ó BERUF & KARRIERE stellen bei ihrer Karriereplanung anders als die männlichen Kollegen oftmals nicht die richtigen Weichen. Recht, Compliance, Audit, Marketing und Personal sind eben nicht die Bereiche mit unmittelbarem Bezug zur Unternehmensbilanz. Aber genau diese führen gemäß der Wyman-Studie an die Spitze. Frauen planen ihre Karriere anders als Männer Ähnlich sieht es Tiemo Kracht, Geschäftsführer bei der Personalberatung Kienbaum und langjähriger Beobachter der Branche. Er warnt davor, die magere Frauenpräsenz allein „mit geschlossenen Männerklubs zu erklären, die ihre weiblichen Kollegen aus Angst vor Konkurrenz bewusst kleinhalten“. Verantwortlich für den Frauenmangel an höchster Stelle seien vielmehr brancheninterne Gesetze, da auch die Finanzaufsicht ein Mitspracherecht bei der Berufung von Vorständen habe. „Aufgrund der Treuhandfunktion von Kreditinstituten und deren naturgemäß risikobehaftetem Geschäftsmodell müssen Vorstände gewisse Kompetenzen mitbringen, bei denen ausgerechnet Frauen oft leider schlechter abschneiden als ihre männlichen Konkurrenten“, unterstreicht der Kienbaum-Geschäftsführer, der als Beispiele die fundierte Kreditausbildung, Kreditexpertise, Steuerung von Kreditportfolien, Erfahrungen in der Gesamtbanksteuerung, Compliance, Regulatorik ebenso wie substantielle Führungsverantwortung inklusive Führung von Führungskräften nennt. Leichter wird es nicht. Infolge der zunehmenden Regulierung durch die Aufsichtsbehörden dürften die Anforderungen auch an die Führungsspitzen weiter steigen. Umso wichtiger sei es, unterstreicht IBB-Vorstand Kardorf, dass bei der Förderung von Talenten schon frühzeitig darauf geachtet werde, in der beruflichen Entwicklung nach und nach die richtigen Stationen zu durchlaufen, um die notwendigen Qualifizierungen und Kompetenzen zu erlangen. Mit innovativen Modellen bemühen sich die Banken, für mehr Chancengleichheit zu sorgen, indem sie etwa auch Teilzeit-Jobs aufwerten. So hat die Commerzbank ein „Vertretermodell für Führungskräfte in Teilzeit“ eingeführt. Ein klar definierter Stellvertreter entlastet die Führungskraft, indem er bestimmte Aufgaben übernimmt und profitiert dadurch auch selbst von neuen Erfahrungen. Gleichzeitig hat die Führungskraft einen Anreiz, die Karriere fortzusetzen. Hohe Konfliktbereitschaft und eiserner Willen An Vorbildern, die schon geschafft haben, was sich manch junge Bankerin erträumt, mangelt es allerdings nicht. In keinem Jahr hat es so viel Bewegung in der Branche gegeben wie 2014. Mit hoher Konfliktbereitschaft und eisernem Willen haben Frauen zwischen Januar und Dezember die Karriereleiter erklommen. Darunter finden sich die „üblichen Verdächtigen“, aber auch noch unbekannte Namen. Den Auftakt machte Sabine Lautenschläger, die im Dreijahres- Rhythmus bewies, dass sie noch mehr kann: Chef-Bankenaufseherin der BaFin, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank und schließlich 2014 Direktorin der EZB, bei der sie über die Finanzinstitute wacht. Als einflussreichste Bankenkontrolleurin mit deutschem Pass arbeitet die 50-Jährige Seite an Seite mit der französischen Chefin der EZB-Aufsichtsbehörde SSM, Danièle Nouy. Erster gemeinsamer Akt des Duos: der Stresstest für die 130 wichtigsten Banken der Eurozone. Nouys Posten hätte auch gern Elke König gehabt, bis Ende Februar BaFin-Chefin. Die Deutsche unterlag zwar ihrer Konkurrentin, empfahl sich aber schon kurz darauf für den nächsten europäischen Top-Job. Die 61-jährige Betriebswirtin, die zunächst in der Versicherungswirtschaft Karriere machte, leitet die neue EU-Behörde für Bankenabwicklung. Unterdessen folgte nach heftigem Gerangel im Mai die Wissenschaftlerin Claudia Buch Sabine Lautenschläger als Bundesbank-Vizepräsidentin. Kurz zuvor war Ingrid Hengster von der Spitze der Royal Bank of Scotland in den sechsköpfigen Vorstand der Staatsbank KfW gewechselt, als zweite Frau neben Edeltraud Leibrock. Die Privatbank HSBC Trinkaus stellt künftig eine Frau an die Spitze: Carola Gräfin von Schmettow agiert künftig als Sprecherin des Vorstands, wenn der langjährige Bankchef Andreas Schmitz im Juni Aufsichtsratschef wird. Von Schmettow ist dann die einflussreichste Bankerin in Deutschland. Nur EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger (50) hat in der Finanzindustrie noch mehr Einfluss - allerdings als Regulatorin. Weibliche Spitzenkräfte holen auf Aber auch neue Namen machten Schlagzeilen. Die Deutsche Bank holte 2014 binnen weniger Wochen mit Sylvie Matherat und Nadine Faruque sogar gleich zwei Frauen von außen in das Executive Committee, das zweithöchste Führungsgremium des Branchenprimus. Damit erfüllte Co-Chef Jürgen Fitschen sein Versprechen, vor seinem Ausscheiden zumindest eine Frau in Vorstand oder Committee zu berufen. Die Commerzbank warb 2014 McKinsey-Beraterin Bettina Orlopp ab, die als Bereichsvorstand seitdem die Strategieentwicklung des Geldhauses verantwortet und jetzt zu den drei ranghöchsten Frauen des Geldhauses zählt. Doch nicht nur Brancheninsider dürften sich wundern, warum die beiden Großbanken nicht im Talentpool des eigenen Hauses gefischt haben. Zumal auch die oberste Diversity-Verantwortliche der Deutschen Bank, Gülabatin Sun, unterstreicht: „Wir meinen es sehr ernst mit der Förderung von Frauen und fühlen uns freiwillig verpflichtet.“ (siehe Interview) Bei der Sparkasse Hannover scheint eine Inhouse-Karriere leichter möglich zu sein. 2014 rückten mit Marina Barth und Kerstin Berghoff-Ising gleich zwei Banke- 66 diebank 4.2015
BERUF & KARRIERE ó rinnen in das oberste Gremium. Die Berliner Sparkasse hingegen warb für ihren Vorstand bei der Berliner Volksbank Tanja Müller-Ziegler ab. Dass Kind und Karriere auch in der Finanzwirtschaft einander keinesfalls ausschließen, machen viele der Top-Führungskräfte gleichfalls vor. Maria Topaler (Targobank), Ingrid Hengster (KfW), Sonja Kardorf (IBB) Carola Gräfin von Schmettow (HSBC), Sabine Lautenschläger, Elke König, Bettina Orlopp, sie alle haben als Mutter den Spagat bewältigt oder tun es noch. Bafin-Chefin König etwa bekam ihre Kinder während des Studiums und Wirtschaftsprüfer-Examens. „Damit habe ich die Männer sehr nervös gemacht. Denn ich habe immer noch berufliche Termine wahrgenommen. Ich war ja nicht krank“, erzählte sie einmal der FAZ und betonte, dass sie den kaum aus der Welt zu schaffenden Vorwurf der Neider, eine Rabenmutter zu sein, immer schon überhört habe. „Er trifft einen nur so sehr, wie man es selbst zulässt.“ Unerlässlich sei jedoch, findet Monika Schulz-Strelow, dass Frauen nicht nur eine Vorbildfunktion übernehmen, sondern auch Frauen fördern würden, sobald sie selbst Karriere gemacht haben. Genau das passiere aber oftmals nicht, merkt die Präsidentin des 2006 gegründeten Vereins Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) an, der erfolgreich für eine stärkere weibliche Beteiligung in den Kontrollgremien kämpft und mit seinem jährlich veröffentlichten Women-on-Board-Index (WoB) aufzeigt, wie sich der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen in den 160 börsennotierten Firmen entwickelt hat. Und so immer wieder den Finger in die Wunde legt. Kind und Karriere – beides ist möglich Dass angeblich nicht genügend Kandidatinnen für die Top- Jobs vorhanden seien, will Renate Braun gar nicht gelten lassen. Seit 18 Jahren steht sie bereits an der Spitze der Sparkasse Passau und war eine der ersten weiblichen Vorstandsvorsitzenden in Deutschland überhaupt. „Der Pool an Kandidatinnen ist größer geworden“, so Braun, die ihre Laufbahn 1969 als Lehrling bei der Stadtsparkasse Köln startete und sich in Kürze in den Ruhestand verabschiedet. Nun müsse man auch bereit sein, diese Frauen mit Führungsaufgaben zu betrauen. Auch die Münchner Personalberaterin Stephanie C. Schorp ist überzeugt: „Es gibt für jeden Job eine qualifizierte Frau.“ Um eine erfolgreiche Suche müssen sich die Unternehmen künftig deutlich mehr als heute bemühen. Der Bundestag beschloss eine gesetzliche Quote, die jedoch prompt die Kritiker auf den Plan rief. Die 30-Prozent-Schwelle beziehe sich nur auf Aufsichtsräte und gelte gerade mal für 108 Unternehmen. Außerdem müsse sie erst ab 2016 und dann auch nur bei der Neubesetzung von Aufsichtsratsposten berücksichtigt werden. Und von den derzeit 1.850 Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie privaten Banken sei die überwiegende Mehrzahl der Institute ohnehin nicht börsennotiert. Viele sind wegen der Anzahl ihrer Beschäftigten oder auch der einschlägigen Regelungen in den Sparkassengesetzen der Länder zudem nicht mitbestimmungspflichtig, sodass die Quote hier nicht gilt. Die DAX-Mitglieder Deutsche Bank und Commerzbank können der Regelung gleichfalls gelassen entgegen blicken. Sie erfüllen die 30 Prozent bereits. Also, alles nur gut gemeint, aber nicht gut gemacht? Keinesfalls, denn schon 2010 haben sich die DAX-Banken freiwillige Quoten für erste und zweite Führungsebene auferlegt, die sie sukzessive bis 2018 erreichen wollen. So steigt der Druck auch auf Institute, die von der gesetzlichen Regelung gar nicht betroffen sind. Gut ausgebildete Frauen der Sparkassen- Finanzgruppe könnten künftig verstärkt abgeworben werden, fürchtet Sparkassen-Chefin Braun und stellt mit Blick auf Großbanken fest, dass diese als Konzerne stringenter und konsequenter vorgehen würden. Dies gelte auch bei der Frauenförderung, die in Zielvereinbarungen in die Job- Beschreibung der Top-Führungskräfte einfließe. Die Verbünde hätten hier Nachholbedarf. So könnte die Quote am Ende doch mehr bewegen als zunächst erhofft und damit auch ein paar Fans gewinnen. Marija Korsch etwa kann mit der schier endlosen Diskussion über das Thema nicht mehr viel anfangen und befindet sich mit ihrer Argumentation bei vielen Finanzfrauen in bester Gesellschaft. „Qualifizierte Frauen können sich auch ohne Quotenregelung durchsetzen. Mit Quote dagegen käme schnell der Verdacht auf, man sei nur deshalb befördert worden.“ Korsch findet aber auch, dass sich viel zu wenig bewege, und sie muss es wissen. Die gebürtige Kroatin mit amerikanischem Pass hat geschafft, was noch keiner Frau in Deutschland vor ihr gelang. Sie ist oberste Aufseherin der Aareal Bank und damit die einzige Aufsichtsratschefin eines börsennotierten Kreditinstituts. Was sie für den Posten qualifiziert hat, wird im Gespräch schnell klar. „Ich habe immer wieder direkt oder indirekt gezeigt: Ich möchte mehr erreichen“, erzählt die temperamentvolle 66-Jährige, während sie nahtlos vom Deutschen ins Englische springt und zurück. Und dazu müsse man eben auch die Komfortzone verlassen. Nach Studium in den USA und in Italien, begann ihre Karriere bei Banken in den USA und in Deutschland, bevor sie zuletzt als Partnerin das Corporate Finance beim Bankhaus Metzler in Frankfurt leitete. Dass Korsch schnell Verantwortung in gewinnrelevanten Bereichen übernahm, hat ihre Karriere gleichermaßen beflügelt. Last but not least vertraute die Aareal-Kontrolleurin auf ihre Mentoren, die ihr Vorbild und Ratgeber zugleich waren. „To hear from the horse’s mouth“, bringt sie es in Englisch auf den Punkt. Aus erster Hand zu erfahren, was ihre Mentoren über wichtige Themen denken, da- 4.2015 diebank 67
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