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die bank 05 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE

BERUF & KARRIERE POWERFRAUEN Wenn Valerie Schüler Freunden und Bekannten von ihrem Job erzählt, muss sie gelegentlich etwas Aufklärungsarbeit leisten. „Da fallen dann schnell Begriffe wie Trader und Zocker. Wie viel Wissen man für den Beruf braucht, und wie vielschichtig die Arbeit ist, das können sich viele gar nicht vorstellen“, erzählt die 38-Jährige, die bei der DWS einen Aktienfonds für deutsche Nebenwerte managt und die Verantwortung für 500 Mio. € an Kundengeldern trägt. Das macht sie offenbar so erfolgreich, dass sie in einer Untersuchung des britischen Finanzdienstleisters Citywire mit einem Top-Rating bewertet wurde – als einzige deutsche Fondsmanagerin. Im Jahr 2020 hatte die gebürtige Regensburgerin mit ihrem Fonds, dem DWS German Small/Mid Cap, eine Rendite von 23,75 Prozent nach 35 Prozent im Jahr zuvor erwirtschaftet. Eine hohe Affinität zu Zahlen entwickelte die Portfoliomanagerin zwar schon in der Schulzeit. Aber erst bei einem Praktikum im Aktienresearch der DWS während ihres Wirtschaftsstudiums kristallisierte sich heraus, in welche Richtung es beruflich gehen könnte. „Die Kombination aus quantitativer und qualitativer Bewertung von Unternehmen hat mich fasziniert.“ Nach dem Abschluss als Diplom-Betriebswirtin an der HHL Leipzig Graduate School und einem MBA an der University of Illinois startete Schüler Anfang 2007 bei der DWS in Frankfurt – und blieb. In der Finanzwelt gehört Schüler zu einer kleinen Minderheit. Gerade mal 14 Prozent der Fondsmanager sind bei der DWS weiblich. Laut Citywire belegt der Vermögensverwalter der Deutschen Bank im Quotenranking unter deutschen Fondshäusern damit immerhin Platz eins, gefolgt von Deka Investments (13 Prozent), Allianz Global Investors (12 Prozent) und Union Investment (7 Prozent). Zum Vergleich: Die internationale Konkurrenz wie HSBC Global oder die italienische Eurizon Capital kommen auf Werte von 21 bzw. 33 Prozent. Wenn es in dem Tempo weitergehe wie bisher, werde man erst im Jahr 2215 eine Parität zwischen weiblichen und männlichen Fondsmagern haben, sagt Nisha Long, die Autorin der Citywire-Studie. Die DWS will das Potenzial ihrer Mitarbeiterinnen künftig noch stärker nutzen. In diesem Jahr sollen auf der ersten und zweiten Führungsebene 26 bzw. 29 Prozent der Positionen mit Frauen besetzt werden. Deren Aufstieg fördern die Frankfurter vor allem mit Mentoring. Valerie Schüler, Fondsmanagerin bei DWS. Nicole Schalke, Leiterin Talent Sourcing bei der Deutschen Bank. Ihre Trophäe hat Edda Schröder im Flur ihrer Frankfurter Geschäftsräume aufgestellt, gut sichtbar für alle Kollegen und Kolleginnen. „Die Auszeichnung haben wir uns schließlich alle zusammen verdient“, findet die Mikrofinanzunternehmerin, die jüngst vom Karrierenetzwerk „Fondsfrauen“ zur „Frau des Jahres“ gekürt wurde. Als dessen Mitgründerin, Anne Connelly, sie telefonisch zum Award beglückwünschte, sagte die 56-Jährige erst einmal nichts. „Mir fehlten schlicht die Worte. Und das kommt nicht gerade häufig vor.“ Schröder sei für ihr Engagement für Frauen in Schwellenländern geehrt worden, aber auch für ihre besondere unternehmerische Leistung als Pionierin in Sachen Mikrofinanz, erklärt Connelly. Dass der ersten Sprachlosigkeit ein Gefühl des Stolzes folgte, verhehlt die Chefin von heute 22 Mitarbeitern – darunter knapp 60 Prozent Frauen – nicht. Und dann habe sie noch einmal reflektiert, wie alles begonnen habe. 60 05 // 2021

BERUF & KARRIERE Stephanie Schumacher, VP People & Organisation bei der Solarisbank. Edda Schröder, Invest in Visions. 2006 arbeitete Schröder in Frankfurt als Deutschland-Chefin des britischen Fondshauses Schroders, hatte Spaß am Job und musste sich über ein gesichertes Einkommen keine Sorgen machen. Doch während einer privaten Reise nach Peru stellte die Finanzexpertin fest, dass es einen Bereich gibt, der sie noch viel stärker fasziniert. „Durch Zufall habe ich vor Ort Projekte besuchen können, bei denen sich Frauen engagierten, um ihren Familien ein besseres Auskommen zu sichern“, erinnert sich Schröder. Zurück in Deutschland gründete die gelernte Bankkauffrau mit ihrem eigenen Kapital die Invest in Visions GmbH zunächst als „One Woman Show“ und brachte fünf Jahre später den ersten Mikrofinanzfonds in Deutschland auf den Markt. Bis heute hat die Unternehmerin drei Fonds mit einem Gesamtvolumen von 880 Mio. € aufgelegt, darunter einen großen Publikumsfonds und zwei Spezialfonds für institutionelle Kunden. Die von den Anlegern investierten Mittel vergeben Mikrofinanzinstitute in Entwicklungs- und Schwellenländern als Kredit an Menschen, die mit Kleinstunternehmen den Lebensstandard ihrer Familie verbessern oder finanzielle Engpässe – etwa in Folge von Dürre oder Überschwemmungen – überbrücken müssen. „In mehr als der Hälfte der Fälle profitieren Frauen von dem Kapital und bekommen dadurch die Chance auf eine bessere Zukunft“, unterstreicht die Expertin für Impact Investment. Unterstützt werden zum Beispiel Bauern, die Geld für Saatgut und landwirtschaftliche Geräte brauchen, Betreiber von kleinen Shops oder auch Hühnerfarmen. In Kenia sei jüngst eine Privatschule finanziert worden. Aktuell ist Invest in Visions in 34 Ländern rund um den Globus aktiv, von großen Staaten wie Kenia bis zu kleinen Ländern wie Haiti. Privatanleger, die mit ihrer Anlage nicht nur einen finanziellen Ertrag, sondern auch eine soziale Rendite erzielen wollen, bekamen 2020 eine Verzinsung von 0,92 Prozent. Nachwuchstalent: Patrizia Mangold, Trainee bei der HypoVereinsbank. Autorin Eli Hamacher ist Diplom- Volkswirtin und arbeitet seit 30 Jahren als Wirtschaftsjournalistin. Die Freelancerin schreibt für „die bank“ vor allem über die Branche und Porträts über einzelne Unternehmen. Ein weiterer Fokus ihrer Arbeit sind Auslandsmärkte. 05 // 2021 61

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