REGULIERUNG NACHHALTIGKEIT UND IHRE WIRKUNG IN DER BANKENPRAXIS Viel Handlungsbedarf für Finanzinstitute Die aktuellen Initiativen und regulatorischen Vorgaben zur Nachhaltigkeit – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer und internationaler Ebene – führen zu einem umfassenden Handlungsbedarf für Finanzinstitute. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick und Ausblick über die wichtigsten regulatorischen Entwicklungen und verbindet diese mit Praxisbeispielen zu deren Auswirkungen in verschiedenen Bereichen der Finanzbranche. 28 04 | 2023
REGULIERUNG 1 | Die vier Themenbereiche der Nachhaltigkeit Governance Strategie Risikomanagement Kennzahlen & Ziele Quelle: Recommendations of the Task Force on Climate-related Financial Disclosures, Executive Summary. Die Themen Nachhaltigkeit und ESG sowie deren Verankerung im Risikomanagement gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das zeigt sich neben der Berücksichtigung in den aufsichtsrechtlichen Schwerpunkten der Standardsetter auch in den nachfolgend dargestellten Initiativen und Entwicklungen des regulatorischen Regelwerks. Die wesentlichen treibenden Initiativen: „Public-Facing“ ESG Reporting Frameworks Die Global Reporting Initiative (GRI) stellt mit den GRI-Standards die am weitesten verbreiteten Konventionen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zur Verfügung. Das World Economic Forum (WEF) hat sich zum Ziel gesetzt, bestehende ESG- Rahmenwerke zu harmonisieren und eine bessere Vergleichbarkeit und Konsistenz in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und Offenlegung zu erreichen. Dabei sollen auch übergreifende Indikatoren für eine nachhaltige Wertschöpfung definiert werden. „Investor-Facing“ ESG Reporting Frameworks Die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) wurde 2017 vom Financial Stability Board (FSB) initiiert, um Empfehlungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zu entwickeln. Sie wird von 3.000 Unternehmen aus 92 Ländern unterstützt. Die Empfehlungen in den vier Themenbereichen Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Zielgrößen (siehe Abb. ÿ 1) sind miteinander verknüpft und werden durch elf empfohlene Offenlegungen untermauert. Diese sollen den Investoren die Informationen zur Verfügung stellen, die sie für die Behandlung und Bewertung klimabezogener Risiken und Chancen durch die berichtenden Unternehmen benötigen. Die Standards des Sustainability Accounting Standards Board (SASB) der IFRS Foundation stellen einen ESG-Leitfaden für die Offenlegung finanziell wesentlicher Nachhaltigkeitsinformationen durch Unternehmen gegenüber ihren Investoren dar. Insgesamt verfolgen die SASB-Standards ESG-Themen und -Performance in 77 Branchen, wie in der SASB Materiality Map dargestellt. Daneben wurden weitere Prinzipien und Leitlinien zu Strategie und Management von ESG-Risiken erarbeitet: Die Äquatorprinzipien (Equator Principles, EP) formulieren Grundsätze für die Identifikation, Messung und das Management von ESG-Risiken im Rahmen von (Projekt-)Finanzierungen. Die angeschlossenen Equator-Principles-Finanzinstitute (EPFIs) setzen die zehn Equator Principles durch ihre internen Richtlinien, Verfahren und Standards für das Risikomanagement in den Bereichen Umwelt (Economical) und Soziales (Social) um. Die Equator Principles können auf freiwilliger Basis auch für weitere Finanzprodukte außerhalb des eigentlichen Anwendungsbereichs angewendet werden. Der UN Global Compact der Vereinten Nationen ist ein unverbindlicher Pakt, der Unternehmen weltweit zu nachhaltigem und sozial verantwortlichem Handeln und dem Bericht über dessen Umsetzung ermutigen soll. Er wird von rund 12.000 Unternehmen und 160 Staaten unterstützt. 04 | 2023 29
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