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die bank 04 // 2016

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die bank gehört zu den bedeutendsten Publikationen der gesamten Kreditwirtschaft. Die Autoren sind ausnahmslos Experten von hohem Rang. Das Themenspektrum ist weit gefächert und umfasst fachlich fundierte Informationen. Seit 1961 ist die bank die meinungsbildende Fachzeitschrift für Entscheider in privaten Banken, Sparkassen und kreditgenossenschaftlichen Instituten. Mit Themen aus den Bereichen Bankmanagement, Regulatorik, Risikomanagement, Compliance, Zahlungsverkehr, Bankorganisation & Prozessoptimierung und Digitalisierung & Finanzinnovationen vermittelt die bank ihren Lesern Strategien, Technologien, Trends und Managementideen der gesamten Kreditwirtschaft.

INVESTMENTSTEUERREFORM

INVESTMENTSTEUERREFORM Hinter Erwartungen zurück ó Aus Sicht des Bundesverbands Alternative Investments (BAI) bleibt der vom Bundeskabinett beschlossene Regierungsentwurf zur Reform der Investmentbesteuerung deutlich hinter den Erwartungen zurück. Insbesondere der Gedanke einer einheitlichen Fondsbesteuerung werde nur halbherzig angegangen, kritisierte BAI-Geschäftsführer Frank Dornseifer. Im Ergebnis würden Rechtsform, Anlagegegenstände, die Anlegerstruktur und weitere Differenzierungsmerkmale auch künftig darüber entscheiden, unter welches Besteuerungsregime ein Fonds fällt, obwohl dessen Geschäftsmodell oder die Geschäftstätigkeit identisch seien. Dornseifer sieht auch die EU-Konformität des Entwurfs kritisch. Immerhin: Gegenüber dem Referentenentwurf wurden höhere und nach Anlegergruppen differenzierte Teilfreistellungssätze oder die Berücksichtigung der Steuerbefreiung von Altersvorsorgeeinrichtungen ausgedehnt. Und schließlich wird auch die Umsatzsteuerbefreiung auf die Managementvergütung auf – offene – alternative Investmentfonds (AIF) ausgeweitet. Aus Sicht des BAI müsse allerdings klargestellt werden, dass auch die Verwaltung geschlossener Fonds, die dem KAGB unterliegen, unter die Umsatzsteuerbefreiung fällt. Die im Regierungsentwurf manifestierte enge Interpretation dürfte unionsrechtlich nicht mehr haltbar sein, so Dornseifer. Die neuen Investmentsteuervorschriften sollen ab Januar 2018 angewendet werden. MINDESTLÖHNE IN DER EU Trend zu stärkeren Erhöhungen ó 22 Mitgliedstaaten der EU verfügen über einen gesetzlichen Mindestlohn, 17 Länder haben die Lohnuntergrenze zum Jahresbeginn um durchschnittlich 4,6 Prozent angehoben. Bei der niedrigen Inflation legten die Mindestlöhne also auch real deutlich zu, zeigt ein Bericht der Hans-Böckler-Stiftung. Der deutsche Mindeststundenlohn liegt mit 8,50 € niedriger als in den übrigen westeuropäischen Staaten, die alle klar über 9 € vorsehen, in Luxemburg sogar 11,12 €. Deutschland ist nach der Analyse des Tarifexperten Thorsten Schulten bei der absoluten Höhe mit einigem Abstand das Schlusslicht der westeuropäischen Spitzengruppe. Gemessen am jeweiligen Medianlohn von Vollzeitbeschäftigten betrug die deutsche Lohnuntergrenze zuletzt 48 Prozent. Nach wissenschaftlicher Klassifikation gelten Löhne unter 50 Prozent des Medians als „Armutslohn“. Setzt man die Lohnuntergrenze ins Verhältnis zu den nationalen Lebenshaltungskosten, profitieren deutsche Mindestlohnbezieher vom relativ günstigen Preisniveau. Schulten sieht wichtige Argumente für weitere Erhöhungen. Die sehr niedrige Inflationsrate sei ein ernstes Signal wirtschaftlicher Fragilität: „Soll die Mindestlohnentwicklung tatsächlich dazu beitragen, die disinflationäre Entwicklung in Europa zu stoppen und der Gefahr einer Deflationskrise entgegenzuwirken, wären noch einmal deutlich höhere Lohnzuwächse nötig“, schreibt der Forscher. KFW KORRIGIERT SEINEN KONJUNKTURKOMPASS DEUTSCHLAND NACH UNTEN Turbulenzen am Finanzmarkt führen zu Verunsicherung ó Nicht mehr ganz so rosig bewertet KfW Research das für 2016 erwartete Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP): Die Forscher korrigierten ihre Prognose von 2,0 auf 1,7 Prozent nach unten und tragen damit der akuten Verunsicherung infolge der heftigen globalen Finanzmarktturbulenzen Rechnung. 2017 werde das BIP-Zuwachs mit voraussichtlich 1,8 Prozent in einer ähnlichen Größe liegen. „Nicht gerade spektakulär“, sagte Chefvolkswirt Jörg Zeuner über dieses niedrige Realwachstum. Dafür erscheine das Tempo aber verlässlich und liege merklich oberhalb des langjährigen Trendwachstums von 1,3 Prozent. In der außenwirtschaftlichen Betrachung werde oft übersehen, dass es in vielen kleineren Ländern deutlicher aufwärts geht. Der allgemeine Fokus auf die schwächelnden großen Schwellenländer wie China, Russland oder Brasilien überdecke dies. Die KfW-Experten gehen davon aus, dass sich die großen Länder im kommenden Jahr stabilisieren und die Exporte und Unternehmensinvestitionen dann anziehen. Der rechnerische Wachstumsbeitrag des Außenhandels sei aber zu vernachlässigen, er werde ohnehin überdeckt von einem kräftigen Importwachstum, das auf der guten Binnenkonjunktur basiert. Im Inland profitiere der private Konsum genau wie die private Bautätigkeit von steigenden Erwerbstätigenzahlen, wachsenden Realeinkommen und den anhaltend niedrigen Zinsen. Darüber hinaus lasse die Zuwanderung den Bedarf an günstigen Mietwohnungen weiter steigen und die öffentlichen Konsumausgaben spürbar anziehen. Der historisch hohe Staatsüberschuss werde sinken und die Konjunktur anregen, sind die Analysten sicher. KfW Research geht davon aus, dass sich die akute Verunsicherung wieder legt und sich die positiven konjunkturellen Faktoren durchsetzen. Langwierige Kontroversen in Europa wegen des Flüchtlingszustroms, Rückschläge in den Reformländern oder eine zunehmende Nervosität wegen des unbekannten Ausgangs des Brexits könnten das Vertrauen in den Aufschwung jedoch ebenso beschädigen wie ungünstige weltwirtschaftliche Entwicklungen. Zeuner bekräftigte seine Ansicht, Deutschland solle seine ausgezeichnete fiskalische Position nutzen, um die Integration der Zuwanderer zu beschleunigen, ohne dabei jedoch die öffentliche Infrastruktur zu vernachlässigen. „Eine angemessene europäische Kosten- und Lastenteilung wäre sinnvoll, erscheint mir aber wenig realistisch.“ 44 diebank 04.2016

Betriebswirtschaft Kompakt ZUSAMMENSCHLUSS UNTER GLEICHEN Börsen wollen fusionieren ó Die Deutsche Börse AG und die London Stock Exchange Group (LSEG) planen einen potenziellen Zusammenschluss ihrer Unternehmen „unter Gleichen“. Er soll unter einer neuen Holdinggesellschaft im Wege eines Aktientauschs strukturiert sein. Die LSEG und die Deutsche Börse agieren als dazwischen geschaltete Tochtergesellschaften. Als Hauptsitze sind London und Frankfurt beabsichtigt. Die neue Holdinggesellschaft wird von einem gemeinsamen Board gelenkt, das zu gleichen Teilen aus Mitgliedern beider Parteien zusammengesetzt wäre. Donald Brydon soll Chairman der neuen Holding, Joachim Faber stellvertretender Chairman des Gremiums und Senior Independent Director werden. Carsten Kengeter ist als CEO und Executive Director vorgesehen. David Warren kommt die Rolle als CFO und Executive Director zu. Sobald die Transaktion vollzogen ist, wird Xavier Rolet von seiner Aufgabe als CEO der LSEG zurücktreten. Die Fusion ist nach Einschätzung beider Unternehmen eine überzeugende Möglichkeit, sich gegenseitig in einer branchenprägenden Transaktion zu stärken und einer der führenden europäischen Anbieter für globale Marktinfrastruktur zu sein. Es bedarf der finalen Zustimmung durch den Vorstand und den Aufsichtsrat der Deutsche Börse sowie den Verwaltungsrat der LSEG. VERZUG ALS LIQUIDITÄTSQUELLE Kleine Firmen, hohe Risiken ó Mit einer Verspätung von knapp zehn Tagen werden in Deutschland Rechnungen im B2B-Geschäft bezahlt. Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in einer aktuellen Analyse. Das durchschnittliche Zahlungsziel in Deutschland liegt bei rund 31 Tagen. Vergleichsweise große Unterschiede existieren je nach wirtschaftlicher Tätigkeit und Branche des Schuldners. Negativ-Spitzenreiter ist nach wie vor das Baugewerbe. Neben der Branche hat auch der Firmensitz des Schuldners merkliche Auswirkungen auf dessen Zahlungsmoral. Unternehmen in Bremen zahlen ihre Rechnungen deutlich später als solche aus Niedersachsen. Auch die Unternehmensgröße markiert einen deutlichen Unterschied. Rund 80 Prozent aller offenen Rechnungen betreffen kleinere Unternehmen, nur 7,5 Prozent aller überfälliger Zahler sind Großunternehmen. Allerdings verursachen diese dafür 55 Prozent der gesamten Außenstände. Darin zeigt sich, dass Großunternehmen auch infolge ihrer Markt- und Einkaufsmacht oftmals Zahlungsverzögerungen als Mittel zur Liquiditätsschöpfung einsetzen. PROJEKTPORTFOLIO-MANAGEMENT Den Überblick behalten ó Viele Unternehmen übernehmen sich immer häufiger mit Projekten. Vorhaben werden unkontrolliert genehmigt und gestartet, ohne eine Übersicht über selbige zu haben. Die Unternehmensberatung Next Level Consulting rät daher Unternehmen zu einem Projektportfolio-Management. Die Unternehmen müssen hierbei regelmäßig ihr Projektportfolio überprüfen. Neue Vorhaben werden nur freigegeben, wenn sie ins aktuelle Portfolio passen. Dazu bedarf es der Etablierung eines sogenannten Project Management Office (PMO), einer Bestandsaufnahme des eigenen Projekt-Managements und dessen struktureller Vereinheitlichung. Das PMO bildet eine Stabstelle, die alle Projekte des Unternehmens im Blick hält. Es entsteht ein Gesamtbild der „Projektlandschaft“ im Unternehmen. Ob Projekte im Zeitplan liegen oder weitere Ressourcen benötigt werden, analysiert das PMO. Das PMO bilde einen wichtigen ‚Transmissionsriemen’ zwischen Geschäftsführung und Projektmanagement, erklärt Ernst Affolter, Managing Partner. Ein Portfolioboard, welches zumeist von der Geschäfts- oder Bereichsleitung gebildet wird, stimmt schließlich das Projektportfolio mit den strategischen Geschäftszielen und den vorhandenen Ressourcen ab. 04.2016 diebank 45

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