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die bank 06 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BANKING veau und seit

ó BANKING veau und seit kurzem sogar einen Leitzins bei null Prozent. Wir beobachten, dass die Kunden deshalb geneigt sind, eher höhere Risiken als früher einzugehen. Wir raten dann auch schon mal davon ab. diebank: Die Niedrigzinsen setzen auch die Banken enorm unter Druck. Bei deutschen Kreditinstituten stehen Zinserträge im Schnitt für drei Viertel der Einnahmen. Wie sieht es bei Plump aus? Klose: Einlagen in Höhe von 129 Mio. € stehen bei uns Kundenkredite in Höhe von 21,9 Mio. € gegenüber. Der Zinsüberschuss trägt deshalb weniger als zehn Prozent zum Ergebnis bei. Wegen der Zinssituation müssen wir jetzt mit allen Kunden sprechen und gemeinsam überlegen, wie wir mit größeren Bargeldguthaben umgehen. Wir müssen also auch über eine Negativverzinsung sprechen. Als Alternative könnten wir zum Beispiel ETFs mit kurzlaufenden Unternehmensanleihen anbieten, die eine leicht positive Rendite abwerfen. Grundsätzlich empfehlen wir nicht, dass der Kunde seine Risikostruktur ändert. Wer Bargeld hält, will liquide bleiben. diebank: Neben Niedrigzinsen leidet die Branche unter der stetig wachsenden Regulatorik. Die mittelständischen Banken klagen, dass die Regulierung nicht das Prinzip der doppelten Proportionalität berücksichtigt. Wie kommt Plump mit dem Thema klar? Klose: Das Thema belastet uns auch. Wir haben gerade den Jahresabschluss fertiggestellt, daher habe ich das Beispiel noch leidlich in Erinnerung. Und da wir davon überzeugt sind, dass die Regulatorik noch weiter zunehmen wird, werden wir unsere Kompetenz in diesem Bereich durch einen neuen Vorstand aus dem Wirtschaftsprüfungsbereich verstärken. diebank: Macht Ihnen der Job noch Spaß? Klose: Definitiv hat sich etwas verändert in den vergangenen zehn Jahren. Damals konnten wir uns zu 90 Prozent um unsere Kunden kümmern. Heute geht zu viel Zeit für Regulatorik und Risikocontrolling verloren. In unserer kleinen Bank bin ich dennoch nah am Kunden und kann in flachen Hierarchien schnelle Entscheidungen treffen. Daher gefällt mir meine Aufgabe. Aber das ist auch der Grund, warum wir nicht mehr als 45 Mitarbeiter haben möchten. diebank: Würden Sie jungen Menschen noch zu einer Bankkarriere raten? Klose: Ja. Wer sich jetzt für eine Ausbildung entscheidet, internationale Erfahrungen sammelt und drei Sprachen lernt, wird in ein paar Jahren davon profitieren, dass die Konkurrenzsituation nicht mehr so angespannt ist. diebank: Angesichts der Dauerniedrigzinsphase und der Turbulenzen an den Aktienmärkten, müssen wir Sie als Experten natürlich noch um einen Tipp bitten: Wie würden Sie 1 Mio. € anlegen? Klose: Diese Frage habe ich doch schon mal gehört. Ich würde den Betrag relativ konservativ anlegen, maximal 20 bis 30 Prozent in Aktien. Beim aktuellen Zinsniveau bleiben dann abzüglich der Steuern vielleicht gut 1.000 € Ertrag im Monat. Das gibt einem doch sehr zu denken. diebank: Herr Klose, vielen Dank für das Gespräch. Strafzinsen Die Negativzinsen kosten die Institute schon jetzt viel Geld. Fast 700 Mrd. € Überschussliquidität haben Banken des Euroraums angehäuft. Analysten von Morgan Stanley schätzen, dass der bis März 2016 geltende Einlagenzins von minus 0,3 Prozent (seitdem minus 0,4 Prozent) die Gewinne der Banken um bis zu zehn Prozent gedrückt hat. Laut der Beratungsfirma Barkow Consulting kostete allein die erneute Senkung des Einlagensatzes um 0,1 Prozentpunkte auf minus 0,3 Prozent im Dezember 2015 die Banken 1,4 Mrd. € im Jahr. Erstmals hatte die EZB einen Strafzins auf die Einlagen, die Banken bei ihr parken, im Juni 2014 eingeführt. Die Belastung bekommen jetzt zunehmend die Kunden zu spüren. So ist die Commerzbank dazu übergegangen, für ihre mittelständischen Firmenkunden eine „individuelle Guthabengebühr” zu verlangen, wenn sie viel überschüssiges Geld bei ihr parken. Zu den mittelständischen Firmenkunden zählt die Bank Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 2,5 und 250 Mio. €. Das Ziel sei dabei nicht, die Gebühr zu erheben, so ein Sprecher. Man wolle in Gesprächen mit Kunden gemeinsam alternative Anlagekonzepte entwickeln. Im Notfall aber müssen die einen Strafzins in Kauf nehmen. Auf die Einlagen von Privat- und Geschäftskunden (bis 2,5 Mio. € Umsatz) berechnet das Institut hingegen keine negativen Zinsen. Auch die Deutsche Bank plant nach eigenen Angaben derzeit nicht, im breiten Kundengeschäft Kosten für Einlagen an die Kunden weiterzugeben. Die jüngste Zinsanpassung der EZB sei beim Deutsche Bank-Dispokredit in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben worden, teilt der Marktführer mit. Das heißt konkret: Nach der aktuellen Leitzinssenkung liegt der Dispozins bei der Deutschen Bank seit dem 15. März 2016 bei 7,90 % - 10,90 % p. a. (bisher, seit 1.7.2015: 7,95 - 10,95 % p. a.). Der Zinssatz für geduldete Überziehungen wurde ebenfalls gesenkt - auf nun 14,90 % p. a. (von bisher: 14,95 % p. a.). Derzeit seien keine Änderungen bei den Preisen für Konten und bei den Gebühren für Giro- und Kreditkarten geplant, so die Bank. Bei den Unternehmen stoßen Strafzinsen auf wenig Freude, als Auslöser sehen sie aber die EZB. „Jede Bank muss selbst entscheiden, ob sie Strafzinsen auf Einlagen verlangen will”, sagt Lutz Goebel, Präsident der Familienunternehmer. „Eigentlich sollte jede gesunde Bank darauf verzichten können. Doch letztlich sind die Strafzinsen Folge einer verfehlten Geldpolitik.” Für manche Firmen sind Strafzinsen richtig teuer. „Je nach Branche müssen Unternehmen hohe Liquidität vorhalten können. Da sind Strafgebühren völlig kontraproduktiv für das deutsche Wachstum”, so Goebel. 28 diebank 06.2016

BANKING ó Die digitale Jagd nach Kundendaten AUTOFINANZIERUNG Wie in vielen Geschäftsfeldern, so geht auch bei der Finanzierung von Autos der Trend zur Digitalisierung. Neueste Entwicklungen verknüpfen bereits jetzt Informationen über Kunden mit Autodaten, Unternehmen entwickeln spielerische Apps für Autokäufer. Doch die schönsten Neuerungen funktionieren nur mit einer ganzheitlichen Digitalstrategie, und dazu gehört auch ein modernes Backoffice. Während viele klassische Banken ihre Digital-Strategien längst abgesteckt haben, fehlt Autofinanzierern oft noch ein übergreifender digitaler Ansatz. Norman Weißer Keywords: Geschäftsmodelle, Finanzierung, Digitalisierung Jahrzehntelang hat sich in der Autofahrernation Deutschland nur wenig grundsätzlich verändert. Jetzt aber wechseln Wunschbilder, Vorstellungen und Vertriebswege in der Automobilbranche. Ex- VW-Chef Martin Winterkorn sprach von „einem der größten Umbrüche seit Bestehen des Automobils“. Zwei übergeordnete Trends beeinflussen dabei die gesamte Automobilbranche und besonders die Autofinanzierer: individuelle Mobilität und Digitalisierung. Der Begriff „Individuelle Mobilität“ ist historisch stark mit dem Besitz eines eigenen Autos verbunden. Der wirtschaftliche Wohlstand und technische Fortschritt der 1960er- und 1970er- Jahre legten dafür die Basis. Mittlerweile verstehen viele Menschen unter Mobilität fast selbstverständlich nur noch das Fortkommen von Punkt A zu Punkt B – das „Womit“ tritt in den Hintergrund. Damit hat sich auch die persönliche Einstellung zum Besitz eines eigenen Autos verändert. Im flexiblen Mieten sehen Experten der Automobilfinanz eine der Top-Herausforderungen für die nahe Zukunft. Bereits in den kommenden Jahren erwarten die Entscheider der Branche hier deutliche Veränderungen. Künftig wollen sich die Menschen nicht mehr auf einen Autotyp festlegen. Familien kaufen nicht mehr einen Van, den sie womöglich über Jahrzehnte für alle anfallenden Gelegenheiten nutzen. Sie leasen stattdessen den Van für den Alltag, in den Urlaub gelangen sie mit Bahn oder Flugzeug und leihen vor Ort ein Cabrio. In der Stadt mieten sie per Carsharing den Elektro-Smart oder einen Transporter für den Umzug. Die anpassungsfähige Fahrzeugnutzung ist auch für Unternehmen interessant. Vor allem Logistiker und mittelgroße Unternehmen drängen darauf, ihre Fahrzeugflotte flexibler und variantenreicher aufzustellen. Der einzelne Manager hat nicht unbedingt mehr den eigenen Firmenwagen, sondern kann sich aus einem Pool bedienen. Darauf müssen sich nicht nur die großen Automobilkonzerne einstellen, sondern auch die Autofinanzierer. Statt des Kaufs in bar oder per Kredit gewinnt das Leasing, also eine Leihe für durchschnittlich drei Jahre, auch bei Privatkunden an Bedeutung. Neben dem Trend „Nutzen statt besitzen“ kann durch Leasing ein höherwertiges Fahrzeug angeschafft werden als beim Kauf. Bei BMW beispielsweise sind rund 46,3 Prozent aller Fahrzeuge 2015 durch die hausinterne Finanzsparte verleast oder finanziert worden, das ist ein Anstieg um 4,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn aus einem Leasingwagen ist für Hersteller und Finanzierer dagegen sehr viel schwieriger einzuschätzen. Die Rate wird entsprechend der Summe festgesetzt, zu der ein Wagen am Ende der Leasingzeit weiterverkauft werden kann. Falls der Autohersteller den künftigen Wert falsch einschätzt, weil sich z. B. der Geschmack der Kunden zwischenzeitlich verändert hat, geht die Rechnung nicht auf. Zudem trifft der Leasende in kürzeren Zeitspannen die Entscheidung über Marke und Modell. Der Kunde kann häufiger zur Konkurrenz abwandern. Das kann sogar zu kürzeren Modellzyklen führen. Die an die großen Automobilkonzerne angeschlossenen Finanzierer haben dabei einen Vorteil. Sie können ihre Konditionen für die flexiblen Autoangebote aufgrund der vorhandenen Kundendaten und aufgrund des direkten Bezugs zur Automobilkonzeption und -produktion besser maßschneidern. Auch ihre Größe verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil. Doch auch die Konkurrenz der kleinen Nischenanbieter und Branchenfremden schläft nicht. Wer nicht so groß ist, 06.2016 diebank 29

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