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die bank 05 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG CLOUD-NUTZUNG „WIR SEHEN EINEN PARADIGMEN- WECHSEL BEIM CLOUD-EINSATZ“ Durch die Nutzung der Cloud können Banken oder Versicherungen gerade im internationalen Kontext deutlich effizienter agieren. Doch vor die Nutzung hat die Aufsicht hohe Hürden gesetzt, z. B. mit den Bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT (BAIT) bzw. dem Pendant für Versicherungen (VAIT), und Unternehmen müssen die Einhaltung der Anforderungen gründlich prüfen. Eine neuartige SaaS-Lösung (Software as a Service), das die Compliance Controls der Google Cloud den BAIT zuordnet, kann betroffenen Unternehmen beim Regulation Mapping helfen. „die bank“ konnte dazu mit Verantwortlichen von Google Cloud und der Unternehmensberatung microfin sprechen. die bank: Cloud Computing war lange Zeit eine „verbotene Zone" für Finanzdienstleister. Wie hat sich das geändert? Branimir Brodnik: Ursprünglich gab es Bedenken bezüglich Sicherheit und Datenhoheit. Die unterschiedlichen Datenschutzniveaus und die fehlende Regulierung haben eine schnelle Akzeptanz der Cloud-Angebote verhindert. Hier ist aber inzwischen deutlich Bewegung in die Sache gekommen. Rani Urbas: Genau. Ein umfassendes Verständnis der Haltung von Outsourcing-Anbietern, einschließlich der von Google Cloud, ist für Finanzdienstleister von entscheidender Bedeutung. Sie müssen großen Wert auf Datenschutz, Sicherheit, Risiko, Audit und Compliance legen. Aber ihnen ist auch klar, dass sie die digitale Transformation nicht verpassen dürfen. Die Bankenaufsicht hat bereits 2018 im Prinzip grünes Licht für Cloud-Dienste gegeben. Haben die deutschen Banken dies als Startschuss gesehen? Brodnik: Ja und nein, denn die Institute sehen sich letztlich den gleichen Herausforderungen gegenüber wie beim klassischen Outsourcing. Die Bundesbank sagt: „Die Nutzung der Cloud bietet viele Chancen, die verantwortungsvoll genutzt werden müssen". Letztlich bedeutet dies, dass jedes Institut die jeweilige Anwendung und die damit verbundenen Risiken sorgfältig prüfen muss. Das Vorhandensein von Risiken schließt die Nutzung von Cloud-Diensten nicht aus. Es muss aber geklärt werden, wie das Institut beabsich- tigt, mit den Risiken umzugehen. Diese Anforderung gilt unabhängig vom gewählten Dienst oder Bereitstellungsmodell, betrifft also Public, Private oder Hybrid Cloud gleichermaßen. Wie schätzen Sie den Bedarf an Cloud- Diensten ein? Wo liegt das größte Potenzial für Banken? Urbas: Vor dem Hintergrund der Risiko-, Compliance- und Audit-Perspektive sind es vor allem die Neugestaltung des Omnichannel-Kundenerlebnisses, die Nutzung von Daten und Analysen für das Risikomanagement und die Verbesserung der betrieblichen Effizienz. Alle diese Veränderungen bauen auf die digitale Transformation – und diese lässt sich durch Cloud-Dienste beschleunigen. Joachim Wuest: Das sehe ich genauso. Außerdem konzentrieren sich unsere deutschen Kunden im Finanzdienstleistungsbereich auf Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen. Sie nutzen diese Technologie, um schnellere und genauere Entscheidungen zu treffen. Und das funktioniert: Die Institute erweitern das Verständnis für ihre Kunden, decken 58 05 | 2023

DIGITALISIERUNG Markttrends auf, verbessern ihre Forecasts und gehen gegen Betrugsversuche vor. Brodnik: Aus unserer Sicht haben die deutschen Banken im Vergleich zu anderen Branchen insgesamt noch einen Nachholbedarf bei der Nutzung von spezifischen Cloud-basierten Lösungen. Das liegt natürlich auch daran, dass Banken aufgrund ihres Geschäftsmodells besonders viele sensible Daten haben. Die Institute werden hier aufholen müssen, wenn sie sich mit neuen Anwendungen in Cloud-basierten Umgebungen Wettbewerbsvorteile sichern wollen. Wo stehen die deutschen Banken heute in Bezug auf die Cloud, und wie wird das in 3 bis 5 Jahren aussehen? Brodnik: Bei großen Instituten ist die reine Cloud-Adaption weit fortgeschritten, vor allem, wenn es um „Lift & Shift“ geht, also die weitgehend unveränderte Übertragung von Daten und Anwendungen. 50 bis 60 Prozent der Workloads sind bereits in der Cloud. In drei bis fünf Jahren werden wir ein verstärktes Aufkommen von Cloud-nativen Anwendungen sehen, und der Einsatz von Big Data und KI-Algorithmen wird stark zunehmen. Auch die kleineren Institute werden nachziehen. Deutsche Banken haben bisher vor allem auf lokale Cloud-Anbieter gesetzt. Google Cloud ist ein Global Player. Wo liegen die Vorteile, wo die Risiken? Brodnik: Die Vorteile sind offensichtlich und liegen vor allem in der Innovationskraft und dem Reifegrad der angebotenen Lösungen. Potenzielle Risiken gibt es natürlich auch, zum Beispiel durch geopolitische Veränderungen. Das zeigen exemplarisch die Verhandlungen zwischen Deutschland und den USA über ein neues Datenschutzabkommen. Unter der Vorgängerregierung waren die Verhandlungen auf Eis gelegt worden. Nun warten alle auf den Durchbruch mit dem sogenannten Trans-Atlantic Data Privacy Framework (TADPF), der für das erste Halbjahr 2023 erwartet wird. Im schlimmsten Fall könnte ein Regierungswechsel in den USA aber auch dies wieder auf den Kopf stellen. Urbas: Jedes Land und jede Region hat spezifische Anforderungen an Cloud- Service-Provider – das ist uns natürlich bewusst. Wir wollen unseren deutschen Bankkunden helfen, lokale Partner zu nutzen und gleichzeitig auf globalem Niveau zu agieren. Deshalb haben wir begonnen, mit deutschen Anbietern zu kooperieren. Die Partnerschaft mit T-Systems zum Beispiel ermöglicht es unseren deutschen Finanzdienstleistungskunden, die Vorteile von Google Cloud zu nutzen und gleichzeitig Compliance- und regulatorische Vorgaben einzuhalten. Wie werden Cloud-Projekte bei Banken im Jahr 2023 aussehen, wie werden sie sich verändern? Brodnik: Aktuell erleben wir einen branchenweiten Paradigmenwechsel. Die vormals zögerliche Haltung weicht dem Willen, die Cloud auch für die Verarbeitung und Speicherung kritischer (Kunden-) Daten zu nutzen. Die Pandemie hat dies zunächst im Umfeld der IT-Arbeitsplätze und damit verbundener Aspekte wie ortsunabhängige Kommunikation und Zusammenarbeit beschleunigt. Nun wird auch die Verlagerung zunehmend zentraler Bankanwendungen geprüft – zu verlo- 05 | 2023 59

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