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die bank 05 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG begründen 65 Prozent (über alle Branchen hinweg: 53 Prozent) der Befragten ihr Verhalten. ÿ 2 Zudem befürchten 32 Prozent der Führungskräfte in den Finanzunternehmen Gehaltseinbußen, sollten sie über ihre Fehler sprechen. Befragt nach den grundsätzlichen Hindernissen für eine gute Fehlerkultur im gesamten Unternehmen sehen die Führungskräfte in den Finanzunternehmen mit 60 Prozent die Angst vor Gesichtsverlust als größte Hürde. 52 Prozent nennen alte Gewohnheiten, die sich nur schwer verändern lassen, und 47 Prozent fehlendes unternehmerisches Denken der Mitarbeitenden. Nur 28 Prozent der Führungskräfte sehen hingegen ein wenig vorbildliches Verhalten der Führungskräfte als Hinderungsgrund an. Die befragten Mitarbeitenden finden diesen Grund mit 43 Prozent Zustimmung deutlich relevanter. Auch dies zeigt die keinesfalls zu unterschätzende Bedeutung des Verhaltens der Führungskräfte – auch wenn sie selbst nicht überzeugt davon scheinen. Die positiven Auswirkungen von Fehlern Trotz der weit verbreiteten unguten Gefühle im Hinblick auf das Sprechen über eigene Fehler geben Führungskräfte ebenso wie Mitarbeitende bei der Befragung an, bereits positive Auswirkungen eines konstruktiven Umgangs mit Fehlern erlebt zu haben: Rund 50 Prozent der Befragten geben zu Protokoll, dass dadurch der Betriebsablauf optimiert werden konnte. 35 Prozent zählen verbesserte zukünftige Zeitpläne zu den positiven Auswirkungen. Eine verbesserte Kommunikation über Abteilungen hinweg geben 31 Prozent an, für 17 Prozent hat sich ein Fehler sogar als glücklicher Zufall erwiesen. Auf diese Punkte sollte sicher noch stärkeres Augenmerk gelegt werden, damit sich in den Unternehmen die Einstellung zu Fehlern ändert. Denn klar ist: Fehler passieren jedem und immer wieder, und gerade, wer Neues wagt, sieht sich mit Unsicherheiten und Fehlschlägen konfrontiert. Zu einem geflügelten Wort geworden ist das Zitat des Paypal-Gründers Max Levchin: „Scheitern gehört dazu und ist die Voraussetzung für künftige Erfolge.“ Sein erstes Unternehmen sei mit einem großen Knall gescheitert, das zweite schon ein bisschen weniger schlimm, erklärte er. Auch das dritte sei gescheitert. Doch dann überlebt das vierte Unternehmen. Und Nummer fünf war Paypal. Neben dem Hinweis auf die dringend nötige Einstellungsänderung zeigt die Studie auf, dass moderne Arbeitsbedingungen (z. B. Hybrid Work und New Work) einen positiven Einfluss auf die Fehlerkultur im Unternehmen haben. Sowohl Fü hrungskräfte als auch Angestellte erklären auf einer Skala von -4 bis +4, dass sich 54 05 | 2023

DIGITALISIERUNG 1 | Verschiedene Fehlerkulturen je nach Branche 82 % der Führungskräfte in der Finanzindustrie geben an, dass sie Fehler nicht oder nur teilweise angesprochen haben Auch im Berufsleben unterlaufen jedem Menschen Fehler. Das können kleine Fehler sein, die sich schnell korrigieren lassen, oder aber auch mal Fehler mit größeren Auswirkungen. Wenn Sie in den letzten beiden Jahren einen Fehler bei Ihrer Arbeit gemacht haben, mit wem haben Sie darüber gesprochen? Ich habe meine Fehler nicht angesprochen ... Automotive 10 % 20 % 70 % Führungskräfte Fertigung Finanzindustrie 19 % 26 % 55 % 63 % 20 % 17 % Transport/Logistik 20 % 38 % 42 % Automotive 17 % 19 % 64 % Mitarbeitende Fertigung Finanzindustrie 22 % 33 % 45 % 15 % 18 % 66 % Transport/Logistik 17 % 23 % 59 % Basis: Alle Befragten, unterteilt nach Branche. Führungskräfte: Automobil n = 10, Finanzwirtschaft n = 93, Maschinenbau n = 73, Transport und Logistik n = 24 Angestellte: Automobil n = 106, Finanzwirtschaft n = 239, Maschinenbau n = 280, Transport und Logistik n = 175 Einfachnennung Ja Teilweise Nein Quelle: EY. die Fehlerkultur mit der Einführung entsprechender Formen der Zusammenarbeit verbessert hat. Bei den Führungskräften sehen jeweils 43 bis 54 Prozent eine deutliche Verbesserung in Punkten wie: „Im Unternehmen gehen wir davon aus, dass Fehler vorkommen können“, „Im Unternehmen kommunizieren wir Fehler offen“ oder „Im Unternehmen entwickeln wir uns auf der Grundlage von Fehlern weiter.“ New Work stärkt die Fehlerkultur – ist aber noch schwach ausgeprägt Doch auch bei dieser grundsätzlich positiven Entwicklung gibt es einen Haken. Denn noch ist New Work laut der Studie in den untersuchten Unternehmen nur schwach ausgeprägt – auch wenn die ausgiebige Beschäftigung mit neuen Arbeitsformen während der Corona-Pandemie und im Anschluss daran etwas anderes vermuten lassen würde. Bei der Anzahl der eingeführten New-Work-Praktiken und -Bedingungen ergibt sich ein geradezu ernüchterndes Bild. So haben die Unternehmen der Finanzwirtschaft im Schnitt 3,99 von 13 möglichen Praktiken und Bedingungen eingeführt. Damit stehen sie – trotz des niedrigen Werts – vor dem Maschinenbau mit 3,26, Transport und Logistik mit 2,89 und Automobil mit 2,43 eingeführten Praktiken und Bedingungen. Immerhin 51 Prozent der Befragten in der Finanzwirtschaft erklären, dass sie in ihrem Unternehmen dabei unterstützt werden, sich im Hinblick auf eine flexible Arbeitswelt weiterzuentwickeln. 51 Prozent geben an, dass in ihrem Unternehmen gemeinsam flexible Arbeitsarrangements entwickelt werden. In diesen Punkten liegen die Befragten der Finanzwirtschaft im Vergleich mit anderen Branchen über dem Durchschnitt. Auch von ihnen erklären jedoch nur 25 Prozent, dass sie eigenständig entscheiden können, wann sie arbeiten. Ebenfalls lediglich 20 Prozent erklären: „Wir arbeiten dezentral und informell zusammen.“ Gewünscht: innovative und agile Methoden Um die Fehlerkultur im eigenen Unternehmen zu verbessern, wünscht sich knapp die Hälfte der Befragten im Finanzsektor (48 Prozent) einen stärkeren Einsatz innovativer und agiler Methoden bzw. ein Vergütungssystem, das Innovationen fördert und Fehler nicht bestraft (48 Prozent). Noch stärker gefragt sind von 53 Prozent der Befragten Innovationsprogramme, die Mitarbeitende ausdrü cklich zum Ausprobieren und Experimentieren ermutigen. 05 | 2023 55

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