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die bank 05 // 2017

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT 1 | Italiens

MARKT 1 | Italiens Banken: Kennziffern Institut Netto Sovereign Exposure in Mio. EUR dto, im Verhältnis zum CET1 Cap. CET1 Ratio fully loaded, Q4 2016, % dto, Baseline 2018, % dto, Adverse Szenario NPL Ratio Q4 2016, % NPL Coverage Ratio Q4 2016, % Leverage Ratio Q4 2016, % Cost- Income- Ratio Q4 2016, % RoE Q4 2016, % BMPS 23.527 2,8 x 6,4 % 12,2 % - 2,4 % n. a n. a n. a n. a. – Banco Populare 19.163 3,3 x 11,4 % 14,6 % 9,0 % 23,4 % 37,5 % 7,1 % 98,4 % – Intesa Sanpaolo 80.290 2,2 x 12,9 % 12,8 % 10,2 % 15,9 % 48,8 % 6,3 % 51,2 % 6,3 % UniCredit 150.343 3,6 x 7,5 % 11,5 % 7,1 % 11,8 % 59,5 % 5,7 % 66,2 % – UBI Banca 18.988 2,6 x 11,2 % 13,0 % 8,8 % 15,3 % 35,7 % 5,6 % 75,9 % 2,7 % Durchschnitt 58.462 2,9 x 12,5 % 12,8 % 6,5 % 17,2 % 44,3 % n. a. 65,3 % 5,9 % Quelle: LBBW, Citigroup, eigene Recherchen. viel davon inzwischen wo platziert wurde oder noch gehalten wird, ist nicht bekannt. Im vierten Quartal 2016 wies BMPS einen Verlust von 2,53 Mrd. € aus, der zum größten Teil auf eine außerordentliche Risikovorsorge zurückzuführen ist. Nach BMPS benötigt mit der Sparkasse von Genua (Banca Carige) ein weiteres italienisches Institut eine Kapitalspritze. Im Februar hat der Verwaltungsrat eine Kapitalerhöhung im Umfang von 450 Mio. € beschlossen. Das auszugliedernde NPL-Volumen liegt derzeit bei 7,3 Mrd. €. Der Sanierungsplan wurde nun der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgelegt. UniCredit mit Mega-Emission Im Februar hat darüber hinaus auch UniCredit eine seit langem geplante Kapitalerhöhung abgeschlossen. In Verbindung mit dem Verkauf von Beteiligungen soll durch diese Kapitalmaßahme die CET1-Quote (fully loaded) von zuletzt 7,5 Prozent auf 12 Prozent (per 31.12.2017) angehoben werden. Im vierten Quartal 2016 wies die Bank einen Nettoverlust von 11,8 Mrd. € aus, der vor allem durch eine zusätzliche Kreditrisikovorsorge im Volumen von 8,1 Mrd. € sowie weitere Restrukturierungskosten von netto 1,7 Mrd. € verursacht wurde. Nahezu zeitgleich schüttete die UniCredit-Tochter HypoVereinsbank eine Sonderdividende in Höhe von 3 Mrd. € an ihren Mutterkonzern aus. Nach Informationen der Nord LB hat UniCredit eine Beteiligung in Höhe von 700 Mio. € am Bankenrettungsfonds Atlante in Vorbereitung zur angekündigten Kapitalerhöhung deutlich abgeschrieben. Mit dieser Maßnahme sendete die Bank ein negatives Signal in den Markt: es zeige, dass sie nicht erwarte, mit dem Investment Profit zu machen. Volumen notleidender Kredite sinkt Mitte 2016 ist das Volumen notleidender Kredite in den Bilanzen der italienischen Institute leicht auf 331 Mrd. € gesunken, nach rund 340 Mrd. € zum Jahresende 2015. Rund 200 Mrd. € gelten als ausfallgefährdet. Die Problemkredite im weiteren Sinn machen in Italien inzwischen rund 18 Prozent der gesamten ausgereichten Kredite aus, wobei ein rasanter Anstieg seit dem Jahresende 2008 festzustellen war. Im Vergleich dazu hat sich die Quote der NPL unter den europäischen Instituten gemäß EBA-Risk Dashboard zum zweiten Quartal 2016 um 10 Basispunkte (bp) auf 5,4 Prozent reduziert. Dieses Barometer basiert auf einem Sample von 156 Banken, die mehr als 80 Prozent der Total Assets innerhalb des EU-Bankensektors auf konsolidierter Basis repräsentieren. Mit 44 Prozent liegt auch das Coverage Ratio spürbar unter dem EU-Schnitt. 4 Die ausfallgefährdeten Kredite stammen in erster Linie aus dem Unternehmenssektor (69 Prozent), während die Probleme mit Krediten an Private (22 Prozent) aufgrund guter Besicherung überschaubar bleiben. Zu den Banken mit dem höchsten Anteil an faulen Krediten zählen BMPS (rund 35 Prozent), Veneto Banca, Banca Carige sowie Banca Populare di Vicenca mit jeweils mehr als 30 Prozent. Positiv anzumerken ist, dass die italienischen Institute im vierten Quartal 2016 ihre Problemkredite auf Brutto- Basis um 3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal bzw. 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr weiter reduzieren konnten. Netto ergab sich ein Rückgang von 4 bzw. 10 Prozent. Gleichzeitig konnten die Deckungsquoten um 70 bp bzw. 250 bp erhöht werden. 5 14 05 // 2017

MARKT Jahrelange Rezession hat den Bankensektor destabilisiert Wie konnte der italienische Bankensektor dermaßen in Schieflage geraten? Der Grund ist vorrangig der langen Rezession geschuldet und nicht darauf zurückzuführen, dass sich die italienischen Banken an den Kapitalmärkten verspekuliert hätten. Da die Banken infolge des schwachen BIP-Wachstum nur zögerlich Kredite vergeben, ist auch die Bilanzsumme seit 2013 spürbar geschrumpft. ÿ 1 Wenngleich sich einzelne Stimmungsindikatoren in den letzten Monaten leicht verbesserten, bleibt vor allem die hartnäckig hohe Arbeitslosigkeit eine schwere Hypothek. So wird nach Berechnungen von Standard & Poor‘s (S&P) das Wirtschaftswachstum in den nächsten beiden Jahren unterhalb der Ein- Prozent-Marke bleiben. Sollte sich das Wachstumstempo in Italien stärker beschleunigen, dürften sich die potenziellen Kreditverluste in den Portfolien reduzieren und die Institute dazu veranlasst sehen, ihre NPL-Portfolios schneller zu veräußern als in den vergangenen Jahren. Doch selbst, wenn es einzelnen Instituten gelänge, Problemkredite von 50 Mrd. € in den nächsten zwei Jahren zu veräußern, wird sich der Anteil der NPLs gemessen an den Bruttokrediten im Jahr 2018 voraussichtlich immer noch bei 16 Prozent bewegen – und damit nur geringfügig unter dem Niveau vom Jahresende 2016 (19 Prozent). S&P geht ferner davon aus, dass die Kreditverluste in den nächsten Jahren graduell auf rund 80-100 bp sinken werden. Die Analysten der LBBW schätzen, dass vor dem Hintergrund der verbesserten konjunkturellen Lage die Höhe der neuen notleidenden Kredite von rund 35 Mrd. € (2015) schrittweise bis ins Jahr 2020 auf etwa 26 Mrd. € zurückgehen werden. FAZIT Trotz der Kapital- und Restruktuierungsmaßnahmen weisen italienische Banken eine im europäischen Peer-Vergleich durchschnittliche Kapitalausstattung aus. Die Ratingentwicklung der Banken wird nicht nur vom weiteren Abbau der Problemkredite und der damit einhergehenden besseren Kapitalaustattung, sondern auch stark von den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in diesem Jahr abhängen. Die Staatsverschuldung Italiens dürfte durch die Stützungsmaßnahmen weiter steigen. Um den Bankensektor effizienter und profitabler zu gestalten, ist eine weitere Konsolidierung des Sektors unvermeidlich. Autor: Karl-Heinz Goedeckemeyer. 1 LBBW, Im Blickpunkt. Italienische Banken. Dezember 2016. 2 PWC, The Italian NPL Market, Dezember 2016. 3 Nord LB, Financial Review, Dezember 2016. 4 Nord LB, Financial Review, Januar 2017. 5 Citigroup, Italian Banks, Februar 2017. 05 // 2017 15

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