REGULIERUNG Das Ziel der Legislative im Kontext von PSD2 ist es, den Weg zum digitalen Binnenmarkt weiter zu beschreiten sowie mehr Innovation und Wettbewerb zugunsten der Verbraucher zu erreichen. Dass dafür ein hohes Maß an Sicherheit bei der Authentifizierung und den Zugriffsmöglichkeiten auf die vorhandenen Daten gegeben sein muss, ist nun auch gesetzlich verpflichtend. Banken als verlängerter Arm der Regulatoren Im Sinn der Grundsätze der Rechtmäßigkeit der Verarbeitung, der Zweckbindung und der Datenminimierung der DSGVO tragen Banken die Verantwortung dafür, dass die bereitgestellten Informationen nur für den jeweils autorisierten Zweck genutzt und dass nur die Daten übermittelt werden, die für die jeweilige Transaktion notwendig sind. Basis der Auswertung interner Bankdaten – und angereichert um externe Marktinformationen – maßgeschneiderte Angebote für erfolgsversprechendes Cross- und Upselling geschnürt werden. Damit werden Kooperationen mit Handels-, Dienstleistungs- oder Versicherungsunternehmen begünstigt. Der daraus entstehende zusätzliche Tiefgang der heute vorhandenen Datenschätze gibt dem Ausdruck Big Data eine neue Dimension Know Your Customer Für Kreditinstitute und Versicherungen nicht neu ist die Maxime „Know Your Customer“, die gesetzlich vorgeschriebene Legitimationsprüfung bestimmter Neukunden zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusbekämpfung. Starke Authentifizierung ist jedoch auch im Datenschutz-Kontext von PSD 2 und zur Ausübung der Betroffenenrechte nach der DS- GVO notwendig. Hier zielt der Schutzbedarf aber in die andere Richtung und adressiert die Risikovermeidung für Verbraucher, die vor Betrug und Missbrauch ihrer Daten bewahrt werden müssen. Bei mangelhafter Prüfung der personalisierten Sicherheitsmerkmale zur Kontrolle der Identität der Nutzer und der Legitimation des Zugriffs von Drittanbietern durch die Kreditinstitute werden zukünftig Verbraucher bei strittigen Zahlungsausführungen und Transaktionen aus der Haftung entlassen. Bis spätestens Anfang 2019 werden die regulatorischen technischen Standards (RTS) erlassen, die eine sichere Kundenauthentifizierung, Monitoring und die Dokumentation von Zahlungen regeln werden. » Aufgrund zahlreicher Öffnungsklauseln in der DSGVO sind zusätzlich auch die nationalen Datenschutzregularien zu beachten. Umso wichtiger ist es für Banken, eine belastbare Strategie im Umgang mit der neuen Verordnung zu finden. « Die Investitionen in Infrastruktur und Sicherheitsmaßnahmen, die diese Gatekeeper- Rolle der Banken mit sich bringt, müssen Finanzinstitute vorerst selbst tragen. Dabei ist es essenziell, dass der Schutz der Kernbankensysteme, die sichere Verbindung zwischen Bank und Kunde sowie der Schutz der Endgeräte auf dem neuesten Stand der Technik sind. Angesichts dieser finanziellen Belastung für die Bankhäuser wird es künftig umso wichtiger, aus der neuen Situation das volle Potenzial sowie neue Wertschöpfungsketten zu heben. Banking 4.0 – Die Chancen überwiegen Banken, die ihre IT im Kontext der neuen DS- GVO und von PSD 2 nicht nur als Kostentreiber, sondern als Motor für strategischen Wandel und Umsatzpotenzial sehen, werden ihr Portfolio auf- bzw. ausbauen. Denn mit der Öffnung durch die PSD 2 auf Basis des rechtlichen Rahmens der DSGVO werden Grenzen bisheriger Services in der digitalen Welt aufgehoben. Es erschließen sich bisher ungeahnte Wertschöpfungsketten. Beispielsweise können auf und wird mit künstlicher Intelligenz veredelt werden können. Neben neuen Geschäftsmodellen, neuen Kundenzielgruppen und der Verlagerung heutiger Umsatzströme, eröffnet sich auch durch Kosteneinsparung neues Wertschöpfungspotenzial. Mittels fundierterer Datenanalysen kann die Kundenansprache besser auf Kundensegmente abgestimmt und damit auf Effizienz optimiert werden. Für weniger ertragreiche Kundensegmente werden zukünftig automatisiert passendere Angebote erstellt werden können. Dadurch werden Ressourcen für die zeitintensive persönliche Beratung von besonders umsatzstarken Kundengruppen frei. Unaufhaltsam ist jedoch der Trend, dass der Online-Vertriebskanal weiter an Bedeutung gewinnen wird. Der Berater der Hausbank wird nicht mehr zwangläufig der zentrale Ansprechpartner für Kunden in Finanzfragen sein. Vielmehr gewinnt derjenige, der es versteht, die vorhandenen Daten am effektivsten in Hinblick auf die Kundenerwartungen einzusetzen. 40 05 // 2018
REGULIERUNG Compliance allein reicht nicht Compliance mit der DSGVO sowie PSD 2 allein – also nur die Einhaltung der neuen Regularien ohne Erweiterung des eigenen Portfolios der Finanzdienstleister – wird damit zu einem Risiko, zukünftig Geschäft zu verlieren. Banken, die keine eigenen digitalen Portale mit erweiterten Serviceangeboten schaffen, werden schnell ins Hintertreffen gegenüber innovativen Serviceplattformen geraten, obwohl sie einen Großteil des Datenbackbones unterhalten. Sie verlieren dadurch nicht nur ihre Sichtbarkeit als Marke beim Kunden, sondern auf lange Sicht auch wertvolle Kundenkontakte und insbesondere wichtige Einblicke in das Kundenverhalten. Im Wettbewerb mit agilen FinTech-Startups, deren Expertise vielfach nicht zuletzt in der Optimierung der Customer Experience liegt, müssen Finanzdienstleister schnell agieren und die Kundenansprache entsprechend attraktiv gestalten. Dieser verstärkte Wettbewerb wird im Finanzsektor neben verbesserten Serviceangeboten auch zu einer Senkung der Transaktionskosten führen. FAZIT Die Verbraucher werden von PSD 2 und DS- GVO deutlich profitieren: Durch ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Daten, durch attraktivere Serviceangebote und durch niedrigere Kosten. Autor Thomas Schumacher ist als Managing Director im Bereich Security bei Accenture tätig. Avantgardemodelle zur Philosophie des Alltags Die Theorie der Theorie Avantgardemodelle zur Philosophie des Alltags Ein mengentheoretisch-statistisches Modell der Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeiten. Die Steuerung von Organisationen für (Sozial-) Psychologen, Soziologen und Betriebswirtschaftler von Dr. Peter Bohnenkamp Alles wird billiger – Einsparen für Fortgeschrittene Ein Brevier für Vorstände, Berater, Betriebsräte & Betroffene im Dienstleistungsbereich IT-Steuerung jenseits der Konventionen Verhaltensstrukturen und monetäre Optimierung Antworten zu Grundsatzfragen jenseits etablierter Vorstellungen der Sozialwissenschaften. Denken & Emotion, Interaktion & Parallelisierung Interaktionssyteme, Kontexte, die Systematisierung der Gesellschaft und das Nichts. 39,90 € ISBN 978-3-86556-500-6 von Dr. Peter Bohnenkamp Gewinnen Sie Ihr Einsparprojekt – als Berater, Manager, Betriebsrat, Betroffener oder interner Projektleiter. 39,90 € ISBN 978-3-86556-508-2 von Dr. Peter Bohnenkamp IT ist weniger Technologie, vielmehr „People & Money”. 39,90 € ISBN 978-3-86556-509-9 05 // 2018 41
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