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die bank 06 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 2 | Tatsächliche

MARKT 2 | Tatsächliche und erwartete NPL-Bestände (in Mrd. €) 50,0 45,0 40,0 40,6 % 46,7 % 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 30,0 % Ende 2019 32,5 % Ende 2020 2021* 2022* Quelle: EBA, BKS; *) BKS-Schätzung. bei Bedarf eng durch unsere auf diese Sondersituation spezialisierte Intensive-Care-Einheit begleitet“, sagt ein Sprecher der Commerzbank. Ein Sprecher der Deutschen Bank verweist ebenfalls auf die enge Kunde-Bank-Beziehung und darauf, dass die Berater mit ihren Kunden in einem regelmäßigen Dialog stehen: „Wenn ein Unternehmen aufgrund des Geschäftsmodells oder auch äußerer Umstände beziehungsweise Änderungen im Unternehmen in eine schwierige Lage gerät, ist es ratsam, frühzeitig darüber zu sprechen, da dann mehr erfolgversprechende Lösungsoptionen zur Verfügung stehen. Das kann im äußersten Fall aber auch eine Insolvenz sein“. Diese ließe sich aber laut dem Institut oft vermeiden, wenn der Unternehmer aktiv und rechtzeitig agiere. Das private Institut bekräftigt aber auch, dass es sehr herausfordernd werden könne, falls der Kunde schon vor der Corona-Krise massive Probleme hatte, sein Geschäft fortzuführen. Dies solle dann aber bereits mit der kreditgebenden Bank besprochen worden sein. Auch die Sparkassen sind präventiv unterwegs, indem sie frühzeitig damit anfangen, das für eine Kundenbeziehung so notwendige Vertrauen aufzubauen: „Zwischen den Firmenkundenberatern der Sparkassen und ihren Kunden besteht ein Vertrauensverhältnis, das in den meisten Fällen auf regelmäßigen Kontakten und Gesprächen beruht. Das beinhaltet eine individuelle Beratung, bei der schon frühzeitig entsprechende Maßnahmen und Ziele vereinbart werden können, um Finanzierung und Liquiditätssteuerung des jeweiligen Unternehmens sicherzustellen“, so ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Von Kreditausfällen nur mäßig bedroht Die Hoffnung ist allerdings groß, dass die vielfach prophezeite Insolvenzwelle ausbleiben wird. Nahezu alle Institute äußerten sich diesbezüglich erstaunlich optimistisch, obwohl Risikomanager und Experten für das Management notleidender Kredite in deutschen Geldhäusern damit rechnen, dass sich die Corona- Pandemie erst nach und nach in den Bankbilanzen niederschlagen wird. Konkret gaben 53 Prozent der Befragten im Rahmen des NPL-Barometers der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) an, dass die Pandemie-Auswirkungen ihren Höhepunkt im Jahr 2022 erreichen werden. 21 Prozent nennen das Jahr 2023, und 3 Prozent glauben, dass 2024 das Jahr mit den schmerzlichsten Corona-Folgen werden wird. Allein bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) kalkulieren die Experten in diesem Jahr NPL- Quoten von 3,3 Prozent ein. Im Folgejahr 2022 könnte der Wert sogar auf 3,8 Prozent steigen. Im Jahr 2020 lag die Ausfallquote bei KMU hingegen noch bei 2,5 Prozent. Zu den klaren Verlierern in der Krise zählen Unternehmen im Offline-Einzelhandel, in der Tourismusbranche und der Gastronomie. Insgesamt, also zusammen mit den privaten Konsum- und Immobilienkrediten wie auch den Krediten an kleine und mittlere Unternehmen, sollen die Bestände an Non-Performing-Loans (NPLs) im laufenden Jahr einen Wert von 40,6 Mrd. € erreichen, im Jahr 2022 dann weiter auf bis zu 46,7 Mrd. € steigen. Zum Vergleich: Im 4. Quartal des Jahres 2020 wurden in Deutschland Kredite in Höhe von rund 32,5 Mrd. € von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) als notleidend eingestuft. ÿ 2 Die hiesigen Geldhäuser sehen aber auch solchen Szenarien eher gelassen entgegen. Die Commerzbank teilte auf Nachfrage mit, dass ihre Kunden bisher gut durch die Krise gekommen seien und ihr gesundes Risikoprofil und ihre komfortable Kapitalquote dem Institut die notwendige Stabilität verleihen, falls es zu vermehrten Kreditausfällen kommen sollte. Auch die Deutsche Bank verfügt nach eigenen Angaben grundsätzlich über ein sehr solides Kreditbuch und eine konservative Risikosteuerung und fühlt sich im aktuellen Umfeld daher ebenfalls gut aufgestellt. Ebenso glauben die Sparkassen, dass sie nicht in Not 18 06 // 2021

MARKT FAZIT Die hiesigen Institute werden zukünftig genauer abwägen müssen, wie es konkret um den kreditsuchenden Firmenkunden bestellt ist. Vor allem wenn es zu einer vierten Welle und weiteren Lockdowns kommt, werden Kreditinstitute sehr solide prüfen müssen, ob eine neue Kreditvergabe im eigenen Interesse, aber auch im Interesse des Firmenkunden verantwortet werden kann. Dies gilt insbesondere dann, wenn bestehende Geschäftsmodelle nicht mehr in zukunftsträchtige Strukturen transformiert werden können, wenig oder kein Eigenkapital vorhanden ist und das Unternehmen kein nachhaltiges Einkommen mehr generiert. In diesen speziellen Situationen sind Banken und Sparkassen natürlich besonders gefordert, können sich aber dennoch als verlässliche Partner profilieren, indem sie dem Firmenkunden gegenüber offen und ehrlich kommunizieren, wie ernst die Lage ist. Der Mut, Dinge beim Namen zu nennen, zahlt sich für die Institute im Idealfall nämlich durch loyale Kunden aus, die verstanden haben, dass eine deutliche Ansage durchaus auch positiv sein kann. Denn nur derjenige, der weiß, wie es um ihn bestellt ist, kann frühzeitig agieren und einen Insolvenzantrag stellen, der eben auch vor größeren Schäden bewahren kann. geraten werden, denn eine größere Insolvenzwelle erwarten auch sie nicht. Gleichzeitig haben sie in den vergangenen Jahren natürlich auch eine entsprechende Risikovorsorge betrieben. Laut DSGV konnten die Sparkassen im vergangenen Jahr viele Kredite aus Eigenmitteln vergeben, weil sie ihre Kunden und die entsprechenden Unternehmen gut kennen. Da die aktuell 371 Sparkassen in allen Regionen Deutschlands tätig sind, kennen sie die einzelnen Märkte sehr genau. Im letzten Jahr haben die Unternehmen zwar Umsätze verloren, aber ihre Kosten in der Regel auch sehr schnell anpassen können. Insgesamt sei das Eigenkapital um zwei Prozent gestiegen, heißt es aus dem Verband. Autorin Carmen Mausbach. Die Diplom-Kauffrau ist seit 2002 als freie Wirtschaftsjournalistin tätig. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist die redaktionelle Mitarbeit im Bus-Netzwerk für betriebswirtschaftliche und steuerliche Fachinformationen. 1 Vgl. BIS Working Papers No 882, Corporate zombies: Anatomy and life cycle. 2 Der ermittelte prozentuale Saldo ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Anteil der Geldhäuser, die eine Verschärfung der Kreditrichtlinien melden, und dem Anteil der Geldhäuser, die eine Lockerung der Kreditrichtlinien angeben. Ein positiver prozentualer Saldo deutet folglich auf ein restriktives Verhalten der Banken und Sparkassen in Bezug auf die Kreditvergabe hin, während ein negativer prozentualer Saldo darauf hinweist, dass die Kreditinstitute ihre Kreditrichtlinien insgesamt gelockert haben. 06 // 2021 19

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