$ schweren über die US-Börsen aufgebrachten Eigenkapital. Die Mehrzahl der Unternehmen sind vorrangig in Quelle: Spacs Research. Jaws Mustang Acquisition Corp 0,9 Ares Acquisition Corporation 0,9 Reinvent Technology Partners Y 0,9 FTAC Hera Acquisition Corp 0,8 Compute Health Acquisition Corp 0,8 Gores Guggenheim, Inc 0,8 „hippen“ Sektoren wie BioTech, Künstliche Intelligenz, Cannabis, grüne Technologie, Elektrifizierungs- und Wasserstofftechnologie und zuletzt auch im Bereich FinTechs tätig, wie die Darstellung ÿ 1 zeigt. Die zehn größten IPOs im ersten Quartal 2021 sind der Tabelle ÿ 2 zu entnehmen. Auffällig ist, dass vier SPACs mehr als eine Mrd. US-$ erlösten. Im Vergleich dazu wagten im Quartal 2021 weltweit 391 Unternehmen den Sprung auf das Börsenparkett – 68 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen kletterte sogar um 223 Prozent auf 91,8 Mrd. US-$, wobei das stärkste Wachstum in Europa verzeichnet wurde. Hier stieg die Zahl der Börsengänge um 240 Prozent auf 68 mit einem Wert von 20,1 Mrd. US-$. Das Umfeld für SPACs wird schwieriger Seit dem deutlichen Anstieg zum Jahresende 2020 sind die Kurse der Firmen, die durch Fusion mit einem SPAC an die Börse gegangen sind, deutlich gefallen. Laut den von Reuters zusammengestellten Daten von Dealogic werden 93 Prozent der SPACs, die im März an die Börse gingen, unter dem Nennwert oder unter 10 US-$ pro Aktie gehandelt. Darüber hinaus habe der größte Emissionsgewinn im März mit dem IPO von Supernova Partners Acquisition Co II Ltd lediglich lediglich 3,5 Prozent betragen. Im Vergleich dazu konnten die IPOs von Altimeter Growth Corp II im Januar und CM Life Sciences II im Februar einen Gewinn von 32,5 Prozent bzw. 24,9 Prozent erzielen. In den ersten fünf Monaten 2021 verzeichneten SPACs einen Kursverlust von 23 Prozent. Somit deutet vieles darauf hin, dass Investoren zunehmend vorsichtiger werden, was die Notierungen von SPACs angeht. Auch bei den klassischen IPOs notieren inzwischen viele Aktien unter ihrem Ausgabepreis. Andere Unternehmen haben ihre Börsenpläne aufgrund der gestiegenen Volatilitäten und Inflationssorgen an den Märkten verschoben. Zu den erfolgreichsten SPACS im Jahr 2020 zählten unter anderem Draftkings, Open Lending und Virtiv. Als Negativbeispiel gilt beispielsweise Nikola Motors, das wegen gezielter Investoren-Täuschung unter Druck geriet. Gleichwohl soll in diesem Zusammenhang nicht unterschlagen werden, dass Investoren mit SPACs auch überdurchschnittliche Gewinne erzielen konnten. Im Worst-Case- Szenario, also wenn es zu keinem Deal kommt, beläuft sich die annualisierte Rendite 06 // 2021 31

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