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die bank 04 // 2018

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

MANAGEMENT Aareal Bank

MANAGEMENT Aareal Bank Historie: Lange und wechselvolle Geschichte Um Wohnraum für Heimkehrer und Kriegsflüchtlinge nach dem Ersten Weltkrieg zu schaffen und damit die Wohnungsnot zu lindern, gründeten u. a. die preußischen Wohnungsfürsorgegesellschaften im Jahr 1923 in Berlin die Deutsche Bau- und Wohnstätten-Bank AG, später die Deutsche Bau- und Bodenbank AG. Das Deutsche Reich übertrug dem Institut Treuhandaufgaben zur Finanzierung des Wohnungsbaus. In den Jahren 1933 bis 1945 gab die Rüstungswirtschaft die Ziele des Wohnungsbaus vor. In den neuen Rüstungszentren mussten Wohnungen für die Arbeiter gebaut werden. Daran beteiligte sich auch die Bau- und Bodenbank, war jedoch nach eigenen Angaben nicht direkt in die nationalsozialistischen Verbrechen des Holocaust involviert. Als sich das Naziregime zugunsten der Rüstungsproduktion aus dem Wohnungsbau zurückzog, geriet die Bank in eine existenzielle Krise. Nach der Währungsreform 1948 ließ sich die Bank auch in Frankfurt nieder und konnte ein Jahr später die Geschäfte wieder voll aufnehmen. Als einziger Anbieter von Zwischenfinanzierungen von Bausparverträgen profitierte die Bau- und Bodenbank vom Aufschwung in der Nachkriegszeit. Als erstes Institut eröffnete sie 1957 ein Rechenzentrum, das den Unternehmen der Wohnungswirtschaft die zentrale Datenverarbeitung außer Haus ermöglichte, was damals als revolutionäre Idee galt. 1979 übertrug der Bund seine Beteiligung an die Deutsche Pfandbriefanstalt (DePfa). Danach wandelte sich die Bank vom Spezialisten der Zwischenfinanzierung zum Allround-Institut für die Bau- und Wohnungswirtschaft. Neben Bauträgern und Wohnungsunternehmen wurde der Kundenkreis jetzt auch verstärkt um Private erweitert. 1991 ging die DePfa – umbenannt in Deutsche Pfandbrief- und Hypothekenbank AG – an die Börse und war mit 64 Mrd. € Bilanzsumme die damals größte deutsche Hypothekenbank. Im Zug einer starken internationalen Expansion übertrug die DePfa 1999 sämtliche Immobilienaktivitäten operativ auf die seit 1979 im Konzern integrierte Bau- und Bodenbank, die sich fortan auf Gewerbeimmobilien und Service-Dienstleistungen rund um die Immobilie konzentrierte. Im Herbst 2001 schließlich stimmten die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Teilung des Instituts in DePfa Bank AG Bau und Boden mit Sitz in Wiesbaden und DEPFA Bank pls mit Sitz in Dublin als Staatsfinanzierungsbank zu. Der Immobilienspezialist firmierte in der Folge in Aareal Bank AG um und ging 2002 an die Börse. Sie bot Finanz-, Asset-Management-, Beratungs- und IT-Dienstleistungen für national und international tätige Investoren im gewerblichen Immobiliengeschäft und Kunden aus der institutionellen Wohnungswirtschaft an. Trotz der breiten Aufstellung geriet die Bank in den Folgejahren aufgrund von Finanzierungen in den neuen Bundesländern erheblich unter Druck. Aareal-CEO Dr. Wolf Schumacher (2005 bis 2015) richtete das Institut deshalb neu aus, konzentrierte sich auf strukturierte Immobilienfinanzierungen und Consulting / Dienstleistungen. Durch eine erhöhte Diversifizierung des Kreditportfolios nach Objektarten (Hotels, Shoppingcenter, Logistik- und Büroimmobilien) und Regionen (Europa, Nordamerika, Asien) wurde die Abhängigkeit von regionalen Entwicklungen und Immobilienzyklen verringert. Als Hausbank der institutionellen Wohnungswirtschaft kann die Aareal Bank Einlagen generieren, ohne ein teures Filialnetz vorhalten zu müssen. Diese Einlagen dienen als Refinanzierungsquelle. 20 04 // 2018

MANAGEMENT INTERVIEW Schlechte Chancen für Frauen im Finanzsektor Als Forschungsdirektorin Gender Studies im Vorstand des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin kennt sich Elke Holst mit dem Thema Frauen in Führungspositionen bestens aus. Seit mehr als zehn Jahren untersucht das DIW im „Managerinnen-Barometer“ den Anteil von Frauen in Vorständen und Geschäftsführungen sowie in Aufsichts- und Verwaltungsräten der Finanzund Versicherungsdienstleistungsbranche in Deutschland. Als Grundlage für seine Untersuchung zieht das DIW auch das Ranking „Top 100 der Banken“ heran, das jährlich einmal in „die bank“ veröffentlicht wird. diebank: Das jüngste Managerinnen-Barometer des DIW zeigt, dass in Deutschland die Frauenanteile in den Spitzengremien großer Unternehmen im Jahr 2016 weiter gestiegen sind, vor allem in den Aufsichtsräten. Die seit Januar 2016 für insgesamt 106 Unternehmen aller Branchen verbindliche Geschlechterquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte wird zum Beispiel von der Deutschen Bank bereits übererfüllt und von der Commerzbank zumindest erfüllt. Die nicht als besonders frauenfreundlich bekannte Branche macht also Fortschritte? Holst: Leider nur bedingt. Das gilt für die genannten Banken, die auch unter die Quotenregelung fallen und Anfang des Jahres 2017 35 Prozent Frauen im Aufsichtsrat hatten. Aber bei den Top 100 insgesamt sieht das Bild anders aus. Deren Aufsichtsräte waren Ende des Jahres 2016 nur zu gut 21 Prozent mit weiblichen Mitgliedern besetzt. Damit stagnierte der Anteil gegenüber dem Vorjahr. Erstmals seit Beginn der Erhebung lagen die Versicherungen vor den Banken und zwar mit einem Anteil von 22 Prozent. Auffallend ist auch, dass sich Unternehmen, deren Aufsichtsräte bereits zuvor zu einem Drittel mit Frauen besetzt waren, im Jahr 2016 tendenziell nicht mehr gesteigert haben. diebank: Diese schwache Dynamik lässt ja für die Zukunft nichts Gutes erahnen.... Holst: Auch das haben wir einmal angeschaut. Schreibt man die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre linear fort, würde es in den Aufsichtsräten der Banken noch ein halbes Jahrhundert dauern, bis Frauen und Männer gleichermaßen vertreten sind. In den Vorständen wäre das sogar erst in mehr als 80 Jahren der Fall. diebank: Was bedeuten die schlechten Aufstiegschancen für die Gehälter? Holst: Der Gender Pay Gap liegt in Deutschland im Finanzsektor bei 30 Prozent. Es gibt nur einen Wirtschaftszweig (Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen), in dem der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern noch stärker auseinanderdriftet. diebank: Als eine der wenigen Banken hat die Aareal Bank sogar gleich zwei Frauen im fünfköpfigen Vorstand, und als einzige Privatbank mit Marija Korsch sogar eine Aufsichtsratsvorsitzende. Warum ist es in der Finanzbranche so besonders schwierig, als Frau Karriere zu machen? Schließlich ist dort gut jede zweite Beschäftigte eine Frau, Frauen sind also sogar in der Überzahl. Holst: Verglichen mit allen Branchen sind die Chancen von Frauen im Finanzsektor sogar am schlechtesten. Dafür gibt es viele Gründe. Nach der weltweiten Finanzkrise wurden etwa die Anforderungen an die Top-Führungskräfte im Finanzsektor in Deutschland seitens der BaFin erhöht. Ein Beispiel: Personen, die bereits Geschäftsführer in einer Bank waren, genügen bei einem Wechsel in eine andere Top-Position 04 // 2018 21

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