MANAGEMENT arbeite, hat demnach Urlaubstage verfallen lassen. „Beim Urlaubmachen bin ich schlecht. Da erreiche ich auf jeden Fall nicht die im Vertrag festgelegten Tage“, bestätigt auch Axel Bartsch. Ganz anders sein Kollege Rammenzweig, der für seine Reisen in die Ferne Zeit braucht. „Auf Kreuzfahrten schaue ich mir an, wo ich sonst nie für eine Woche hinfahren würde.“ Die Schiffstouren haben ihn schon weit gebracht: von Mauritius nach Madagaskar, von Limassol auf Zypern durch den Suezkanal nach Dubai, von Colón durch den Panamakanal nach Santiago de Chile mit einem Abstecher in die peruanische Inkastadt Machu Picchu. Und zwischendurch dann mal ganz bodenständig durch den Nord-Ostsee- Kanal. An der Küste fühlt sich auch der gebürtige Norddeutsche Bartsch im Urlaub wohl. „Mit dem ungewissen Wetter kann ich leben. Der häufige Regen nervt zwar, ich erhole mich aber trotzdem. Beim Sightseeing und beim Nichtstun.“ Während der Ostertage in Kühlungsborn bei Rostock habe es sogar geschneit. Beim Skilaufen in Ischgl war die weiße Pracht hingegen gern gesehen. Zum Ausgleich geht’s im Sommer in wärmere Gefilde nach Spanien oder Italien. Kabine, findet aber, dass die ständige Erreichbarkeit durchaus Vorzüge habe. „Wenn ich nach einem kurzen Trip 800 Mails lesen muss, ist die Entspannung doch in Millisekunden weg.“ Für Martin Fritz von der Fugger Privatbank ist selbstverständlich, was auch für all seine Kollegen gilt. „Wenn es brennt, bin ich natürlich erreichbar.“ Von ihren Mitarbeitern erwarten die Chefs allerdings keinesfalls, dass sie auch im Urlaub online sind. „Wenn der Vertreter keine Entscheidungen fällen kann, ist er nicht der richtige Vertreter“, findet Sonja Kardorf, Vorstand bei der Investitionsbank Berlin (IBB). Viele Banker setzen sich inzwischen feste Zeiten, um nicht permanent aufs Display zu schauen und im Kopf bei der Arbeit zu sein. Kardorf räumt ein: „Ich habe mich schon deutlich diszipliniert und gucke im Urlaub nur noch nach dem Aufstehen und nachmittags auf den Blackberry.“ In der Zeit dazwischen wandert das Gerät in den Safe. Immer erreichbar Egal ob in den Bergen, am Strand oder auf dem Meer – das Handy haben die Chefs fast immer dabei. Und sie befinden sich damit in bester Gesellschaft. Die meisten Berufstätigen haben kein Problem damit, per E-Mail, Telefon oder SMS selbst in den schönsten Wochen des Jahres stets erreichbar zu sein. Das galt im vergangenen Jahr immerhin für sieben von zehn Mitarbeitern, recherchierte der Digitalverband Bitkom (siehe Kasten). Mit Handy Skilaufen zu gehen, findet BKB-CEO Bartsch zwar „eher doof “, das sei aber in Ausnahmefällen nicht zu ändern. Heute erwarte ja jeder Geschäftspartner Antworten binnen Minuten. Rammenzweig lässt zumindest beim Landgang das Handy in der 38 06 // 2018
MANAGEMENT Anruf vom Chef Auch im Urlaub haben die meisten Berufstätigen kein Problem damit, per E-Mail, Telefon oder SMS stets erreichbar zu sein. Das galt im vergangenen Jahr immerhin für sieben von zehn Mitarbeitern, 2016 waren es erst 67 Prozent, fand der Digitalverband Bitkom heraus. Knapp 40 Prozent lesen zum Beispiel geschäftliche Mails, rund 60 Prozent gehen ans Telefon, wenn der Job ruft. Erfahrungsgemäß melden sich vor allem die Kollegen während des Urlaubs. Sechs von zehn der in den Ferien erreichbaren Berufstätigen erhielten von ihnen einen Anruf oder eine Nachricht. Nur bei jedem Vierten war es der Chef. Kunden hingegen meldeten sich nur bei jedem achten Berufstätigen. Immerhin jeder Vierte blieb trotz erklärter Erreichbarkeit ungestört. Eine rechtliche Verpflichtung, auch im Urlaub erreichbar zu sein, gibt es übrigens in den meisten Fällen nicht. „Binnen sechs Stunden geht die Bank nicht unter“, sagt die Mutter zweier Kinder, die mit der Familie in den Sommerferien zwei Wochen auf Mallorca verbringen wird. Ganz praktisch in einem Club, damit alle auf ihre Kosten kommen. Zwischen jüngerer und älterer Tochter liegen immerhin zehn Jahre Altersunterschied. Das macht die Planung kompliziert. Wie zuhause spielt die sportbegeisterte Familie auch in den Ferien Tennis und schwimmt. In Berlin kommt noch Hockey hinzu, bei der ehemaligen Bundesligaspielerin heute allerdings vor allem als Zuschauerin und Fahrerin der Tochter, die als Mitglied des U16- Kaders der Mutter nacheifert. Als Ausgleich zum Job in der Bank versucht Kardorf zumindest regelmäßig vor der Arbeit zu joggen und einmal wöchentlich abends Tennis zu spielen. Mallorca, mit zuletzt rund 4,5 Millionen Touristen aus der Bundesrepublik (2017) die Lieblingsinsel der Deutschen, lockt auch andere Finanzexperten. Chris Bartz, Geschäftsführer des Berliner FinTechs Elinvar GmbH, freut sich auf entspannte Tage mit Frau und zwei kleinen Töchtern im malerischen Küstenort Port de Sóller, der als einer der schönsten Flecken der Insel gilt. Neben ausgedehntem Frühstück und gutem Essen auf der Terrasse oder im Restaurant steht wie bei Kardorf vor allem Sport auf dem Programm: Wandern, Radfahren, Schwimmen. „Das 06 // 2018 39
Laden...
Laden...