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die bank 05 // 2015

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT

ó BETRIEBSWIRTSCHAFT T2S: Sparen durch Cash Management KOSTENMINIMIERUNG Aktuell steht in vielen TARGET2-Securites Projekten vor allem die Wertpapierseite im Fokus. T2S bietet aber darüber hinaus den Finanzinstituten auch Chancen, ihre Kosten auf der Geldseite zu minimieren. Um diese zu nutzen, müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Dazu sollten zunächst die Prozesse untersucht werden. Vor allem das Cash und Collateral Management bieten enorme Chancen, die sonst ungenutzt bleiben. Christian Himsl | Timo Schrobsdorff Keywords: Wertpapiergeschäft, Unternehmensführung, Zahlungsverkehr Am 22. Juni 2015 nimmt die von der EZB initiierte einheitliche europäische Wertpapierabwicklungs-Plattform TARGET2- Securities (T2S) ihre Arbeit auf und ermöglicht so eine sichere und effiziente Abwicklung grenzüberschreitender Wertpapier-Transaktionen. Die ersten angeschlossenen Zentralverwahrer (Central Securities Depository, CSD) haben im Hinblick auf das Volumen für deutsche Banken eher geringe Relevanz. Für die deutsche Clearstream kommt die Anbindung an T2S im September 2016. Bereits Ende Januar 2015 haben die Banken eine wichtige Vorentscheidung zur geldseitigen Anbindung an T2S getroffen und diese an die Bundesbank gemeldet: Ob sie sich über ein eigenes Geldkonto (Dedicated Cash Account, DCA) an das europäische Zentralbanksystem anschließen oder eine Korrespondenzbank das DCA für sie führt. Bei diesem teilweisen Outsourcing an die Korrespondenzbank verliert die Bank wesentliche Steuerungsmöglichkeiten in Bezug auf das Cash- und Sicherheitenmanagement (Collateral Management). Dabei bietet T2S deutliche Vorteile: Laut einer von Oliver Wyman im Clearstream- Auftrag durchgeführten Studie ergibt sich ein jährliches Einsparpotenzial für Investmentbanken, Global Custodians und Regionalbanken zwischen 10 und 70 Mio. €. Dies gründet sich unter anderem auf eine erwartete Netto-Liquiditätsersparnis aufgrund der CSD-übergreifenden Saldierung bei T2S, dem sogenannten Netting-Effekt. Allerdings müssen die Institute dazu jetzt 1 Maßnahmen ergreifen und ihre Wertschöpfungskette im Bereich der Wertpapiere und Barmittel optimieren. Da sich die betroffenen Banken nicht nur bezüglich des Institut-Typs, sondern auch im Grad der Auslagerung, dem Geschäftsmodell sowie den unterhaltenen Lagerstellennetzwerken stark unterscheiden, ist zur Ermittlung der passge- Impact auf Geschäftsbanken und Wertpapier-Abwicklungsdienstleister Grad der Betroffenheit hängt von vier Hauptfaktoren ab Großbanken (potenziell unterschiedlich aufgestellt in Abwicklung des Eigen- und Kundengeschäfts) Zentralinstitute des genossenschaftlichen Sektors Landesbanken Primärbanken (Sparkassen, Volksbanken) Privatbanken Spezialkreditinstitute Typ Lagerstellen- netzwerk Umfang des eigenen Lagerstellennetzwerks (mehrere Lagerstellen im T2S-Raum – damit verbunden verteiltes und gebundenes Collateral, Komplexität im Liquiditätsmanagement) geringere Betroffenheit, je mehr Abwicklungsprozesse an Dienstleister ausgelagert sind Optimierungspotenzial für effizientere Nutzung von Liquidität und Collateral Auslagerungsgrad Bank Geschäftsmodell Bank agiert als Investor; Abwicklung des Kundengeschäfts (Depot B) und Eigenhandel (Depot A) Bank agiert auch als Issuer evtl. Dienstleistung als Depotbank 50 diebank 5.2015

BETRIEBSWIRTSCHAFT ó nauen Lösung eine differenzierte Analyse der Gegebenheiten und Potenziale erforderlich ” 1. Eigenes Geldkonto bietet Steuerungsmöglichkeiten Die Entscheidung für ein eigenes DCA bietet die größten Chancen zum Pooling von Liquidität, wenn nur noch ein einziges Geldkonto für den gesamten T2S-Raum genutzt wird. Auch das belegt zum Beispiel die Wyman-Studie. Das dort genannte Einsparpotenzial von bis zu 30 Mio. € für eine Regionalbank kommt zur Hälfte durch Nettingeffekte (etwa 3 bis 5 Mio. €) und Pooling (7 bis 10 Mio. €) zustande. Ein weiterer Vorteil des eigenen DCA: Die erforderliche Liquidität verlässt das eigene Haus nicht mehr jeden Morgen. Sie bleibt in den hauseigenen Büchern, das Adressenausfallrisiko entfällt. Um die Cash-Steuerungsmöglichkeiten optimal zu nutzen, sollte jetzt für die damit zusammenhängenden Prozessschritte geprüft werden, welche neuen T2S-Funk- 2 Anbindungsvarianten auf der Geldseite Entscheidung Liquiditätssteuerung eigenes DCA Führung eigenes DCA DCP ja ja direkte Anbindung der Geldseite an T2S (DCP) nein nein Nutzung des DCAs einer Korrespondenzbank/eines Dienstleisters indirekte Anbindung der Geldseite über T2 (ICP) tionalitäten in Bezug auf Cash und Collateral Management zusätzlich sinnvoll genutzt werden können. Die zur Wahl stehenden Möglichkeiten hängen von der gewählten Anbindungsvariante ab. Neue Funktionalitäten optimieren das Cash Management Sofern sich das Institut für ein eigenes DCA entschieden hat, bieten sich die folgenden beiden Varianten an: Die Direktanbindung an T2S (Directly Connected Participant, DCP) oder die indirekte Anbindung über die bestehende T2-Verbindung (Indirectly Connected Participant, ICP) ” 2. Speziell für kleinere Häuser kann der indirekte Anschluss über den bestehenden T2-Zugang eine zielführende Lösung keine direkte Nutzung von T2S-Funktionalitäten eingeschränkte Nutzung der T2S-Funktionalitäten fl Bei einem teilweisen Outsourcing an die Korrespondenzbank gehen wesentliche Steuerungsmöglichkeiten in Bezug auf das Cash- und Sicherheitenmanagement verloren. erweiterte Nutzung der T2S-Funktionalitäten sein, da hier die bereits bestehende Infrastruktur genutzt wird. Dafür besitzt das Institut lediglich begrenzte Steuermöglichkeiten. Ausschließlich die Funktionalität der Kontostandsanzeige und Überträge zum DCA und zurück sind verfügbar. Mit steigenden Wertpapierbeständen und damit einhergehend einer größeren Anzahl an Wertpapiertransaktionen wird durch die zusätzlichen T2S-Funktionalitäten eine direkte Cash-Anbindung an T2S zunehmend interessanter. Schließt sich eine Bank geldseitig als DCP an, so hat sie direkten Zugriff auf das Geldkonto und kann es selbst umfassender steuern. Sie erhält unter anderem Umsatzanzeigen, Reporting und neue Steuermöglichkeiten. Dazu gehört auch der tägliche T2S Cash Forecast. Er zeigt an, wie viel Netto-Liquidität für das Settlement der für den aktuellen und kommenden Valutatag anstehenden Geschäfte benötigt wird. ” 3 Alternativ bietet beispielsweise Clearstream bei Erteilung einer Vollmacht durch die Bank einen um Informationen bezüglich Kontrahenten-Daten und BUND-Zinszahlungen angereicherten Cash Forecast für das DCA. Auch Blockieren und Reservieren sind zusätzliche T2S-Funktionalitäten, mit denen Liquidität für bestimmte Transaktionen blockiert oder reserviert werden kann, sodass diese beim Settlement bevorzugt werden. Zudem kann die Bank Benachrichtigungen bei Überschreitung (Ceiling) oder Unterschreitung (Floor) von bestimmten Geldbeträgen erzeugen lassen. Eine Feinjustierung des Cash Managements bieten zum Beispiel Hold-& Release-Werkzeuge zur Intraday-Liquiditätssteuerung. Dabei wird ein Geschäft auf Hold gesetzt und erst bei Bedarf per Re- 5.2015 diebank 51

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