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die bank 06 // 2019

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE LERNEN

BERUF & KARRIERE LERNEN FÜR DEN DIGITALEN WANDEL Den Schwung der Mitarbeiter nutzen Insbesondere in der Finanzbranche spüren die Mitarbeiter den digitalen Wandel und den Druck zur Veränderung am eigenen Leib. Laut einer aktuellen Studie möchten sie sich fortbilden, Freizeit und Geld in ihre berufliche Entwicklung investieren und – wenn nötig – auch ihr Einsatzgebiet wechseln. Diese Bereitschaft sollten die Unternehmen sehr viel stärker nutzen. Wie wichtig Weiterbildung für ihr berufliches Fortkommen ist, spüren die Mitarbeiter von Banken und Versicherungen besonders deutlich: Mit über 80 Prozent Zustimmung erklären sie im Rahmen der Studie, dass sich ihr Jobprofil aufgrund der Digitalisierung bereits stark oder in Teilen verändert hat. Etwa ebenso viele erwarten künftig weitere Veränderungen durch neue Technologien wie intelligente Software und Roboter. Mit dieser Einschätzung liegen die Beschäftigten aus der Finanzbranche, in der die bisherigen Geschäftsmodelle durch innovative Start-ups und mächtige Internetkonzerne stark unter Druck geraten sind, vor anderen Wirtschaftsbereichen wie dem Maschinenbau, wo rund zwei Drittel der Mitarbeiter und Führungskräfte den Wandel ihres Aufgabengebiets bereits erleben bzw. kommen sehen. Die Ergebnisse stammen aus der EY-Studie „Digital-fit im Job?“, für die 1.000 Mitarbeiter und Führungskräfte deutscher Firmen aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen befragt wurden. Mehr als ein Fünftel von ihnen kommt aus der Finanzbranche. Mit 94 Prozent sind nahezu alle Befragten der Meinung: „Wer sich nicht lebenslang weiterbildet, wird abgehängt.“ Geht es um die für die neuen Jobprofile benötigten Qualifikationen, sehen die Mitarbeiter in der Finanzbranche auch keinesfalls allein ihr Unternehmen in der Verantwortung. So sind 58 Prozent von ihnen bereit, sich auch im Urlaub oder in der Freizeit entsprechendes Knowhow anzueignen und haben dies zum Teil bereits getan. Von dieser Gruppe können sich 58 Prozent vorstellen, jährlich ein bis fünf Tage ihrer freien Zeit einzubringen, 34 Prozent würden sogar sechs bis zehn Tage Freizeit opfern. Die Hälfte der Angestellten von Banken und Versicherungen würde sich auch finanziell an einer Weiterbildung beteiligen oder hat bereits Geld in ihr Fortkommen investiert. Auch diese Ergebnisse unterstreichen die hohe Motivation der Mitarbeiter zur Fortbildung. Das eröffnet den Firmen zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten, unter anderem in finanzieller Hinsicht, etwa für steuerliche Vergünstigungen bei einer Lohnumwandlung. Mitarbeiter wünschen sich mehr Weiterbildung Diese Möglichkeiten sollten die Unternehmen nutzen und ihren Mitarbeitern ein schlagkräftiges Fortbildungsangebot zur Verfügung stellen. In den meisten Unternehmen ist dies bislang jedoch nicht der Fall. Unter allen Befragten halten lediglich zwölf Prozent das Weiterbildungs- angebot ihres Unternehmens in Bezug auf den digitalen Wandel für gut. 74 Prozent wünschen sich mehr Weiterbildungsmöglichkeiten. Über die Hälfte der Studienteilnehmer aus der Finanzbranche erklärt zudem, dass die Möglichkeit zur Weiterbildung zu digitalen Themen nur vereinzelt besteht oder kein nennenswertes Angebot vorhanden ist. Diese kritische Einschätzung sollte die Unternehmensführung sehr ernst nehmen. Die Digitalisierung wird keine Branche und keinen Geschäftsbereich unberührt lassen. Kümmern sich die Firmen nicht gezielt um das digitale Know-how ihrer Angestellten, müssen sie um ihre Zukunftsfähigkeit fürchten. Zudem muss ihnen klar sein: Die High-Performer unter den Mitarbeitern werden dahin gehen, wo sie die gewünschte Weiterbildung bekommen. Kaum Ahnung, wohin die Reise geht Ebenfalls ein Weckruf für die Firmen: Nur wenige der befragten Mitarbeiter haben eine klare Vorstellung davon, was die Digitalisierung konkret für ihren persönlichen Werdegang bedeutet. So wissen laut der Studie nur knapp 30 Prozent der Beschäftigten in der Finanzbranche sehr genau, wie sich ihr Jobprofil in den kommenden Jahren entwickeln wird. Die Hälfte von ihnen hat nur eine vage Vorstellung, und 22 Prozent haben sogar überhaupt keine Ahnung, wohin ihre berufliche Reise gehen soll. Im Branchenvergleich können sich mit 38 Prozent der Beschäftigten aus dem IT-Bereich die Mitarbeiter am besten vorstellen, in welche Richtung sich ihr Job entwickeln wird. Insgesamt versäumen es also viele Unternehmen, mit ihren Mitarbeitern über mögliche Entwicklungspfade zu sprechen. Ohne klare Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft ist es für die Mitarbeiter jedoch schwierig, sich auf die kommenden Veränderungen einzustellen. Und das, obwohl sie dazu grundsätzlich – ebenso wie zur Weiterbildung – eine hohe Bereitschaft zeigen. Zwei Drittel der Studienteilnehmer erklären, sie würden ihr Einsatzgebiet und auch die Branche wechseln, wenn sie woanders bessere Chancen für sich sehen würden. 41 Prozent empfinden eine solche Veränderung jedoch gleichzeitig als großen Kraftakt, den sie zum Teil nur mit Unterstützung ihres Unternehmens schaffen können. Diese Unterstützung sollten die Firmen auf jeden Fall leisten – insbesondere auch bei den Fachkräften. 64 06 // 2019

BERUF & KARRIERE Kluft zwischen Fach- und Führungskräften So fällt bei der Auswertung der Studie immer wieder auf, dass zwischen Fach- und Führungskräften ein deutliches Ungleichgewicht bei den Voraussetzungen und Möglichkeiten zur Fortbildung besteht. Zum Beispiel geben über alle Branchen hinweg knapp die Hälfte der Chefs an, sehr genau über ihr künftiges Aufgabengebiet im Bilde zu sein, aber nur ein Fünftel der Fachkräfte. 77 Prozent der Führungskräfte würden Urlaub und Freizeit in ihr Fortkommen investieren, bei den Angestellten sind es 56 Prozent. Die Bereitschaft bzw. die Möglichkeit, selbst Geld in die Hand zu nehmen, ist bei 69 Prozent der Führungskräfte gegeben im Vergleich zu 44 Prozent bei den Fachkräften. Diese Liste lässt sich noch lange fortsetzen. So sehen auch 45 Prozent der Führungskräfte in der Digitalisierung uneingeschränkt eine persönliche Chance und nur knapp 30 Prozent der Fachkräfte. Und während über die Hälfte der Fachkräfte weniger als eine Stunde pro Woche in ihre Weiterbildung investieren, gibt nur ein Viertel der Führungskräfte dieses unterste Maß an. Diese sich an vielen Stellen auftuende Kluft birgt eine Gefahr für die Unternehmen. Schließlich muss die Digitalisierung in allen Bereichen umgesetzt werden, das heißt nicht nur an der Unternehmensspitze und in der Strategieabteilung, sondern auch im Kundenservice und im Vertrieb. Das Wissen um agile Arbeitsmethoden und die Chancen, die sich aus den neuen Technologien ergeben, sind über alle Hierarchien hinweg gefragt. 06 // 2019 65

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