Aufrufe
vor 5 Jahren

die bank 05 // 2015

  • Text
  • Banken
  • Unternehmen
  • Diebank
  • Banking
  • Insbesondere
  • Beispielsweise
  • Anforderungen
  • Institut
  • Portfolio
  • Deutschen
die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

ó FINANZMARKT tionellen

ó FINANZMARKT tionellen Bücher müssen also schon ordentlich gefüllt sein, bevor wir einem Listing zustimmen. Darüber hinaus gelten im Primärmarkt die üblichen strengen Regeln mit der Verpflichtung, die Finanzkennzahlen zu veröffentlichen, und zwar jedes halbe Jahr mit dem Jahres- bzw. Halbjahresabschluss. diebank: Welche Vorteile bietet der Primärmarkt den Emittenten? Elberskirch: Im Kern erleichtern wir jetzt auch sehr soliden Unternehmen, eine Anleihe zu sagen wir mal 3,5 Prozent zu begeben. Sie werden separat von den Unternehmen notiert, deren Anleihen mit einem Kupon oberhalb von sieben oder acht Prozent begeben wurden. Wir haben jetzt praktisch für jede Art von Emittenten das passende Umfeld. Ein wesentlicher Vorteil ist auch, dass wir die Ratingpflicht abgeschafft haben. Das spart dem Emittenten im Laufe einer Anleihe schnell einen sechsstelligen Betrag. diebank: Warum eine Abschaffung der Ratingpflicht? Sind die externen Bonitätsbewertungen der Mittelstandsagenturen nichts wert? Elberskirch: Natürlich ist es gut, wenn jemand unabhängig die Daten und Entwicklungen von Unternehmen kommentiert. Insofern sind wir nicht gegen Ratings. Jedoch sollen die Emittenten in Düsseldorf selbst entscheiden können, welchen Nutzen die Ratings für sie haben. Wir haben festgestellt, dass es keine valide Korrelationen zwischen zum Beispiel der Emissionsrendite und der Ratingnote gibt. Das trifft auch auf den Sekundärmarkt und insbesondere auf die Vorhersage von Insolvenzen zu. Unsere Erkenntnisse haben viele Marktteilnehmer bestätigt. Der zweite Vorteil ist, dass der Privatanleger nicht eine Art Prüfsiegel bekommt, auf das er möglicherweise blind vertraut. Der Anleger sollte sich selbst ein Bild anhand der Kennzahlen machen. Auch das zeigt dem Anleger wieder auf, dass wir hier kein Karoeinfachprodukt haben, sondern KMU-Anleihen, die sich an erfahrene Anleger richten. diebank: Warum haben Sie sich denn so viel Arbeit gemacht? Das Emissionsaufkommen ist doch ohnehin nahe der Null- Linie angekommen. Elberskirch: Wir hätten uns die Arbeit– an der übrigens alle Börsengremien und unsere Kapitalmarktpartner beteiligt waren – nicht gemacht, wenn wir nicht davon ausgehen würden, dass das Emissionsgeschäft wieder anziehen wird. Aber grundsätzlich: Zum einen gehört es zur Grundfunktion einer Börse, Möglichkeiten zur Kapitalaufnahme anzubieten. Und außerdem sehen wir – anders als die Börse Stuttgart – das Segment für Unternehmensanleihen von kleinen und mittleren Unternehmen als dauerhaft wichtig an. Selbst konservative Banker haben uns darin bestätigt, dass solche Möglichkeiten des öffentlichen Kapitalmarkts vor allem in Zukunft vor dem Hintergrund der zunehmenden Regulierung der Banken gebraucht werden. Deshalb ist das für uns ein langfristiges Thema. Die erste Resonanz auf unser Konzept beweist, dass wir richtig gehandelt haben. diebank: Andere sehen in diesem Segment keine Zukunft. Die Börse Stuttgart hat beispielsweise den Markt für Anleihen von kleinen und mittleren Unternehmen für tot erklärt und ihr entsprechendes Marktsegment Bondm wieder eingestellt. Das ist die genau entgegengesetzte Strategie. Elberskirch: Wir werden sehen, wer richtig liegt. Wenn ich höre, dass der Kapitalbedarf der Unternehmen jetzt wieder durch die Banken gedeckt wird und angeblich nur noch bonitätsschwache Unternehmen, die sowieso keine Bankkredite mehr bekommen, Interessen an Anleiheemissionen haben, dann erlebe ich dies anders. Diese Argumentation ist hanebüchen. Wir wissen, dass sehr wohl ein Bedarf der Unternehmen und der Investoren an KMU-Anleihen besteht. Wir glauben auch, dass das Interesse wieder stärker zurückkommen wird. Und noch einmal, solche Anleihen sind eine Ergänzung zum Bankkredit und diversifizieren die Kapitalbasis eines Unternehmens. diebank: Wenn Sie da so sicher sind – haben Sie dann schon wieder Emissionen in der Pipeline? Elberskirch: Wie gesagt, wir denken langfristig. Es ist wie beim Wein: Eine gute Emission braucht auch ihre Zeit. Ein paar Monate muss das Unternehmen gemeinsam mit dem Emissionsbegleiter schon seine Vorarbeit leisten. Es wäre doch gut, wenn wir Ende des Jahres Bilanz ziehen und ein paar gute Emissionen dabei hätten. Gerne auch mit Emissionsrenditen von weniger als vier Prozent. diebank: Mit Stuttgart gibt es einen Wettbewerber weniger. Das ist für Sie auch eine gute Entwicklung, oder? Elberskirch: Natürlich. Wobei wir nicht jede Anfrage auf ein Listing positiv beantworten. Im Gegenteil. Wir schauen genauer hin. Es gibt jetzt Frankfurt mit einem großen, undifferenzierten Topf und Düsseldorf mit den unterteilten Segmenten. So kann es für Unternehmen attraktiv sein, in unseren differenzierten Segmenten „Niedrigzins“, „Mittelzins“ oder auch „Hochzins“ gelistet zu werden, um nicht pauschal als riskante Mittelstandsanleihe abgestempelt zu werden. Ich kann mir vorstellen, dass auch einige Emittenten von den bisher angebotenen Zinssätzen schlicht abgeschreckt wurden und unser Konzept interessant finden. Jetzt gibt es durch die Unterteilung in Zinsklassen klare Abstufungen und mehr Möglichkeiten. Das bietet in dieser Form keine andere Börse in Deutschland. diebank: Herr Elberskirch, vielen Dank für dieses Interview. 10 diebank 5.2015

FINANZMARKT ó Eine Frage der Qualität CORPORATE FINANCE Aktuell ist eine intensive Diskussion darüber entbrannt, ob bonitätsstarke mittelständische Unternehmen noch ein eigenes Anleihesegment benötigen oder ob diese Unternehmen bei Banken das gewünschte Fremdkapital erhalten. Im Umkehrschluss steht die Frage im Raum, ob zukünftig nur noch bonitätsschwache Mittelständler Anleihen am Kapitalmarkt begeben werden, die nirgendwo anders mehr Fremdkapital auftreiben können. Sofern generell die Bonität und Kreditqualität der Emittenten infrage steht, dürfte es für dieses Börsensegment keine Zukunft mehr geben. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. Florian Weber | Britta Hosters Keywords: Mittelstand, Anleihen, Unternehmensfinanzierung Ein direkter Vergleich zwischen dem Kreditvergabewesen durch Banken in Deutschland und dem Anleihesegment für kleine und mittlere Unternehmen ist schwerlich möglich, käme dies doch einem Vergleich von Goliath mit David gleich. Beiden Formen der Unternehmensfinanzierung ist jedoch gemein, dass die ökonomische Solidität und Bonität des Kreditnehmers eine entscheidende Rolle für das risikoadjustierte Pricing spielt. Für Unternehmen bedeutet dies in der Regel die Einhaltung harter Financial Covenants, bei deren Nichteinhaltung das Risiko der Kreditkündigung der Bank droht oder das Risiko eines massiven Vertrauensverlusts der Investoren. Banken fordern eine fortlaufende Berichterstattung der Unternehmenszahlen und damit verbunden üblicherweise eine jährliche Neubewertung der Engagements, aber auch Anlegern ist ein hohes Informationsbedürfnis hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung und Risiken der Unternehmen nicht abzusprechen. Dies betrifft einerseits cashflowbasierte Kennzahlen als Indikator für das Ausfallrisiko, die aktuelle Schuldenstruktur des Emittenten bzw. Kreditnehmers, Branchen-, Geschäfts- und Länderrisiken sowie zukunftsorientierte Aussichten im Hinblick auf das Produktportfolio und mögliche Absatzmärkte. Ein risikoadäquater Zinssatz hat somit sowohl in der Kreditfinanzierung als auch am Kapitalmarkt eine zentrale Daseinsberechtigung. Was bewegt also dennoch bonitätsstarke Unternehmen dazu, mittels Anleihen an den Kapitalmarkt zu gehen und in diesem Zuge mitunter hohe Anlaufkosten in Kauf zu nehmen? Wunsch nach Finanzierungsdiversifizierung Banken fordern üblicherweise eine mindestens jährliche Berichterstattung und bewerten das Engagement jährlich neu. Sollten sich die geschäftspolitischen Bewertungsparameter unterjährig geändert haben und die Bewertung des Unternehmens andere Quoten zu Tage fördern, kann die Bank die Geschäftsbeziehung aus geschäftspolitischen Gründen kündigen. Was unterscheidet also die Kapitalmarktfinanzierung vom Bankengagement? Auch hier ist man an Covenants, also Auflagen, gebunden, die nicht verletzt werden dürfen, außerdem wünschen Kapitalmarktinvestoren ebenfalls jährliche Reports, lieber sogar halb- oder gar vierteljährlich. Was geschieht aber, wenn die geschäftspolitischen Bewertungsparameter eines Kapitalmarktinvestors sich unterjährig ändern und er sein Investment zurückfordern möchte? Er verkauft seine Anteile über die Börse, denn ein öffentliches Angebot wird von einem Börsenlisting begleitet. Dazu muss Liquidität im Markt sein, sodass die Verkaufsorder auch einen Kontrahenten findet. Dies ist bei den meisten Anleihen der Fall. Bei vorhandener Liquidität wechselt also der Investor, ohne dass die finanzielle Bewegungsfreiheit des Emittenten eingeschränkt wird und nach einem neuen Geldgeber gesucht werden muss. Öffentlichkeit, Außenwirkung und Marketingeffekt Im Fall einer Bankfinanzierung wird die erfolgreiche Fremdkapitalakquisition nicht nach außen getragen. Im Kern besagt eine erfolgreiche Kreditvergabe, dass der Schuldner augenscheinlich eine von zweiter Seite positiv eingestufte Bonität hat und der Investor Vertrauen in das Geschäftsmodell setzt. Ein öffentliches Angebot trägt es folgerichtig an die Öffentlichkeit: Wird die Emission erfolgreich platziert, so kann der Emittent davon ausgehen, dass er am Kapitalmarkt mit seinem Konzept den Bedarf des Markts getroffen hat. Wenn es gut gemacht ist, kann sich sogar ein indirekter Marketingeffekt für die Produkte anschließen. Ein „Hidden Champion“, also ein Marktführer in seiner Nische, bringt sich und seine Produkte in den verstärkten Aufmerksamkeitsradius von Medien, 5.2015 diebank 11

die bank