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die bank 06 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BANKING

ó BANKING Traditionsreiche Adresse für vermögende Bremer GESCHÄFTSMODELLE Dreht sich der Besucher am Markt in Bremen einmal um die eigene Achse, hat er die wichtigsten Highlights schon gesehen: Bremer Roland, Bremer Stadtmusikanten, Rathaus, St.-Petri- Dom, Bürgerschaft, Bremer Baumwollbörse, Handelskammer, Böttcherstraße. Dicht an dicht stehen in Bremens Zentrum Wahrzeichen, denkmalgeschützte Gebäude und Touristenattraktionen. Mittendrin liegt das Bankhaus Carl F. Plump & Co., die älteste Privatbank der Stadt. Seit Peter Klose hier vor knapp drei Jahren als Sprecher des Vorstands die Geschäfte übernahm, hat er nicht nur deren Räume aufwendig renovieren lassen, sondern auch eine umfassende Umstrukturierung eingeleitet. „Wir haben ein klar umrissenes Geschäftsmodell und sind vielen anderen Banken um vier bis fünf Jahre voraus“, ist Klose überzeugt und erklärt, wie er das zur Warburg-Gruppe gehörende Institut erfolgreich am Markt positioniert hat und den Turbulenzen in der Branche trotzen will. Eli Hamacher Keywords: Privatbanken, Strategie, Bankhistorie diebank: Herr Klose, Sie sind im Oktober 2013 als Sprecher des Vorstands zum Bankhaus Plump nach Bremen gekommen. Man sagt ja, dass es Nicht-Bremer in der Hansestadt schwer haben. Wie haben Sie sich eingelebt? Klose: Ich habe mich gut eingelebt, aber es stimmt: Der Bremer Kunde lässt sich gern von Mitarbeitern beraten, die eng in der Stadt vernetzt sind und auch mit ihrer Familie hier leben. Aus diesem Grund haben wir auch eine Repräsentanz in Oldenburg. Dort ist es ähnlich, obwohl nur 55 Kilometer zwischen Oldenburg und Bremen liegen, möchten wir Kunden in Oldenburg und der Region vor Ort betreuen. diebank: Zur Jahrtausendwende haben Sie immerhin schon einmal zwei Jahre in Bremen bei der Bremer Ibero Platina Bank gearbeitet und in dieser Zeit gelernt, wie die Stadt tickt. Das müsste Ihnen doch geholfen haben. Klose: Auf jeden Fall hat es den Einstieg erleichtert. Aber natürlich schaut die Bremer Gesellschaft sehr genau auf das Bankhaus und wie kontinuierlich die Leistung ist. Um unsere Kunden besser kennenzulernen, nehmen wir an traditionsreichen Veranstaltungen wie dem Bremer Tabak-Collegium oder an der Bremer Eiswette teil. Regelmäßig laden wir unsere Kunden zu Abenden im kleinen Kreis ein, um über aktuelle Themen zu berichten. Als Vorstandssprecher eines kleinen Hauses mit 31 Mitarbeitern arbeite ich auch sehr aktiv im operativen Geschäft mit. Ich betreue Kunden persönlich, besuche meine Kunden auch zu Hause. Auf dieser sehr persönlichen Beziehungsebene erfahre ich schnell, was die Kunden aktuell bewegt. diebank: Angesichts der Dauerniedrigzinsphase und der zunehmenden Regulatorik gerät die Branche immer stärker unter Kostendruck. Vor allem die großen Institute bauen massiv Personal ab. Können Sie Ihr Team halten? Klose: Im Gegenteil, wir wachsen. Pro Jahr stellen wir drei bis vier neue Mitarbeiter ein. Anfangs haben wir für die Suche passender Kandidaten einen Personalberater eingeschaltet. Das ist aber nicht mehr nötig. Mittlerweile werden wir sehr häufig aktiv angesprochen, weil sich bei den Bremer Banken zuletzt viel bewegt hat. Sal. Oppenheim hat sich zurückgezogen, das Private-Banking-Geschäft der Crédit Suisse Deutschland wurde verkauft, die UBS geschlossen. Und das Bankhaus Neelmeyer, das gleich nebenan sitzt, wurde im März dieses Jahres von der Bremer Kreditbank gekauft. diebank: Nach Ihrem Start haben Sie gleich zweifach aufgeräumt, zum einen, indem Sie die Bank von Grund auf renovieren ließen, zum anderen, indem Sie kräftig umstrukturiert haben. Was waren seither die Meilensteine? Klose: Wir haben sehr konsequent Risiken herausgenommen. Wir halten keine Beteiligungen mehr an Unternehmen, betreiben ein sehr moderates Kreditgeschäft und haben den Eigenhandel sowie Anfang 2015 unser Südamerika-Geschäft ganz eingestellt. Dieses Geschäft war zwar sehr lukrativ, was die Entscheidung erschwerte, 24 diebank 06.2016

BANKING ó fi DIE BANK Anders als bei anderen kleinen Privatbanken müssen die Kunden des Bankhauses Carl F. Plump & Co. auf keine Dienstleistung verzichten. Im Eingangsbereich finden sie Schließfächer, dahinter die Kasse. Das Institut gibt eine eigene EC-Karte und eine Kreditkarte aus, verwaltet Vermögen und vergibt Kredite, berät aber auch Stifter. Vis à vis vom Rathaus residiert Bremens älteste Privatbank in einem fünfgeschossigen Geschäftshaus, erbaut 1960 von Architekt Gerhard Müller-Menckens, der das Bremer Stadtbild mit seinen Entwürfen maßgeblich prägte. 1973 wird das Gebäude als Bremer Denkmal unter Schutz gestellt und in die Liste der Kulturdenkmäler in Bremen-Mitte aufgenommen. Die Privatbank blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. 1953 wird das Bankhaus Carl F. Plump & Co. zur Universalbank. Erstmals werden Kommanditisten aufgenommen, die nicht aus Bremen stammen: die Privatbanken Delbrück, Münchmeyer und Sal. Oppenheim halten ihre Anteile bis 1974. Zwischen 1974 und 1991 hält dann die Sparkasse Bremen bis zu 100 Prozent. 1999 übernimmt schließlich Warburg 51 Prozent am Bankhaus Plump. Seit 2011 befindet sich das Institut im vollständigen Besitz von Warburg. Im Aufsichtsrat sitzt mit Christian Plump aber noch ein Nachfahre des Gründers. Carl Ferdinand Plump hatte 1828 mit seinem Schwager Johannes Rösing Rösing & Plump gegründet, ein Comptoir für den Export von Leinen. Als das Geschäft schlechter läuft, konzentrieren sich die beiden Partner zunehmend auf Warenund Wechseldiskontgeschäfte. Nach dem Ausscheiden von Rösing beteiligt sich die Bank an Großunternehmen, gehört zu den ersten Aktionären des Norddeutschen Lloyd. 1872 beteiligt sich das Institut an der Bremer Baumwollbörse, die heute gleich nebenan sitzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Rohstoff dringend benötigt, sodass der Import zu einem wichtigen Standbein wird. Nach der Währungsreform gewinnen Kreditvergabe an Unternehmen sowie das Privatkundengeschäft an Bedeutung. Mit einer Bilanzsumme von zuletzt 145,9 Mio. € gehört Plump zu den kleinen Privatbanken in Deutschland. Im vergangenen Jahr führten die Bremer rund 500.000 € Gewinn an die Hamburger Mutter ab. 06.2016 diebank 25

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