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die bank 04 // 2018

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

DIGITALISIERUNG renz

DIGITALISIERUNG renz gnadenlos vor sich her. Amazon kennt seine Kunden besser als jeder andere eCommerce Player und versucht, dieses Wissen nun durch die Echo-Geräte noch weiter auszubauen und natürlich auch zu kapitalisieren. Stand heute stehen Amazon Echo-Geräte meist in Mehr-Personen-Haushalten. Zwar sind die meisten Anwendungsfälle immer noch, einen Alarm oder Timer zu setzen, den Verkehr oder das Wetter abzufragen und die Nachrichten zu hören. Aber bereits 57 Prozent der Nutzer haben auch über das Gerät einen Kauf getätigt. Es braucht nicht viel Phantasie, um zu verstehen, wo die Reise hingeht im Voice Commerce: Warum sollte ein Nutzer sich am Samstagmorgen in die Schlange in einem Supermarkt stellen, wenn er den gleichen Einkauf von zu Hause erledigen kann und dieser innerhalb von ein bis zwei Stunden geliefert wird. Amazon hat in einigen Großstädten bereits die Dienste Prime Now und Amazon Fresh, die bestellte Waren in diesen Zeitfenstern liefern. Natürlich enden die Anwendungsfälle nicht beim Lebensmittel-Einkauf, sondern beziehen sich auf den Einkauf im Allgemeinen, beispielsweise Bücher, Elektronik, Pizza oder Dienstleistungen. Analog zu der Entwicklung im Web wird es auf der Amazon eCommerce-Plattform auch niemanden verwundern, wenn Amazon nach und nach Eigenmarken etabliert oder den Long Tail, also das Angebot von Nischenprodukten, auf den Marketplace verschiebt. Wie im normalen Einzelhandel auch, wird die Kaufentscheidung bei Taschentüchern wohl zugunsten von „mir doch egal“ ausfallen - wobei letztere Kategorie ausschließlich von Amazon dominiert werden wird. Dies wird enorme Auswirkungen auf Marken haben, die so schnell wie möglich sicherstellen müssen, dass sie nicht im Long Tail verschwinden. Voice Banking: bequeme Ergänzung zu Mobile Payment Wir erleben mit den Voice-First-Geräten und den Sprachassistenten einen dieser wenigen Momente, indem sich Nutzerverhalten nachhaltig verändert. Als die Smartphone-Revolution startete, wurde diese lange Zeit belächelt, bis die Kunden plötzlich lauthals Lösungen zu ihren Problemen auf dieser Plattform forderten. Reichte zu Beginn vielleicht noch eine mobile Webseite, so ist es heute Standard, dass jeder Anbieter seine nativen Android- und iOS-Apps anbietet. Leider war der Finanzdienstleistungssektor nicht unbedingt der schnellste Anbieter, diesen Trend zu erkennen und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Daraus entstanden dann die sogenannten Mobile Only Banken à la N26, Revolut, Monzo, etc., die sich sogar ausschließlich auf diesen Kanal fokussierten und den Kunden dem aktuellen Lebensstil angepasste Lösungen boten. Da wir durch Sprachassistenten wieder eine solche Änderungswelle im Nutzerverhalten erkennen, wird es auch hier vonnöten sein, speziell angepasste Lösungen zu erstellen. Das Vorlesen der Webseite als Zwischenlösung ist dabei keine Alternative. Durch PSD2 ist der Weg dazu einfacher als je zuvor. Ein häufiges Missverständnis in diesem Kontext ist, dass Voice First auch Voice Only bedeutet. Dies ist nicht der Fall, aber eine Interaktion mit Voice-First-Geräten ist mitnichten eine simple Adaption der bestehenden Web- oder Mobil-Lösungen. Stand heute existieren über Apples Siri schon Anwendungsfälle, die per Sprache gelöst werden, unter anderem Überweisungen zwischen Privatpersonen, z. B. über PayPal oder N26. Natürlich hat das Voice Banking aber auch noch einige Herausforderungen zu lösen, insbesondere im Bereich Authentifikation und Autorisierung dürfte es noch sehr spannend werden. Hier wird sich die Frage stellen, ob dies über die Plattformen oder über die Banken geleistet werden wird. In nicht allzu ferner Zukunft werden Nutzer sich daran gewöhnt haben, ihren Einkauf über Sprachassistenten zu erledigen. Warum sollten Bankgeschäfte dann immer noch an eine App oder Webseite gebunden sein? Über die Konto-Aggregation via PSD2- Schnittstelle braucht der Nutzer eigentlich auch keine zwei oder drei Lösungen für seine Finanzgeschäfte, sondern gegebenenfalls nur eine, die ihm auf jedem Kanal, inklusive Sprache, die jeweils optimale Bedienerfreundlichkeit bietet. FAZIT Die Marktdurchdringung der Sprachassistenten und Voice-First-Geräte ist schneller als die der Smartphones und führt zu einer nachhaltigen Veränderung des Nutzerverhaltens. Einkaufen per Sprache ist heute schon für über die Hälfte der Nutzer solcher Geräte normal. Voice Banking existiert in einigen wenigen Anwendungsfällen heute schon, aber es wird analog zu der Smartphone-Revolution der Bedarf an Voice- Banking-Lösungen bestehen. Diese sind aufgrund der PSD2-Regulatorik heute einfacher zu erstellen als je zuvor. Autorisierung und Authentifikation sind Stand heute noch offene Herausforderungen in diesem Bereich, werden aber gegebenenfalls durch Standards der Plattformen gelöst. Autor Rafael Otero ist Co-Gründer der Voice First GmbH, eine auf Sprachassistenten fokussierte Beratung. Zuvor gründete er mehrere Unternhemen, u. a. in der FinTech-Branche. 64 04 // 2018

DIGITALISIERUNG ZAHLUNGSVERKEHR Initial Coin Offerings und Kryptowährungen Häufig zitiert im Zusammenhang mit Kryptowährungen ist John Maynard Keynes, der seinerzeit feststellte, ein exzellenter Ökonom müsse über eine seltene Kombination von Gaben verfügen: Er müsse zu einem gewissen Grad Mathematiker, Historiker, Staatsmann und Philosoph sein. Zudem müsse er die Gegenwart im Licht der Vergangenheit studieren für die Zwecke der Zukunft. Gaben, die im Hinblick auf Bitcoin sicherlich erheblich anzupassen wären. Ein Kryptoökonom muss Software- und Hardware-Spezialist sein, gleichzeitig Blockchain-Spezialist und Open-Source- Community-Experte, ergänzte Christoph Kreiterling (BaFin) im Rahmen seines Vortrags „Initial Coin Offerings, ICOs und Kryptowährungen im Kontext der Finanzaufsicht“ anlässlich der Fachkonferenz „Zahlungsverkehr der Zukunft“. Bitcoins verzeichneten im vergangenen Jahr einen enormen Kursanstieg. Mitte Dezember 2017 erreichte die nach Marktwert größte virtuelle Währung ein Allzeithoch von 20.000 US-$. Anfang des Jahres sackte der Kurs drastisch ab. Das Interesse war zuletzt derart spekulativ, dass Börsenexperten und Anlegerschützer nicht müde wurden, vom Kauf der virtuellen Währung abzuraten. Auch die Deutsche Bundesbank warnte vor der Unberechenbarkeit der Kryptowährung, da angesichts der volatilen Kursentwicklung hohe Einbußen drohten – Totalverlust nicht ausgeschlossen. Bereits im Jahr 2008 entstand die Idee des Bitcoins. Doch für viele ist die Kryptowelt immer noch neu. Ausführlich widmete sich Christoph Kreiterling daher auch der Definition und Differenzierung u. a. der Begriffe Bitcoin, Blockchain und Distributed Ledger Technology. Bitcoin, der erste Krypto-Token Bitcoin war die erste dezentrale, virtuelle, digitale Währung (Kryptowährung), die eine erfolgreiche Umsetzung der Blockchain-Idee gezeigt hat. Genau genommen ist Bitcoin auch gar keine Währung, denn hinter ihr stehen weder Länder noch Zentralbanken. Vielmehr handelt es sich um einen Token, eine Art Wertgutschein, dessen Preis oder Kurs sich aus Angebot und Nachfrage ergibt. Werden Bitcoins nicht mehr nachgefragt, verlieren sie an Wert. Im Gegensatz zu Währungen können Bitcoins nicht beliebig durch Notenbanken vermehrt werden. Größtenteils wird Bitcoin daher auch nicht als Zahlungsmittel angesehen, sondern als Assetklasse. Allerdings gibt es Unternehmen, die Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. Blockchain: fälschungssichere Datenstruktur Das Bitcoin-Netzwerk basiert auf einer mithilfe einer Bitcoin-Software verwalteten dezentralen Datenbank, der Blockchain, in der alle Transaktionen verzeichnet sind. Alles, was innerhalb des Blockchain-Netzwerks passiert, ist eine Funktion des gesamten Netzwerks. Durch die besondere Art der Verifikation von Transaktionen werden einige Aspekte e traditionellen Handels, wie z. B. eine e Kette vertrauenswürdiger Intermediäre, nicht benötigt. Durch das Zusammenwirken aller Netzknoten wird die gemeinsame Datenbank verwaltet, anstatt diese Aufgabe einer zentralen Instanz zu überlassen. Blockchains sind fälschungssichere Datenstrukturen, in denen Transaktionen in der Zeitfolge protokolliert, nachvollziehbar, unveränderlich und ohne zentrale Instanz abgebildet sind. Mit der Blockchain-Technologie lassen sich Eigentumsverhältnisse direkter und effizienter als bislang sichern und regeln, da eine lückenlose und unveränderliche Datenaufzeichnung hierfür die Grundlage schafft. Bitcoin-Überweisungen finden weitgehend anonym für alle Beteiligten statt, da Sender und Empfänger kryptographisch verschlüsselt sind. Es ist also nicht nachvollziehbar, wer hinter der entsprechen- den Transaktion steht. Spannende Kulisse: Das Rhein-Energie-Stadion in Köln. 04 // 2018 65

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