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die bank 05 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 2 |

MANAGEMENT 2 | Verteilung der Kundenbasis über die Lookback-Prioritätsgruppen % Kundenbasis 100 Prio 3 Prio 2 Prio 1 0 100 Risiko-Score Quelle: AlixPartners. hat, sind die hohen Strafen und Reputationsverluste, denen Finanzinstitute ausgesetzt sind, wenn sie gegen Geldwäschevorschriften verstoßen. Lookbacks können dabei helfen, proaktiv Verstöße und Unzulänglichkeiten der Vergangenheit aufzudecken und zu beheben. In den letzten Jahren haben viele Banken Lookbacks daher als integralen Bestandteil ihrer Compliance-Programme und Geldwäschepräventionsstrategien etabliert. Diese Geldhäuser haben erkannt, dass die proaktive Untersuchung historischer Transaktionen nicht nur regulatorische Risiken reduziert, sondern auch dazu beiträgt, das Vertrauen von Geschäftspartnern und Aufsichtsbehörden zu stärken. Risikobasierte Priorisierung und Überprüfung der Lookback-Analysen Zunächst muss für die Durchführung von Lookback-Analysen eine Kategorisierung und Priorisierung der Kundenpopulation vorgenommen werden. Finanzinstitute haben in der Regel eine große Kundenbasis, womit eine rückwirkende Betrachtung aller Kundenbeziehungen und ihrer Transaktionen faktisch nicht durchführbar ist. Daher wird in der Praxis oft ein risikobasierter Ansatz verfolgt, der die gesamte Kundenbasis nach ihrem inhärenten Geldwäscherisikoprofil unterteilt. Dazu können Indizien, die Rückschlüsse auf potenzielles Geldwäscherisiko enthalten, in einem numerischen Punktewert verdichtet werden. Beispielsweise können Merkmale des Kundenprofils anhand von Know-Your-Customer (KYC)-Informationen mit dem jeweiligen Transaktionsverhalten verbunden und in einen Risiko-Score überführt werden. Durch Regressionsanalysen abgeleitete Schwellwerte unterteilen die Score-Werte in Risikokategorien. Je höher der Score-Wert des Kunden ist, desto höher ist die ihm zugewiesene Risikogruppe. ÿ 1 Üblicherweise sind die Risikoprofile der Kundschaft in einem Finanzinstitut pyramidal verteilt. Die breite Kundenbasis besteht überwiegend aus Kundenbeziehungen mit niedrigen oder mittleren Risikoprofilen. Lediglich ein geringer Anteil und damit die Spitze der Kundenpyramide besitzt ein höheres Risikoprofil. Entsprechend verhält sich auch die Kundenklassifizierung von Lookback- Analysen. Die hohen Prioritätsgruppen, die unmittelbar relevant für den Lookback sind, 24 05 | 2023

MANAGEMENT FAZIT Lookback-Analysen stellen in der Praxis ein wertvolles Instrument im Kampf gegen Geldwäsche dar und tragen signifikant zur Verbesserung der Transaktionsüberwachung bei. Durch die systematische Überprüfung von historischen Transaktionen können Banken Geldwäscheverdachtsfälle identifizieren, die bisher unentdeckt geblieben sind. Dadurch können regulatorische Risiken reduziert sowie die Reputation geschützt werden. In Zukunft werden technologische Fortschritte im Bereich der Datenanalyse und KI die Effizienz und Genauigkeit von Lookback-Analysen weiter erhöhen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden und die proaktive Berichterstattung über Lookback-Ergebnisse werden umso entscheidender sein, um das Vertrauen in die Finanzinstitute und ihre Organe zu stärken. Letztlich ist es elementar, dass Banken kontinuierlich in die Weiterentwicklung ihrer Compliance-Programme, einschließlich der Transkationsüberwachung sowie die Durchführung von Lookback-Analysen, investieren, um den sich ändernden regulatorischen Anforderungen g e r e c h t z u w e r d e n u n d d a s R i s i ko v o n G e l d w ä s c h e u n d Te r r o r i s m u s f i n a n z i e r u n g w i r k s a m z u bekämpfen. decken zumeist unter 1 Prozent der Kundenbasis ab. Im Rahmen von Lookback-Analysen muss nun bestimmt werden, wie umfassend die jeweiligen Risikogruppen analysiert werden sollten. Die nachfolgende Untergliederung stellt einen möglichen Auswahlprozess vereinfacht exemplarisch da: 1. Prioritätsgruppe (Kunden mit höchsten Risikowerten): Aufgrund des erhöhten Geldwäscherisikos wird diese Gruppe meist vollständig analysiert. 2. Prioritätsgruppe (erhöhtes Risikoprofil): Personen dieser Kategorie können über ein risikobasiertes Stichprobeverfahren ausgewählt und anschließend analysiert werden. In diesem Zusammenhang können geschichtete (stratifizierte) Stichproben gezogen werden, die die Grundgesamtheit in sinnvolle Untergruppen gliedern. 3. Prioritätsgruppe (mittleres und niedriges Risikoprofil): Kundenbeziehungen in dieser Gruppe sind nicht primärer Fokus von Lookback-Analysen. Allerdings muss durch zufallsbasierte Stichproben geprüft werden, ob die Risiko-Kategorisierung der Kundenbeziehungen richtig ist. Diese gezogenen Stichproben werden ebenfalls im Rahmen von Lookback-Analysen überprüft. Eine empirische Verteilungsfunktion kann eine gute Visualisierung der Lookback-Population darstellen. Wie in der nachfolgenden Abbildung ÿ 2 erkennbar ist, repräsentieren die niedrigeren Risikogruppen den Großteil der Kunden. Hingegen verantwortet nur ein sehr kleiner Kundenanteil die höheren Risiko-Score-Werte, die somit den höheren Risiko-Prioritätsgruppen 1 und 2 zugeordnet werden. Aktive Kommunikation mit der Aufsicht Die proaktive Berichterstattung der Lookback-Ergebnisse an die Aufsicht ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der das Vertrauen in das jeweilige Finanzinstitut und seine handelnden Organe wie auch den Geldwäschebeauftragten stärken kann. Eine offene und transparente Kommunikation mit den zuständigen Aufsichtsbehörden zeigt, dass die Banken sich ihrer Verantwortung in Bezug auf die Geldwäscheprävention bewusst sind und aktiv Maßnahmen ergreifen, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften sicherzustellen. Durch die regelmäßige Berichterstattung können Banken ihre Fortschritte in der Geldwäscheprävention dokumentieren und gleichzeitig auf mögliche weitere Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen, die im Rahmen der Lookback-Analyse identifiziert wurden. Dies ermöglicht es der Aufsicht, die Effektivität der Geldwäschepräventionsmaßnahmen der Banken zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen für weitere Verbesserungen auszusprechen. Autoren Prof. Dr. Veit Bütterlin lehrt als Adj. Professor an der University of Tennessee Knoxville und an der Hochschule St. Gallen. Als Partner und Managing Director im Unternehmen berät er Banken zur Einhaltung ihrer gesetzlichen und regulatorischen Pflichten. Florian Haufe, Jurist und ehemals Compliance-Officer einer mittelständischen Bank, berät Finanzinstitute in kritischen Situationen bei der Verbesserung ihrer operativen Geschäftsabläufe sowie der Steigerung ihrer Risikomanagement- und Compliance-Effektivität. Dr. Matthias Demmer berät Unternehmen in den Schnittstellen zwischen Advanced Analytics und Compliance. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Analyse interner Transaktionsüberwachungssysteme in Finanzinsituten und die Verbesserung der Risikoabdeckung dieser Systeme. Alle drei Autoren sind im Bereich Investigations, Disputes & Risk bei der internationalen Unternehmensberatung AlixPartners tätig. 05 | 2023 25

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