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die bank 05 // 2023

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT 1 |

MANAGEMENT 1 | Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Finanzprodukte Alle Beteiligten (1036) Sind Sie bereit, für Klimaneutralität und nachhaltige Produkte einen angepassten Beitrag bei Finanzprodukten zu zahlen? 17 % 43 % 18 % 14 % 8 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Top 2: 50 % Ja, auf jeden Fall. Ja, wahrscheinlich schon. Nein, eher nicht. Nein, auf keinen Fall. Weiß nicht. Quelle: adesso. Nachhaltigkeit bei Finanzprodukten: Die Nachfrage steigt messbar Nachhaltigkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und wird zu einem wichtigen Entscheidungsfaktor bei allen wirtschaftlichen Aktivitäten. Umwelt- und klimafreundliche Investitionsmöglichkeiten, soziale Projekte und ethische Finanzdienstleistungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ein wichtiger Treiber für Sustainable Finance ist auch die steigende Nachfrage der Kunden nach nachhaltigen Finanzprodukten. Aktuelle Studienergebnisse zeigen einen klaren Trend, dass Bankkunden bei der Auswahl von Finanzprodukten Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Kauf- und Abschlussentscheidungen einbeziehen und bei der Wahl ihres Finanzinstituts zunehmend auf die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien achten. Entsprechend rückt das Angebot nachhaltiger Finanzprodukte, die Klimaneutralität sowie soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen, zunehmend in den Fokus der Kundenwahrnehmung. Dieser Trend drückt sich auch in einer höheren Zahlungsbereitschaft aus, siehe dazu die Darstellung ÿ 1. Die Studienergebnisse liefern die Erkenntnis, dass trotz steigender Nachfrage und einhergehender Zahlungsbereitschaft der Kunden das aktuelle Leistungsportfolio der Banken nur rudimentär ausgeprägt ist, um die bestehende Nachfrage vollständig zu bedienen. Damit werden klare Signale ausgestrahlt, dass das Angebot ökologischer und sozialer Finanzprodukte nicht zum Standardangebot der Banken gehört. Dabei bieten nachhaltige Lösungen in vielen Bereichen einen erheblichen Mehrwert. Obwohl in den letzten Jahren das Portfolio der Finanzdienstleister für nachhaltige Finanzdienste erweitert wurde, ist eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage zu beobachten. Mit dem bestehenden Produktportfolio haben Banken keine flächendeckenden Finanzdienste für die steigende Nachfrage parat. In der erwähnten Umfrage konstatierten 43 Prozent der Befragten: „Banken, die nachhaltig handeln, sind schwer zu finden.“ Gleichzeitig sind 46 Prozent der Ansicht: „Banken, die nachhaltig handeln, sind sympathischer,“ und 32 Prozent sagen: „Banken, die nachhaltig handeln, sind glaubwürdiger.“ Nachhaltigkeit in der Geldanlage: Einfach und smart per App Nutzerfreundlichkeit, Convenience und Customer Experience sind für die Wahl digitaler Finanzdienstleistungen von besonderer Bedeutung. Dies gilt insbesondere für den Bereich der privaten Geldanlage. Hier wurden in den letzten Jahren durch innovative Technologien und nutzerfreundliche Anwendungen große Fortschritte erzielt. So gibt es heute kaum noch Finanzdienstleistungen für Geldanlagen, die ohne eine digitale oder mobile Anwendung auskommen. Die Frage, welchen Beitrag die Anlageentscheidung zur Nachhaltigkeit leistet, gehört jedoch nicht zum Standard. Dabei sind Vermögensaufbau, Rendite und Nachhaltigkeit kein Widerspruch. Sie lassen sich in Einklang bringen: Ob durch die Unterstützung sauberer Energien, die Förderung von Biodiversität oder klimafreundlicher Unternehmen – die individuellen Nachhaltigkeitspräferenzen der Kundinnen und Kunden können auch bei der Geldanlage berücksichtigt werden. So kann Nachhaltigkeit als Kriterium bei Geldanlageentscheidungen berücksichtigt werden, indem Kunden neben Risikoaffinität, Anlagehorizont und Vermögens- oder Vorsorgezielen auch individuelle Nachhaltigkeitsziele in ihre Entscheidungsfindung bei der privaten Geldanlage einfließen lassen. Digitale Lösungen, die eine transparente und nutzerfreundliche Abbildung aller Ziele gewährleisten, lösen diesen vermeintlichen Trade-off auf. 18 05 | 2023

MANAGEMENT Female Finance als lukrativer Wachstumsmarkt Gegenwärtig stehen die ökologischen und ordnungspolitischen Komponenten im Kontext der Nachhaltigkeit im Fokus. Die UN definiert jedoch insgesamt 17 verschiedene Ziele (Sustainable Development Goals), die es im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung zu berücksichtigen gilt. Das fünfte Ziel ist die sogenannte „Gender Equality“. Es manifestiert sich in der Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit durch Chancengleichheit und gleichberechtigte, soziale und ökonomische Teilhabe von Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft. In der aktuellen Ausgabe des World Economic Forum - Gender Gap Report 2022 werden folgende Faktoren als Indikatoren für Geschlechtergerechtigkeit herangezogen: wirtschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit, Bildungsniveau, Gesundheit und Unversehrtheit, politisches Empowerment. Das Institut prognostiziert, dass es bei unveränderten Rahmenbedingungen – das heißt, wenn sich an der Dynamik der aktuellen Entwicklungen nichts ändert – noch 132 Jahre dauern wird, bis die globale Geschlechterlücke geschlossen ist. Im Bereich der Finanzdienstleistungen wird die Übertragung des Phänomens mit dem Begriff des „Financial Services Gap“ beschrieben. Er umschreibt den Zustand, dass es in der Finanzindustrie eine Unter- beziehungsweise Fehlversorgung von frauenspezifischen Bedürfnissen gibt, die zu Diskrepanzen in der Versorgung mit Finanzdienstleistungen führt. Dies äußert sich in Form eines automatischen Bias, der sich in schlechteren Kreditkonditionen und geschlechtsspezifischen Benachteiligungen von Frauen in der Finanzindustrie niederschlägt. Das liegt unter anderem daran, dass Frauen in Deutschland im Durchschnitt nach wie vor finanziell deutlich schlechter gestellt sind als Männer, was konkrete Auswirkungen auf das Sparen, die Geldanlage und die Altersvorsorge hat. Gleichzeitig sind Frauen stärker von finanziellen Fehlentscheidungen und mangelndem Finanzwissen betroffen, da es keine geschlechtsspezifischen Finanzdienstleistungen und -angebote gibt, die ihren spezifischen Beratungs-, Informations- und Servicebedürfnissen entsprechen. Der Financial Services Gap zeigt sich unter anderem darin, dass die spezifischen Bedürfnisse von Frauen in der klassischen Produktlandschaft und Anlageberatung kaum berücksichtigt werden. Diese Benachteiligung beziehungsweise Unterversorgung kann für Frauen teilweise existenzielle Folgen haben (Versorgungslücke, Altersarmut etc.) und den allgemeinen Gender Gap vergrößern. ÿ 2 Dabei ist diese Zielgruppe keineswegs homogen oder weniger lukrativ. Experten schät- 05 | 2023 19

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