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die bank 05 // 2018

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

BERUF & KARRIERE

BERUF & KARRIERE SOZIALPARTNER-INITIATIVE „MITDENKEN 4.0“ Gemeinsam für gute Arbeitsgestaltung Das Bankgewerbe zählt zu den aktivsten Branchen im betrieblichen Gesundheitsschutz. Jetzt wirft die fortschreitende Digitalisierung neue Fragen in der Prävention auf: Wie lässt sich die zunehmend agile und mobil-flexible Arbeit gesundheitsgerecht gestalten? Antworten gibt die Initiative „Mitdenken 4.0“: Unter dem Dach der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft gehen Präventionsexperten, Wissenschaft und die Sozialpartner der Finanzwirtschaft neue Wege und entwickeln im Dialog praxisnahe Handlungshilfen für die gute Gestaltung von „Arbeit 4.0“. Innovativ sind die Banken schon lange: Bereits in den 1980er-Jahren, als die Digitalisierung noch Automatisierung hieß, führten die Kreditinstitute Geldautomaten und Überweisungsterminals ein, Computer übernahmen schrittweise verschiedene Funktionen im Zahlungsverkehr und in der Kreditabwicklung, es folgten Online Banking und technische Vertriebsunterstützung. Inzwischen hat die Digitalisierung vollends die Schnittstelle zu den Bankkunden erreicht, der Videochat in der Beratung oder die Kontoeröffnung per Smartphone sind längst Alltag. Damit zählt die Finanzwirtschaft zu den Wirtschaftsbereichen mit dem höchsten Digitalisierungsgrad: Laut Monitoring-Report „Wirtschaft Digital 2017“ der Bundesregierung sind heute 59 Prozent der Geschäftsprozesse im Finanzwesen digitalisiert. Weiter sind nur die Informations- und Kommunikationsbranche (78 Prozent) und die wissensbasierten Dienstleister (65 Prozent), die Industrie liegt dagegen bei 42 Prozent. Arbeitsorganisation rückt in den Mittelpunkt Die Vorreiterrolle beim Einsatz digitaler Technologien und der anhaltende Wandel der Geschäftsmodelle führen dazu, dass sich Tätigkeitsprofile und Arbeitsformen in der Kreditwirtschaft früher und schneller verändern als in vielen anderen Branchen. Mehr als drei Viertel der Beschäftigten im privaten Bankgewerbe haben heute flexible Arbeitszeitmodelle, über ein Fünftel arbeitet mindestens gelegentlich bei Kunden oder zu Hause, immer häufiger gibt es agile Arbeitsformen und dezentrale Teamstrukturen. Damit rückt in der Frage, wie sich die Banken-Arbeitswelt auch künftig gesundheitsgerecht gestalten lässt, die Arbeitsorganisation stärker in den Fokus. ÿ 1 Schon bislang zählen die Banken zu den aktivsten Branchen im betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz. Der schnelle und tiefgreifende Wandel legt es jetzt nahe, zusätzliche Initiativen zu Aspekten wie Führungs- und Teamqualität, Gestaltung von Veränderungsprozessen, Erreichbarkeit oder Informationsmanagement zu entwickeln. Dabei zeigt sich, dass es in diesem dynamischen und zunehmend komplexen Um- feld sinnvoll ist, wenn alle Beteiligten – Unternehmen, Beschäftigte und Präventionsexperten – gemeinsame Anstrengungen unternehmen, ihre Expertise einbringen und sich austauschen. Deshalb gehen die Banken neue Wege, wenn es um Gesundheitsprävention bei fortschreitender Digitalisierung geht. Im September 2017 hat die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) gemeinsam mit den Sozialpartnern der Finanzwirtschaft die Initiative „Mitdenken 4.0 – Neue Präventionsansätze für Arbeitsprozesse in der Büro- und Wissensarbeit“ ins Leben gerufen. 1 Ziel dieses Branchendialogs ist es, den Unternehmen auf Basis aktueller Forschungsergebnisse Handlungsansätze für die betriebliche Praxis bereitzustellen. Partner unter dem VBG-Dach sind der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes, der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi). Hinzu kommen – je nach Themenfeld – verschiedene externe Partner aus der Wissenschaft. Dabei erweist sich die VBG als idealer Partner, weil Prävention Kernaufgabe der Berufsgenossenschaften ist und die Zusammenarbeit der Sozialpartner in der Selbstverwaltung der Unfallversicherung bereits geübte Praxis ist. Die VBG hat nun das erste Produkt veröffentlicht, das im Rahmen von „Mitdenken 4.0“ entstanden ist: eine Handlungshilfe zum weit verbreiteten Führungsprinzip der indirekten Steuerung. Die Publikation basiert auf Forschungsarbeiten der Fachhochschule Nordwestschweiz (Prof. Andreas Krause) und beleuchtet sehr ausgewogen die Chancen und Risiken, die sich beim Führen durch Ziele ergeben. Die Broschüre wendet sich an Personalleitungen und Führungskräfte, aber auch an hervorgehobene Betriebsräte und weitere Interessierte im Unternehmen. Erreichbarkeit und Change-Prozesse Parallel widmet sich die Initiative bereits weiteren wichtigen Aspekten moderner Arbeitsgestaltung und Prävention, beispielsweise der Erreichbarkeit von Beschäftigten; hier läuft gerade ein Forschungsprojekt in Kooperation mit der Medical School Hamburg. Weitere Themen sind in 64 05 // 2018

BERUF & KARRIERE Vorbereitung, etwa der Umgang mit permanenten Change-Prozessen, die Früherkennung psychischer Erkrankungen und die optimale Wiedereingliederung erkrankter Beschäftigter ins Arbeitsleben. Dabei ist die Beteiligung der Unternehmen von besonderer Bedeutung, sei es über Beispiele guter Praxis oder per direkter Einbindung in neue Forschungsvorhaben. Zugleich beschränkt sich der Dialog nicht auf einen kleinen Expertenkreis: Die Partner der Initiative machen die Diskussion über Arbeitsgestaltung 4.0 auch öffentlich, etwa auf dem hochrangig besetzten „Forum Finanzdienstleister“ der VBG Anfang Juni in Dresden. Parallel stellen sie „Mitdenken 4.0“ in ihren Netzwerken vor und verbreiten die Ergebnisse in der Fachöffentlichkeit. Unbefristete Dialog-Plattform So entsteht schrittweise eine Dialog-Plattform mit Vorteilen für alle Beteiligten: Nutzwert und Professionalisierung: Unternehmen und Beschäftigte erhalten echten Mehrwert, weil der Ansatz branchenbezogen und damit genau auf die Bedürfnisse der Büro- und Wissensarbeit abgestellt ist. Darüber hinaus bewirkt die fundierte Auseinandersetzung mit der Gestaltung von Arbeitsprozessen, dass sich alle Beteiligten auf diesem Gebiet professionalisieren, von den Vertretern der Sozialpartner über die Betriebsparteien, Personalmanager und Führungskräfte bis zu den Beratern der Berufsgenossenschaft. Dauerhafter Austausch, schnelle Reaktionsmöglichkeit: „Mitdenken 4.0“ ist auf unbefristete Zeit angelegt und bietet deshalb dauerhaft die Möglichkeit zum pragmatischen Austausch über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt. Zugleich können die Partner der Initiative schnell auf Veränderungen reagieren, jederzeit neue Aspekte untersuchen und die Erkenntnisse für Betriebspraktiker aufbereiten. Übertragbarkeit und Vorbildcharakter: Die Empfehlungen, die im Rahmen von „Mitdenken 4.0“ entstehen, lassen sich auch auf Büround Wissenstätigkeiten in anderen Branchen übertragen. Zudem könnte der Ansatz, dass Sozialpartner unter dem Dach einer Berufsgenossenschaft branchenspezifische Lösungen entwickeln, als Vorbild für andere Wirtschaftsbereiche dienen. 05 // 2018 65

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