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die bank 06 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó FINANZMARKT und nur

ó FINANZMARKT und nur gelegentlich Portfoliopositionen ändern. In Europa ist die Situation ähnlich, auch hier werden Anteile an steuerlich begünstigten Altersvorsorge-Fonds deutlich länger gehalten als andere Investments. Auf dieser Grundlage könnten historische Durchschnittswerte die Basis für eine erste Reihe von Stresstests darstellen. Allerdings sind die Aufsichtsbehörden bei Stresstests häufig von Worst-Case-Annahmen ausgegangen. Dies haben die Stresstests im Bankensektor gezeigt. fl Eine Erholung der Rentabilität ist nur zu erwarten, wenn weitere Restrukturierungsmaßnahmen ergriffen, Kapazitäten abgebaut und Geschäftsmodelle verändert werden. Conduct-Risiken steigen Viele Asset Manager unterschätzen das Ausmaß der sich anbahnenden, verhaltensbezogenen Regulierungsvorschriften. Doch ihr Preis-Leistungs-Verhältnis rückt auf der Tagesordnung der Regulierungsbehörden immer weiter nach oben. Besonders weitgehend passiv investierende Fonds, die Gebühren für aktiv gemanagte Fonds verlangen, geraten in den Fokus und bergen potenzielle Haftungsrisiken für die Branche. Zudem werden Asset Manager voraussichtlich höhere Kosten in Kauf nehmen müssen, um strengeren Verhaltensregeln Rechnung zu tragen. So werden Verhaltens- und Compliance-Zusatzkosten 2017 und 2018 weiteren Druck auf die Margen ausüben. In Kombination mit höheren Aufwendungen für die Verbesserung des Handels- und Liquiditätsmanagements könnte dies die Kosten branchenweit um circa 3 Prozentpunkte nach oben treiben. Mittelgroße Akteure, die häufig Teil großer Finanzinstitute sind, unterschätzen hier oft den Anpassungsbedarf und haben den Kern ihres operativen Modells bisher noch nicht verändert. Mit Blick auf diese deutlich gestiegenen Risiken wird es für Aktionäre wie für Anleger gleichermaßen entscheidend sein, das Eigenkapital sorgfältig im Auge zu behalten, obwohl dies im Asset Management eine bis dato wenig beachtete Ressource war. Liquiditätsherausforderungen für Index- und ETF-Anbieter Ungeachtet der allgemeinen Sorgen um die Liquidität könnten börsengehandelte Rentenfonds (ETFs) von negativen Zinssätzen, höheren Liquiditätsreserven und Stresstests profitieren. So nutzen immer mehr Manager größere Positionen in ETFs als liquide Alternative zu Barmitteln, wie es im Aktienbereich in ähnlicher Form bereits seit längerem gängige Praxis ist. Voraussichtlich wird sich das Wachstum von ETFs jedoch zunehmend auf größere und liquidere Anlageklassen konzentrieren. In den Kernanlageklassen ist ein Zuwachs der Vermögenswerte (Assets under Management, AuM) zu erwarten, da mangelnde Größe und Tracking Error weniger liquide Bereiche unter Druck setzen. Dies könnte sich beispielsweise auch negativ auf das Wachstumspotenzial für „Smart Beta”-ETFs auswirken. Asset Manager, die Strukturen mit längeren Haltefristen anbieten, könnten zu den Gewinnern gehören, da offene und daher von Liquidität abhängige Strategien stärkeren Beschränkungen unterliegen werden. Dies dürfte eine Konvergenz der Erträge bei diesen Fonds zur Folge haben. Ebenso könnten führende Anbieter von Investment-Lösungen über Multi-Asset-Angebote wachsen, obwohl das Teilnehmerfeld wohl erheblich schrumpfen wird. Hierfür gibt es zwei Gründe. Zum einen stellen die extrem niedrigen Zinsen und schwierigen Liquiditätsbedingungen das aktuelle Geschäftsmodell potenziell in Frage, zum anderen haben einige Anbieter Schwierigkeiten bei der Entwicklung von einem reinen Produktanbieter hin zu einer breiter angelegten Beraterrolle. Banken müssen massive Einschnitte vornehmen Vor allem in Europa werden viele Investmentbanken und -abteilungen in den nächsten zwei Jahren nicht in der Lage sein, ihre Kapitalkosten zu erwirtschaften ” 1. Eine Erholung der Rentabilität ist nur zu erwarten, wenn weitere Restrukturierungsmaßnahmen ergriffen, Kapazitäten abgebaut und Geschäftsmodelle verändert werden. Denn weitere Margenanpassungen machen sich zwar langsam positiv bemerkbar, beschränken sich aber auf einen relativ kleinen Marktbereich und werden alleine nicht ausreichen, um die Ertragskraft substanziell zu steigern. Außerdem werden Größenvorteile immer wichtiger und stellen Marktteilnehmer jenseits der größten Investmentbanken vor schwere Entscheidungen. Im Kundengeschäft werden wichtige strukturelle Veränderungen durch äußerst niedrige Zinssätze, neue Regulierung und knappe Liquidität angetrieben. Kundenbezogene Erträge sind seit 2010 pro Jahr um 1 bis 2 Prozent zurückgegangen. Zudem ist es für Banken in diesem Kontext wesentlich schwieriger geworden, die Transaktionsvolumen ihrer Kunden in Handelsprofite umzuwandeln. Obwohl Investmentbanken seit 2010 ihre Bilanzen um 4 bis 5 Bio. US-$ gekürzt und ihre Kosten um 20 Mrd. US-$ gesenkt haben, gibt es noch immer Überkapazitäten angesichts der reduzierten Kundennachfrage. Da jede dritte Investmentbank weniger als die erforderliche Mindestrendite erwirtschaftet, ist ein weiterer Rückzug aus einzelnen Geschäftsfeldern erneut zu debattieren. Banken haben zwar bereits drastische Einschnitte vorgenommen, doch viele halten weiterhin an Geschäftsfeldern fest, die weniger als die Mindestrendite erzielen. Insofern ist mit weiteren Restrukturierungsmaßnahmen zu rechnen, denn Banken müssen sich 10 diebank 06.2016

FINANZMARKT ó noch stärker auf Geschäftsfelder und Kundenkategorien konzentrieren, in denen sie Wettbewerbsvorteile erreichen können. Dadurch könnten Marktanteile von bis zu 5 Prozent frei werden. Das entspricht nochmals einer ähnlichen Größenordnung, wie wir sie in der Restrukturierungswelle seit 2010 gesehen haben. Die Rentabilität der Investmentbanken wird durch zusätzliche Regulierungsvorhaben um weitere 1 bis 2 Prozent gedrückt werden. FRTB (Fundamental Review of the Trading Book) wird vorab zu einer RWA-Erhöhung um circa 25 Prozent führen. Dieser Betrag sollte sich jedoch durch eine Anpassung des Geschäftsportfolios deutlich reduzieren lassen. Die Überprüfung operationeller Risiken (Operational Risk Review), die Gesamtverlustabsorptionsfähigkeit (TLAC – Total Loss Absorbing Capacity) und der Beginn von Stresstests für Auslandsbanken in den USA im Jahr 2016 sind weitere Faktoren, die sich negativ auf die Profitabilität auswirken können. Obwohl sich der Kapazitätsabbau allmählich in Margenanpassungen niederschlägt, werden diese den Rentabilitätsdruck kaum lindern können. Zwar steigen bei Repo-Geschäften und auch bei nicht strukturierten Rentenpapieren die potenziellen Margen, doch diese Geschäftsfelder tragen mit 15 bis 20 Prozent nur einen geringen Anteil zum Branchenumsatz bei. In anderen Bereichen halten der intensive Wettbewerb und größere Transparenz den Druck auf die Margen weiterhin an. Langfristige Wettbewerbsvorteile durch Umgestaltung operativer Modelle Banken müssen ihre Infrastruktur verschlanken, Vertriebskosten grundlegend reduzieren sowie elektronische und alternative Handelsausführung vorantreiben. Der Rentenmarkt bietet hierfür den größten Spielraum. Mit Hilfe dieser Maßnahmen könnte die Eigenkapitalrendite der Branche um 2 bis 3 Prozentpunkte erhöht werden, ihre Umsetzung wird jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen und erhebliche Investitionen erfordern. Aufgrund des wirtschaftlichen Drucks werden die meisten Banken Geschäftsmodelle mit geringem Kapitalbedarf entwickeln, die elektronische und alternative Handelsausführung unterstützen. Unter Asset Managern gibt es breite Akzeptanz für diesen Wandel. Langfristig werden Nicht-Banken an Bedeutung gewinnen und könnten Umsätze von 3 bis 5 Mrd. US-$ abschöpfen, während sich kleinere Banken zurückziehen müssen. In liquiden Märkten wie den Devisen-, Staatsanleihen- und Swap-Märkten haben einige Nicht-Bank Marketmaker bereits eine starke Stellung erreicht. Es ist zunehmend wahrscheinlich, dass sich Banken mit unzureichender Größe oder Spezialisierung für eine Zusammenarbeit mit diesen Marketmakern entscheiden und sogenannte „White Label”-Lösungen anbieten. Die etwaigen Umsatzverluste müssen sie durch Kostensenkungen und Kapitalfreisetzung überkompensieren. fl Im Kundengeschäft werden wichtige strukturelle Veränderungen durch äußerst niedrige Zinssätze, neue Regulierung und knappe Liquidität angetrieben. Einige tragfähige Bankmodelle für Renten, Devisen und Rohstoffe dürften aber erhalten bleiben. So sind zum Beispiel Fremdkapitalfinanzierung und Absicherungsgeschäfte für Unternehmen nach wie vor grundsätzlich attraktiv. Die größeren Investmentbanken werden weiterhin die ganze Produktbandbreite abdecken und ihre Größenvorteile in punkto Technologie und interner Liquidität ausspielen. Kleinere Anbieter müssen sich dagegen in rentablen Nischen etablieren und andere Geschäftsfelder aufgeben oder auslagern. Der Wandel im Kundenverhalten birgt weitere Risiken, aber auch Chancen. Kunden werden beim Management ihrer Handelsaufträge und ihrer Beziehungen zu Investmentbanken immer versierter. Dies verändert die Aufgabenstellungen des Vertriebs. Deutlich effizientere Datennutzung ist entscheidend, damit Banken ihre Dienstleistungen besser auf Kundenzielgruppen abstimmen und wo notwendig auch rationalisieren können. Fazit Um die angestrebte Profitabilität zu erreichen, wird Ertragswachstum alleine nicht ausreichen. Die Banken müssen auch die Kosten ihrer Infrastruktur bis zu 20 Prozent senken. Auf Branchenebene entspricht das in absoluten Zahlen einem Wert von rund 15 Mrd. US-$. Bisher ist es wenigen Banken gelungen, ihre Technologieplattformen, Unternehmensführung und Kontrollmechanismen derartig zu verschlanken. In den letzten fünf Jahren konnten die Institute ihre Kosten zwar um 8 bis 10 Prozent reduzieren, dies gilt jedoch nicht für ihre Infrastrukturkosten, die relativ stabil blieben. In den kommenden Jahren wird der wirtschaftliche Erfolg von Investmentbanken jedoch davon abhängen, dieses Ziel zu erreichen. Nur wer seine Infrastrukturkosten trotz regulatorischer Anforderungen senken und neue Technologien gewinnbringend nutzen kann, wird profitabel und erfolgreich sein. ó Autor: Christian Edelmann ist Partner bei Oliver Wyman. 06.2016 diebank 11

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