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die bank 05 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG sehr

DIGITALISIERUNG sehr transparente Entscheidungsgrundlage und -hilfe. Aktuell basieren Systeme zur Erkennung von Betrugsversuchen auf mehr oder weniger fest definierten Regeln. Mittels KI können diese Regeln dynamisch und dennoch für den Sachbearbeiter nachvollziehbar an die sich verändernden Gegebenheiten angepasst werden. Kernelement für das Geschäftsmodell Auch Finanzinstitute, deren Angebote für Analysten sind, setzen mitunter schon auf KI: So entwickelt das Schweizer Start-up Private Alpha Switzerland AG KI-optimierte Anlagestrategien für die Finanzmärkte. Die Kunden des jungen Unternehmens sind Finanzexperten und -analysten, die sich mithilfe der Plattform Caesar informieren und die KI-gestützten Analysen als Entscheidungsgrundlage nutzen. Insbesondere die aktuell aufkommende neue Generation von KI-Systemen, wie sie ChatGPT repräsentiert, werden in der Finanzwelt stark an Relevanz gewinnen, da sie als quasi-standardisierte Lösung nicht mehr aufwändig trainiert werden müssen, sondern lediglich auf den relevanten Anwendungsfall angepasst werden müssen. Das erlaubt einen schnelleren Einsatz und ermöglicht einen raschen ROI (Return on Investment) . Allein die Masse an Informationen – bis 2025 erwartet IDC, ein Anbieter von Marktinformationen, ein Wachstum der digitalen Daten auf 181 Zettabyte, eine Zahl mit 21 Nullen, jährlich – das lässt sich ohne maschinelle Unterstützung nicht mehr betrachten. Wichtig ist jedoch: Die Plattform dient dazu, die Spezialisten noch besser zu machen, sie jedoch nicht zu ersetzen. Vorbehalte Stück für Stück ausräumen Das bringt uns zu den Erfolgsfaktoren. Noch immer – und da hat der Diskurs rund um ChatGPT keine maßgebliche Änderung gebracht – kämpfen KI-Lösungen mit Vorurteilen. Sie würden Arbeitsplätze gefährden, ein (Datenschutz-)Risiko darstellen und seien zu fehleranfällig. Immer wieder schüren Meldungen über Systeme, deren Trainingsdatensätze unzureichend sind oder die Ergebnisse aus der Black Box präsentieren, die Vorbehalte. Im Finanzsektor kommt die starke Regulierung als weitere Hemmschwelle hinzu. Moderne KI-Systeme zeigen daher dem Anwender transparent an, weshalb eine bestimmte Lösung vorgeschlagen wird. Die Sicherstellung der Nachvollziehbarkeit von KI- Entscheidungen wird auch vom künftigen AI Act der Europäischen Union vorgeschrieben und stellt damit die Weichen für die sichere und vor allem transparente Nutzung von KI in Banken. Der Mensch: stets im Mittelpunkt Der Mensch muss stets im Mittelpunkt des Geschehens bleiben. Eine KI-Lösung wird dann gerne und erfolgreich genutzt, wenn sie leicht handhabbar ist und Personen die Arbeit erleichtert. Die KI ist ein Assistenzsystem, die dem Menschen Informationen zur Verfügung stellt, um ihn zu entlasten und seine Expertise zu schärfen. Die KI befähigt den Menschen dazu, effizientere und schnellere Entscheidungen zu treffen. Früher standen Effizienz und Kostenreduktion im Fokus, heute strebt der Bankensektor eher danach, mit dem KI-Einsatz Innovationen zu fördern, die Kundenansprache zu verbessern und eine Vielzahl von unstrukturierten Daten zu verarbeiten, auch um Risiken zu erkennen und diese zu reduzieren. Das Credo lautet heute also: Mensch und Maschine arbeiten Hand in Hand, das letzte Wort hat aber immer der Mensch. Neben diesem Grundsatz sind die Faktoren Transparenz und Ethik relevant. Eine KI sollte keine Black Box sein, Anwendende sollen stets nachvollziehen können, warum eine KI eine Empfehlung abgibt. Auch ethische Fragestellungen sind in der Finanzbranche äußerst relevant. Hier sorgen Tools, die Verzerrungen im Algorithmus erkennen, oder übergeordnete Prüfinstanzen für mehr Sicherheit. Bei IBM übernimmt dies beispielsweise der Ethik-Rat. Gründliche Vorarbeit führt zum Erfolg Die Anwendungsfälle von KI haben sich in den letzten Jahren verdoppelt – sie reichen heute von Betrugsprävention, Risiko-Analyse 64 05 | 2023

DIGITALISIERUNG FAZIT über Kundenservice und -kommunikation bis hin zu IT-Management im Hintergrund. Nur wer anfangs den Sinn und Zweck einer KI definiert, kann am Ende eine hilfreiche Lösung erwarten. Um den richtigen Use Case zu finden, sollten vor allem die Menschen einbezogen werden, die später mit der Lösung arbeiten werden. Denn nur, wenn deren Bedürfnisse bekannt sind, kann die Lösung wirklich unterstützen. Die sogenannte Co-Creation zwischen Fach-Anwendern und IT-Experten ist enorm wichtig, da sie die Basis für den Erfolg legt. Der Finanzsektor birgt beim Rollout durch die strenge Regulatorik und die eher großen Marktteilnehmer mehr Herausforderungen als andere Industrien. Dennoch kann ein gut geplantes KI-Projekt in mehreren Monaten live gehen. Wer heute eine Überweisung via App macht, der sollte auch vor einem KI-basierten Assistenten keine Angst haben. Die Technologie kann helfen, die Fachkräfte zu entlasten und sie in ihren Kernaufgaben mit wertvollen Informationen versorgen. Dies dient nicht nur den Finanzhäusern, sondern auch deren Kunden. Damit künftig noch mehr erfolgreiche KI-Anwendungen entstehen, sollten die Menschen und deren Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Transparenz und ein Gespür für ethische Fragestellungen sind ebenso Voraussetzung. Autor Rainer Größer, Partner IBM Consulting Banking. 05 | 2023 65

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