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die bank 04 // 2021

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MARKT TRANSFORMATION MIT

MARKT TRANSFORMATION MIT RISIKO UND POTENZIAL Die Finanzierung der Automobilindustrie Im Rahmen der Digitalisierung wächst auch der transformatorische Druck auf die Automobilindustrie. Zudem belasten der Abgasskandal und die Corona-Krise die Branche. Auch die konzerneigenen Autobanken sind vom Umsatzrückgang betroffen. Die Captives streben nach neuen Kooperationen, neu strukturierten Finanzierungsmodellen und neuen Financial Services, um das Produktportfolio neben der Kreditfinanzierung und dem Leasinggeschäft zu erweitern. 8 04 // 2021

MARKT Die Automobilindustrie ist mit Blick auf den Umsatz der bedeutendste Industriezweig in Deutschland. Mehrere konjunkturelle Faktoren führten in der Branche jedoch zunehmend zu Schwierigkeiten. Der stark voranschreitende Digitalisierungsprozess stellt die Automobilindustrie ebenso wie alternative Fahrzeugantriebe vor Herausforderungen. Im Jahr 2020 verschärfte der Corona- Stillstand die Situation. Der vorliegende Beitrag gibt einen Ausblick über die Entwicklungen der Automobilbranche, Möglichkeiten zur Risikosteuerung und -minimierung bei der Finanzierungsdokumentation sowie alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen der Automobilindustrie. Wandel der Wertschöpfungskette Die Automobilbranche erlebt seit mehreren Jahren eine kostenintensive Transformation, vor allem bedingt durch Klimawandel und umweltschutzbedingte Restriktionen. Der Umstieg vom Verbrennungsmotor zur batteriegetriebenen Elektromobilität bedingt einen Wandel der Wertschöpfungskette. Von Zulieferern erfordert das eine konsequent auf Elektromobilität ausgerichtete Produkt- und Markenstrategie sowie Prozessanpassungen. Wesentlicher Treiber dieses Strukturwandels sind strenge CO2-Grenzwerte seitens der EU. Für das Erreichen der Klimaziele sollen bis 2030 mindestens sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren. Ungeachtet dieser Vorgaben steigt die Nachfrage nach intelligenter, flexibler Mobilität: Der Markt verschiebt sich vom starren finanzierten Autokauf und unkündbaren Finanzierungs-Leasingverträgen zu einer On-Demand-Nutzung mit Services wie Auto-Abonnements auf kurzfristig kündbarer Mietvertragsbasis, Carsharing, Carpooling und multimodalen Lösungen. Zahlreiche Autokonzerne erweitern dabei ihre Geschäftsmodelle: BMW, Daimler (ShareNow, vormals car2go und Drive- Now) und VW drängten auf den Carsharing-Markt. Ein neu gegründetes Joint Venture von Toyota (Kinto Europe) soll im April 2021 seinen Betrieb aufnehmen. Die Hyundai Motor Group gründete bereits Ende 2019 MoceanLab als Carsharing-Dienst mit 300 elektrifizierten Autos. Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten voran, der Druck auf die Automobilindustrie in Richtung Wandel und Innovation zeigt sich an zahlreichen Technologien: Connected Car, autonomes Fahren, Shared Mobility und Elektromobilität. Das nötige Know-how für die Entwicklung neuer, digitaler Technologien muss eingekauft werden, und es bedarf Ressourcen zur Umsetzung. Innovationsdruck, der Abgasskandal 2015 und die Corona-Krise belasten die Branche zunehmend: Die Pkw-Produktion in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2020 auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren gesunken, und der europäische Pkw-Markt ist im letzten Jahr insgesamt um ein Viertel eingebrochen. Im Zuge dessen kam es zu Werksschließungen, es gab Probleme mit Lieferketten sowie Insolvenzen. Unter dem Umsatzrückgang leiden vor allem die kleinen und mittelgroßen Unternehmen, denn die Hersteller geben ihre Absatzrisiken an die ohnehin unter Margendruck leidenden Zulieferer weiter. Auch Autobanken haben Probleme Auch die konzerneigenen Autobanken traf der Umsatzrückgang hart. Diese streben nach neuen Kooperationen, neu strukturierten Finanzierungsmodellen und neuen Financial Services, um das Produktportfolio neben der Kreditfinanzierung und dem Leasinggeschäft zu erweitern. Hersteller haben erkannt, dass mit der Nutzung des Fahrzeugs über den Lebenszyklus mehr zu verdienen ist als mit dem einmaligen Verkauf. Durch Mobilitätsangebote und Innovationen wird die künftige Rolle der Autobanken über klassische Finanzdienstleistungen hinausgehen. Flexible Mobilität oder Pay-Per-Use-Verträge sind die Zukunft. Feste monatlichen Finanzierungsraten werden durch flexible Raten ersetzt. Das Leistungsangebot der Autobanken muss sich ausweiten, zum Beispiel durch eigene Mobilitätsdienste oder durch einkaufsfinanzierte Fuhrparks auf dem Firmengelände, als Carsharing-Modell zur flexiblen 04 // 2021 9

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