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die bank 06 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 2 + 3 | Mögliche

MARKT 2 + 3 | Mögliche Gesamtgewinne bei vorzeitigen Verkauf bzw. am Laufzeitende Gewinn bei Aktienkurs 4 EUR Gewinn bei Aktienkurs 3 EUR Gewinn bei Aktienkurs 2 EUR DG7MN57 1.365,00 13.965,00 28.965,00 DGM51Y4 10.050,00 25.050,00 25.050,00 DG9CHE2 600,00 8.100,00 21.900,00 DGQ1VV9 15.150,00 30.00,00 45.000,00 DGQ1VU1 6.300,00 20.850,00 35.850,00 Gesamtgewinn 33.465,00 97.965,00 156.765,00 Gewinn bei 5 EUR Gewinn bei 4 EUR Gewinn bei 3 EUR Gewinn bei 2 EUR Gewinn bei 1 EUR Gewinn bei 0,00 EUR DG7MN57 - 885,00 - 885,00 14.115,00 29.115,00 44.115,00 59.115,00 DGM51Y4 - 1.800,00 10.200,00 25.200,00 40.200,00 55.200,00 70.200,00 DG9CHE2 - 1.350,00 - 1.350,00 7.650,00 22.650,00 37.650,00 52.650,00 DGQ1VV9 300,00 15.300,00 30.300,00 45.300,00 60.300,00 75.300,00 DGQ1VU1 - 645,00 5.355,00 20.355,00 35.355,00 50.355,00 65.355,00 Gesamtgewinn - 4.380,00 28.620,00 97.620,00 172.620,00 247.620,00 322.620,00 Quelle: Eigene Berechnungen. Alternativ zum Verkauf der Put-Optionsscheine unmittelbar nach dem Anschlag könnte der Inhaber auch die Absicht gehabt haben, diese bis zu ihrem Laufzeitende zu behalten. Der mögliche Gewinn am Laufzeitende lässt sich unmittelbar durch den Vergleich des dann vorliegenden Aktienkurses und des Basispreises der einzelnen Put-Optionsscheine bestimmen. Dabei stellt sich der maximale Gewinn ein, wenn die BVB Aktie am Laufzeitende der Put- Optionsscheine bei 0,00 € notiert. Bei einem Aktienkurs von 0,00 € ergibt sich z. B. für einen Put-Optionsschein des Typs DGM51Y4 eine Zahlung von 4,80 € und ein Gewinn von 4,68 €, da der Kaufpreis der Option bei 12 Cent lag. Je höher der Aktienkurs ist, desto geringer ist jedoch der Auszahlungsbetrag. Liegt der Kurs der BVB Aktie am Laufzeitende dieses Put-Optionsscheins bei 4,80 € oder darüber, ergibt sich keine Zahlung für diesen Optionsschein, und der Inhaber erleidet einen Verlust in Höhe der gezahlten Prämie. ÿ 3 Der mit den am 11. April gekauften 75.000 Put-Optionsscheinen maximal erzielbare Gewinn liegt im Extremszenario, wenn also der Kurs der BVB-Aktie auf 0,00 € sinkt, bei 322.620 € – und somit weit entfernt von den zu Beginn in den Medien genannten 4 Mio. €. Zusätzlich zeigt sich, dass bei einem nur leichten Kursrückgang auf 5,00 € ein Verlust resultiert, und auch bei einem stärkeren Kursrückgang auf 4,00 bzw. 3,00 € ein nur vergleichsweise geringer Gewinn anfallen würde, vor allem in Anbetracht des verursachten Schadens und des betriebenen Aufwands. Dabei ist es für die Realisierung der genannten Gewinne erforderlich, dass der Optionsscheinkäufer diese bis zum jeweiligen Laufzeitende behalten hätte. Würden diese bereits früher verkauft werden, ergäbe sich ein geringerer Gewinn. FAZIT Zusammenfassend deuten die Transaktionsvolumina darauf hin, dass der gleiche Käufer insgesamt 75.000 Put-Optionsscheine gekauft und dafür 7.380 € bezahlt hat. Der maximal mögliche Gewinn liegt bei „nur“ 322.620 €. Auch wenn alle an diesem Tag gehandelten Put-Optionsscheine berücksichtigt werden, befinden sich somit der gezahlte Kaufpreis und der mögliche Gewinn deutlich unter den in den Medien genannten Werten, sofern keine weiteren Finanzgeschäfte als die öffentlich nachvollziehbaren Put-Optionsscheingeschäfte getätigt wurden. Autoren: Dr. Reinhold Hölscher ist Professor für Finanzdienstleistungen und Finanzmanagement an der Technischen Universität Kaiserslautern. Jochen Schneider ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Hölscher. 26 06 // 2017

MARKT Kleiner Exkurs: Was sind Put-Optionen? Bei Put-Optionsscheinen handelt es sich um derivative Finanzgeschäfte, die zur großen Gruppe der Zertifikate gehören. Put-Optionsscheine stellen eine an die Bedürfnisse von Privatanlegern angepasste Form der Put- Optionen dar, die an Terminbörsen (z. B. Eurex) gehandelt werden und zu denen Privatanleger fast keinen Zugang haben. Einen Put-Optionsschein kann ein Privatanleger dagegen entweder direkt beim Emittenten oder über einen zwischengeschalteten Broker kaufen. Für den Erwerb zahlt der Käufer eine Prämie. Der Emittent agiert als Gegenpartei für den Privatanleger, der Verlust des Emittenten entspricht dem Gewinn des Privatanlegers und umgekehrt. Jeder Put-Optionsschein ist mit einem sogenannten Basispreis ausgestattet, bezieht sich auf eine bestimmte Aktie und hat eine festgelegte Laufzeit. Durch den Kauf des Put-Optionsscheins erhält der Anleger gegen die Zahlung der Prämie die Chance auf eine Zahlung, wenn sich am Laufzeitende der Aktienkurs unterhalb des vereinbarten Basispreises befindet. Liegt am Laufzeitende des Optionsscheins der Aktienkurs unter dem Basispreis, erhält der Anleger die Differenz zwischen Basispreis und Aktienkurs vom Emittenten des Optionsscheins ausgezahlt. Wenn sich der Aktienkurs dagegen über dem Basispreis befindet, verfällt der Put-Optionsschein wertlos, und der Käufer hat die gezahlte Prämie verloren. Aus Sicht des Anlegers sind somit sinkende Aktienkurse vorteilhaft. Put-Optionsscheine werden daher i. d. R. von Privatanlegern eingesetzt, um auf sinkende Aktienkurse zu spekulieren und von Kursrückgängen zu profitieren. Grundsätzlich besteht jedoch auch die Möglichkeit, durch den Kauf von Put-Optionsscheinen eine bestehende Aktienposition gegen die Gefahr von Kursrückgängen abzusichern. Ein Anleger kann auf zwei unterschiedlichen Wegen von einem Put-Optionsschein profitieren. Befindet sich der Optionsschein bis zum Laufzeitende in seinem Besitz, und der Aktienkurs ist unter den Basispreis gesunken, erhält er die Differenz von Basispreis und Aktienkurs ausgezahlt. Jedoch verändert sich i. d. R. bereits während der Laufzeit der Preis des Put-Optionsscheins. Einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf den Wert eines Optionsscheins stellt dabei der Kurs der zugrunde liegenden Aktie dar. Nimmt der Kurs der Aktie ab, steigt der Wert des Put-Optionsscheins an. In welcher Beziehung die Wertentwicklung der Aktie und des Put-Optionsscheins zueinander stehen, hängt vom Verhältnis zwischen Aktienkurs und Basispreis ab. Befindet sich der Aktienkurs deutlich oberhalb des Basispreises und der Optionsschein liegt „aus dem Geld“, nimmt der Wert des Put-Optionsscheins nur um wenige Cent zu, wenn der Aktienkurs z. B. um einen Euro sinkt. Liegt der Aktienkurs dagegen unterhalb des Basispreises und der Optionsschein befindet sich „im Geld“, reagiert der Optionsschein sehr sensibel auf die Aktienkursschwankungen. Bei einem Rückgang des Aktienkurses um einen Euro nimmt der Preis des Put-Optionsscheins dann fast um denselben Betrag zu. Bei einer für ihn günstigen Kursentwicklungen kann der Inhaber eines Put-Optionsscheins somit schon während der Laufzeit einen Kursgewinn erzielen, den er durch den Verkauf des Optionsscheins auch realisieren könnte. 06 // 2017 27

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