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die bank 06 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ZAHLUNGSMORAL

ZAHLUNGSMORAL Geschäftskunden zahlen zu spät ó Wie das aktuelle Zahlungsmoralbarometer des Kreditversicherers Atradius zeigt, sind rund 90 Prozent der befragten Unternehmen in Westeuropa in den vergangenen zwölf Monaten zu spät von Geschäftskunden bezahlt worden. In Summe waren fast 40 Prozent des Gesamtwerts der Forderungen am Fälligkeitstag noch unbeglichen. Deutsche Lieferanten sind im westeuropäischen Durchschnitt besonders oft von verspäteten Zahlungen betroffen. Hier gaben 93,0 Prozent der Befragten an, im vergangenen Jahr von einem oder mehreren Geschäftskunden nicht pünktlich bezahlt worden zu sein. Nur Italien kann mit 94 Prozent eine noch schlechtere Zahlungsmoral im B2B-Bereich aufweisen. Die westeuropäischen Unternehmen sind sich bewusst, dass ein effektiver Schutz vor Forderungsausfällen unerlässlich ist, um die eigene Rentabilität zu gewährleisten. 40 Prozent der in Deutschland ansässigen Unternehmen wollen daher künftig die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden und die Geschäftsbilanzen intensiver prüfen. Ein immer schwerer wiegender Grund für Verzögerungen im Zahlungsverhalten liegt an der mangelnden Liquidität der Kunden, sowohl bei Inlands- als auch bei Auslandsgeschäften. Zahlungsverzögerungen erhöhen nicht nur den finanziellen Druck auf die Unternehmen selbst, sondern wirken sich auch auf die gesamte Wertschöpfungskette aus. Atradius rechnet daher mit einem weiterhin herausfordernden Wirtschaftsumfeld. GESCHÄFTSBERICHTSAUSWERTUNG Vergütung nicht professionell ó Die Aufsichtsräte der DAX-Konzerne mussten im letzten Jahr erstmals Abstriche hinnehmen. Ihre Vergütung sank um 8,7 Prozent auf durchschnittlich 356.000 €. Am besten entlohnt wurde dabei der oberste Aufseher der Deutschen Bank, die zuletzt milliardenschwere Strafen für diverse Rechtsstreitigkeiten zahlen musste. 808.333 € war der Bank die Kontrolle durch Paul Achleitner wert – immerhin ein Prozent weniger als im letzten Jahr und sehr deutlich unter dem Spitzenwert von 2015, als Volkswagen sich seinen Aufsichtsratschef 1,48 Mio. € kosten ließ. Nach dem Abgasskandal hat der Autobauer seine Geschäftszahlen aber bis Ende April zurückgehalten, sodass VW diesmal nicht für die Statistik der HKP-Group berücksichtigt wurde. Der Rückgang der Vergütungen resultiert insbesondere aus dem fortschreitenden Trend zur reinen Festvergütung. Bereits 17 DAX-Unternehmen sahen für 2015 ausschließlich fixe Vergütungselemente für ihre Aufsichtsräte vor. Die Vergütung schwankt also weniger mit dem wirtschaftlichen Erfolg. Die zuletzt zaghafte Annäherung von Aufsichtsrats- und Vorstandsvergütung scheint gestoppt. Die Experten von HKP bezeichnen das als problematisch, denn professionelle Aufsichtstätigkeit setze eine entsprechende Vergütung voraus, und diese schließt eben auch Bezüge ein, die der Aufgabe gerecht werden. Davon seien deutsche Aufsichtsräte in der Breite aber noch weit entfernt. DER WERT DER COMPLIANCE-KULTUR BEWEIST SICH ERST BEI UNTERNEHMEN IN SCHWIERIGKEITEN Jeder fünfte Manager wäre im Krisenfall zu Bestechungsleistungen bereit ó In jedem siebten deutschen Unternehmen gab es im letzten Jahr einen bedeutsamen Betrugs- oder Korruptionsfall. Es wird also nach wie vor gemauschelt und getrickst. Dennoch scheint die Compliance-Kultur langsam zu einem insgesamt ehrlicheren Geschäftsgebahren zu führen, denn im Jahr 2014 wurden Betrug oder Korruption noch in jedem vierten Unternehmen registriert. Global blieb es dabei, dass jedes achte Unternehmen Schwierigkeiten mit der Compliance hat. Deutschland liegt also über dem Durchschnitt. Spitzenreiter bei den entdeckten Fällen ist die Ukraine, wo in den vergangenen beiden Jahren 48 Prozent der Unternehmen Betrug und Korruption verzeichneten. Auf den Plätzen folgen Kenia (36 Prozent) und Südafrika (26 Prozent). Die wenigsten Fälle wurden in der Slowakei (keiner), in der Türkei und in Indonesien (jeweils 2 Prozent) entdeckt. Die Zahlen entstammen einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), für die Compliance- Verantwortliche aus 62 Ländern befragt wurden. Interessant ist, dass die Eigenwahrnehmung der Deutschen deutlich besser ausfällt, als die konkreten Zahlen belegen. Nur sechs Prozent der Manager halten Bestechung beziehungsweise korrupte Methoden in Deutschland für weit verbreitet. Weltweit sagen 39 Prozent der Manager, dass Korruption in ihrem jeweiligen Land weit verbreitet ist. Damit hat sich weder in Deutschland noch in der Welt insgesamt die Eigeneinschätzung der Manager gegenüber der Umfrage 2014 verändert. Spitzenreiter in dieser Statistik ist Brasilien, wo neun von zehn Managern Korruption für verbreitet halten. Nur knapp darunter liegen die Angaben für die Ukraine, für Thailand und Nigeria. Besonders gut schneiden die skandinavischen Länder ab. In Finnland hält kein einziger Manager Korruption für verbreitet, in Schweden und Dänemark nur vier Prozent. Fast alle deutschen Unternehmen haben mittlerweile Richtlinien gegen Bestechung und Korruption, allerdings nehmen bei Verstößen dagegen nur 68 Prozent der Manager klare Sanktionsandrohungen wahr. Jeder fünfte deutsche Manager würde entweder Unterhaltungsdienstleistungen finanzieren oder persönliche Geschenke machen, um sein Unternehmen so über einen Wirtschaftsabschwung zu retten – weltweit ist es jeder Dritte. 13 Prozent würden dafür sogar Bargeld zahlen. Vor dieser Methode schreckten alle befragten deutschen Manager allerdings zurück. 34 diebank 06.2016

Betriebswirtschaft Kompakt GERINGERE KREDITVERGABE MÖGLICH Handel mit Wertpapieren ó Der Eigenhandel von Banken mit Wertpapieren spielt eine wichtige Rolle im internationalen Finanzsystem. Allein in Deutschland investieren Geschäftsbanken rund 19 Prozent ihrer Bilanzsumme in Wertpapiere, in den USA liegt der Anteil sogar bei 20 Prozent. Deutsche Kreditinstitute halten bis zu 89 Prozent dieser Papiere für den Eigenhandel, was allerdings zu Kritik führt. Denn der Eigenhandel mit Wertpapieren, gerade in Krisenzeiten, könnte dazu führen, dass die Banken weniger Kredite an den Realsektor vergeben. Wenn sie krisenbedingte Preisschwankungen, Verwerfungen und Panikverkäufe an Wertpapiermärkten als eine vorübergehende Marktentwicklung interpretieren, könnte der Ankauf dieser Papiere eine höhere Rendite versprechen und die Banken daher zum Kauf motivieren. Jeden Euro, der in den Ankauf fließt, können sie dann allerdings nicht mehr in andere Anlageklassen investieren, zum Beispiel indem sie Kredite an die Realwirtschaft vergeben. Die Politik hat bereits Maßnahmen entwickelt, um den Eigenhandel von Banken zu beschränken. So dient etwa die Volcker Rule in den USA oder der Liikanen-Bericht in der EU als Reformoption. Wie genau der Eigenhandel sich in Krisenzeiten entwickelt und ob er tatsächlich zu einer geringeren Kreditvergabe an den Realsektor führt, ist jedoch bislang empirisch nicht nachgewiesen. CHANGE MANAGEMENT IM MITTELSTAND Nicht immer von Erfolg gekrönt ó Der Begriff „Change Management“ ist und bleibt ein gefragtes Thema in der deutschen Wirtschaft. Unternehmen aller Größen sind immer wieder mit Veränderungsprozessen konfrontiert und versuchen sich dabei ohne externe Unterstützung an deren Umsetzung. Oftmals jedoch nur mit mäßigem Erfolg, wie die processline GmbH in ihrer jüngsten Studie evaluiert. Denn zwei Drittel aller intern umgesetzten Change-Projekte scheitern. Die Umfrage zeigt weiter, dass über 97 Prozent der Befragten bereits von Veränderungsprozessen innerhalb eines Unternehmens betroffen waren. Und auch wenn nur in knapp einem Drittel der von ihnen erlebten Change-Projekten externe Berater eingesetzt wurden, würden mehr als 94 Prozent der Befragten auf externe Unterstützung zurückgreifen, wenn sie selbst die Verantwortung für ein solches Projekt hätten. Die Studienergebnisse machen deutlich, was auch der Branchentrend sagt: Veränderungsprozesse sind in Unternehmen allgegenwärtig, werden jedoch oftmals nicht erfolgreich umgesetzt. UNTERNEHMENSKREDITE Die Flaute hält an ó Das geschätzte Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen (ohne Kredite für den Wohnungsbau und für finanzielle Unternehmen) ist im vierten Quartal 2015 erneut geschrumpft. Und zwar um 2,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Dies geht aus dem vierteljährlichen KfW-Kreditmarktausblick hervor. Bereits im dritten Quartal 2015 war das Geschäft der Kreditinstitute mit Unternehmensdarlehen abwärtsrevidiert um 3,3 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert zurückgegangen. Das Tempo des Abschwungs im Kreditneugeschäft hat sich somit zwar abgeschwächt, eine Trendwende ist jedoch noch nicht in Sicht. Der Sinkflug dürfte sich im ersten Halbjahr 2016 aufgrund nachteiliger Basiseffekte sogar noch verschärfen. Die Flaute bei den Unternehmenskrediten hat sowohl strukturelle als auch aktuelle Ursachen. Die vorhandenen Eigenmittel der Unternehmen dämpfen grundsätzlich die Kreditnachfrage. Zudem signalisieren rückläufige Stimmungsindikatoren, dass die Sorge um die globale Konjunktur auch die Realwirtschaft mittlerweile erfasst hat. „Das kann sich im Jahresverlauf durchaus noch zum Positiven ändern, aber nur, wenn das Vertrauen in die globale Konjunktur zurückkehrt“, sagt Chefvolkswirt Jörg Zeuner. 06.2016 diebank 35

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