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die bank 05 // 2016

die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

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STANDPUNKT ó Treppenwitz der Geschichte in der Vergangenheit haben die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten an den internationalen Finanzmärkten kaum eine Rolle gespielt. Doch diesmal ist alles anders. Die Börsianer treibt die Frage um, ob der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump tatsächlich für die Republikaner ins Rennen geht und wie in diesem Fall die Finanzmärkte reagieren. Die Kreditwirtschaft zeigt sich zunehmend besorgt, denn nach einem Sieg Trumps dürften die ohnehin bestehenden Unsicherheiten an den Aktienmärkten tendenziell zunehmen. Trump fordert Strafzölle gegen chinesische Produkte, was an den Aktienmärkten auf keine positive Resonanz stößt. Zudem steht er für eine strikte Einwanderungspolitik, die sich gegen Flüchtlinge, Muslime und Ausländer generell sowie gegen Mexiko im Speziellen richtet. Trump will eine Mauer entlang der gesamten mexikanischen Grenze errichten, für deren Kosten der mexikanische Staat aufkommen soll. Auch möchte er illegale Einwanderer konsequent des Landes verweisen. In einem sechsseitigen Positionspapier spricht sich Trump darüber hinaus dafür aus, die Vergabe von Greencards, mit denen Ausländer in den USA legal arbeiten dürfen, vorerst zu stoppen. Unternehmen sollen dazu angehalten werden, inländische Arbeitnehmer zu bevorzugen („American Workers First“). Geändert werden soll auch das Gesetz, das in den USA geborenen Kindern eine automatische Staatsbürgerschaft zusagt. Nationale Egoismen, Handelsbeschränkungen und Abschottungsmaßnahmen wie sie Donald Trump in den USA vorlebt, sind mit den meisten Finanzmarktteilnehmern allerdings nur schwer in Einklang zu bringen. Moderne Kapitalmärkte kennen keine Grenzen. Für die großen US-Banken ist Donald Trump bislang kein wirkliches Stabilitätsrisiko, aber in den Wochen vor der Wahl im November könnte sich die Einstellung ändern. Typischerfl Für viele Amerikaner ist Donald Trump bislang kein Problem, aber in den Wochen vor der Wahl könnte sich dies ändern. Typischerweise beschäftigten sich die Märkte nämlich erst dann mit Risiken. Und Trump ist ein Risiko. Dr. Stefan Hirschmann, Chefredakteur „diebank“ Liebe Leserin, lieber Leser, weise beschäftigten sich die Märkte nämlich erst dann ernsthaft mit politischen Risiken. Und Donald Trump ist ein Risiko. Auch für Banken und Hedgefonds, die er als „Blutsauger“ diskreditiert. Als der Investor und Multimilliardär Andrew Beal, Gründer und Eigentümer der Beal Bank in Dallas, Trump 100.000 US-$ Wahlkampfhilfe zukommen ließ, schickte dieser das Geld kurzerhand wieder zurück. Beal war von dem Vorgehen mehr entzückt als vor den Kopf gestoßen, denn vor Trump hatte noch nie ein Politiker seine Wahlspenden verweigert. Der Vorfall ist nur eine kleine Anekdote, zeigt aber auch, dass Trump für einen radikalen Wandel in Washington steht – mit allen ungewissen Folgen. Wenn es eines gibt, das die Finanzmärkte hassen, dann ist es Unsicherheit. Da scheint es beinahe als ein Treppenwitz der Geschichte, dass Donald Trump, der heftig gegen Immigranten wettert, selber aus einer Einwandererfamilie stammt. Wie der Kaiserslauterer Historiker Roland Paul nachgewiesen hat, verließ Trumps Großvater Friedrich (1869-1918) seine Pfälzer Heimat 1885 sogar illegal. „Nach Nordamerika ohne Erlaubnis“, so steht es in einer Liste der Wehrpflichtigen im damaligen Landkommissariat Neustadt. Er arbeitete von 1885 bis 1890 als Frisör in New York und danach als Restaurantbetreiber in Seattle. Später eröffnete er in Monte Cristo ein Boomtown- Hotel und ein Bordell. Erst am 27. Oktober 1892 wurde Trump amerikanischer Staatsbürger und änderte seinen Vornamen in Frederick. Manchmal lohnt eben auch ein Blick zurück. Ihr 05.2016 diebank 3

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