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die bank 06 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó IT & KOMMUNIKATION

ó IT & KOMMUNIKATION Digitale Beratungslösungen im Vergleich ADVISORY TOOLS Innovationen, Regulierungen und verändertes Kundenverhalten bedingt durch die Digitalisierung sind einige Faktoren, die die Banken vor Herausforderungen stellen. Eine Vielzahl der Finanzinstitute sucht nach Optionen, um im Marktumfeld bestehen zu können und dem Wettbewerbsdruck zu trotzen. Dabei setzen Banken unter anderem auf Technologien, die die Beratungsprozesse digitaler, innovativer und effizienter gestalten. Die Portfolio-Optimierung kann mithilfe dieser derart vereinfacht werden, dass sie bereits unmittelbar im Kundengespräch erfolgen kann. Für den Beitrag wurden 27 Anbieter digitaler Beratungslösungen befragt und untereinander verglichen. Matthias Eberhard Keywords: Digitalisierung, Portfolio-Optimierung, Kundenberatung Im stetig härter werdenden Marktumfeld sucht die Mehrheit der Finanzinstute nach Möglichkeiten, ihren Beratungsprozess mithilfe von neuen Technologien zu verbessern. Doch was ist die passende Lösung für welches Institut? Um hierauf Antworten zu finden, ist es nötig, Informationen zu den Anbietern und ihren Kunden zusammenzutragen, zur Datennutzung, zur Qualität des Anlagevorschlags sowie zur Funktionalität der Applikation für die Erstellung des Anlagevorschlags. Außerdem ist es sinnvoll, Auszüge, Reports, die Überwachung und Dokumentation sowie die Digitalisierung und die Projektkompetenz bei der Systemintegration zu untersuchen. Eine Analyse von 27 Anbietern digitaler Beratungslösungen ” 1 hat gezeigt, dass die Unternehmensgröße der Software-Anbieter nicht unbedingt mit der Unternehmensgröße ihrer Kunden korreliert. Anbieter, die mehr als 500 Mitarbeiter aufweisen (z. B. Avaloq Licence AG, Temenos Headquarters SA, Swisscom AG und Interactive Data), bedienen unter anderem auch kleine Finanzinstitute oder Asset Manager. Im Gegensatz dazu weisen kleine Boutiquen Großbanken in ihrem Portfolio auf (bspw. Adviscent AG, AAAccell LLC und BhFS). Auch der Sitz der Vendoren gibt keine Auskunft darüber, ob die Produkte in einer bestimmten Region digitaler oder entwickelter sind. Des Weiteren lässt sich die These widerlegen, dass größere Anbieter im Vergleich zu kleineren automatisch bessere Produkte vermarkten. Die Unternehmensgröße besitzt folglich keinen Einfluss auf die Qualität der Produkte. Auch kleine Anbieter weisen Produkte auf, die ausgereift sind und gute Lösungen für Finanzinstitute bereitstellen. Gerade für kleine und mittlere Banken ist diese Erkenntnis interessant, da sie nicht zwingend an die großen Markt-Player gebunden sind. Sie können vielmehr auf kleine Vendoren zurückgreifen, die ihrer eigenen Unternehmensstruktur entsprechen und agiler auf ihre Anforderungen reagieren können. International aufgestellte Banken sollten eher große Anbieter berücksichtigen, da sich diese im EU-Markt auskennen und bereits Cross- Border-Lösungen anbieten. Der Kundenfokus der analysierten Vendoren liegt zu 56 Prozent auf Banken und zu 22 Prozent auf Vermögensverwaltern. Es lassen sich auch Anbieter finden, die sich auf das Asset Management, institutionelle Kunden (beispielsweise Pensionskassen) oder Versicherungen spezialisiert haben. Datennutzung in der Applikation Bei allen Anbietern ist das Standarddatenset gut entwickelt. Es speichert Finanzmarktinstrumente, Kundenstrategien und Portfolio-Daten. Diese Daten sind für einen Anlagevorschlag essentiell. Daraus lässt sich ableiten, dass die Funktionalitäten, die für einen Anlagevorschlag von Bedeutung sind, weit ausgebaut sind. Nur einige Anbieter halten die Option bereit, Kredite, Hypotheken und Steuerdaten zu sammeln. Daten zu Hypotheken und Krediten greifen die Braingroup AG und Avaloq Licence AG auf. Kaum ein Anbieter ermöglicht das Zugreifen auf Transaktionsdaten bei Käufen oder Verkäufen. Anbieter, die diese Transaktionsdaten zwar sammeln, aber nicht weiter verwenden, sind beispielsweise DSER, Braingroup AG, Expersoft Systems AG und Avaloq Licence AG. Da hier keine Speicherung der Daten stattfindet, lässt sich nicht die gesamte Vermögenssituation der Kunden abbilden. Die Funktionalität für Performanceauszüge, Geldflussanalysen, Steuerberechnungen sowie weitere 62 diebank 06.2016

IT & KOMMUNIKATION ó Verbindlichkeiten sind nur eingeschränkt umsetzbar. Qualität und Funktionalität zur Erstellung des Anlagevorschlags Um die Qualität des Anlagevorschlags zu bewerten, ist zu untersuchen, inwiefern der Vorschlag dem Profil des Kunden entspricht. Auch die Sorgfältigkeit, mit der die Anlage ausgesucht wird, wird evaluiert. Bei allen Anbietern ist die Qualität des Vorschlags sehr gut und die Entwicklung der Produkte weit fortgeschritten. Insbesondere die digitalisierte Erfassung des Anlagehorizonts, des Risikoprofils, der Anlageziele, der Strategie sowie der Kundenpräferenzen und -restriktionen liefern gute Ergebnisse. Regulierungen wie MiFID II werden berücksichtigt. Zur Kernkompetenz der Advisory-Lösungen zählt die Erstellung des Anlagevorschlags. In dieser Rubrik sind die Leistungen bei Ad-hoc-Vorschlägen im Kundengespräch, bei der Feinanpassung des Anlagevorschlags, der Optimierung anhand von Anlageklassen sowie beim Benchmarking mit einem Index oder Musterportfolio am stärksten ausgeprägt. Die niedrigsten Werte werden in der direkten Ausführung von Kundenaufträgen oder im Portfolio-Rebalancing erzielt. Die meisten Anbieter können Szenarien oder Stresstests auf das Portfolio anwenden. Je nach Fokus der Bank sollte ein Vendor ausgewählt werden, der den individuellen Ansprüchen entspricht. Auszüge, Reports, Überwachung und Dokumentation Die Funktionalität für das Reporting erfüllt bereits weitgehende Anforderungen. Es ist dennoch das Gebiet, das – für eine Systemintegration – am stärksten einer Anpassung an die Bedürfnisse der Bank und an das Marketing bedarf. Sehr weit ausgebaut sind auch die Portfolio- und Performance-Reports sowie die Dokumentation der Anlageentscheidungen. Ein Großteil der Anbieter bietet Factsheets zu den Instrumenten und ermöglicht eine vollständige Erstellung des Kundendossiers. Steuer-Reports können von Gambit Financial Solutions und Advice Online AG umgesetzt werden. Zwischen den Anbietern gibt es jedoch Unterschiede hinsichtlich der Reife des Portolio-Monitorings, der Warnhinweise für die Kundenberater oder des Risikomanagements. Keine der analysierten Applikationen liefert Steuerauszüge, da die Datenbasis dafür fehlt. Es können lediglich einfache Berechnungen durchgeführt werden. Nur eine geringe Anzahl der Vendoren lässt die Prozesse von einem Regulator zertifizieren. Dies sind unter anderem DSER, Swisscom AG, Gambit Financial Solutions und Expersoft Systems AG. Es scheint, als wäre die Zertifizierung noch keine Voraussetzung der Banken an die Anbieter. Schwerpunkt Digitalisierung Die Digitalisierung durchdringt auch die Anbieter von Beratungssoftware ” 2. Fast alle Anbieter liefern eine Cloud-Lösung und ein webfähiges Frontend. Auch auf Tablets lassen sich die Beratungslösungen installieren und können somit direkt im Kundengespräch aufgegriffen werden. Anwendungen, die jedoch noch unterentwickelt sind, stellen die Self-Advice- und Robo-Advice-Möglichkeiten dar. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass diese in naher Zukunft weiterentwickelt werden. Ausbaupotenzial gibt es auch bei den unterschiedlichen Kontaktkanälen wie Videokonferenzen, Chat oder Mailbox. Ein erkennbarer Trend ist, dass die Anbieter sehr viel Wert auf den Ausbau der Digitalisierung legen. Das Frontend für den Berater und den Kunden rückt immer stärker in den Fokus. Früher lag der Schwerpunkt 06.2016 diebank 63

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