ó FINANZMARKT Grüne Gründungskultur mit Chancen INNOVATIONSSTRATEGIE Modernes Banking trifft ökologisches Crowdfunding: Der Erfolg britischer und amerikanischer Crowdfunding-Plattformen deutet an, dass die internetbasierte Kreditvergabe von Nutzer zu Nutzer sich zwar weltweit etabliert hat. In Deutschland hingegen verweisen aktuelle Zahlen auf einen erheblichen Wachstumsdämpfer, mit neuerdings sogar rückläufigen Investments. Mehrere auf grüne Investments ausgerichtete Plattformen arbeiten an professionellen Geschäftsmodellen. Diese offerieren meist ergänzende Finanzierungswege zur lokalen Energiewende über die internetbasierte Bürgerbeteiligung. Offen bleibt, inwieweit der Gesetzgeber durch regulatorische Prämissen in das sich neu formierende informelle Marktgeschehen eingreifen wird. Lothar Lochmaier Keywords: Green Crowdfunding, Kapitalmarkt Die besten Umweltkonzepte werden künftig nicht nur bei Banken und Investoren neue Geldgeber finden, sondern auch breite Unterstützung im Netz bekommen, sofern die Internetgemeinde diese als aussichtsreich, seriös und attraktiv erachtet. Crowdfunding heißt dieses neue System der Projektfinanzierung. Dabei kommt in der Regel eine größere Zahl von Nutzern (die Crowd) zusammen, um sinnvolle Ideen mit Hilfe eines Kredits oder einer anderen Beteiligungsform gegen eine konkrete Renditeerwartung zu unterstützen (Funding). So verlief das Börsendebut von Lending Club, einer Peer-to-Peer-Plattform für Online-Kredite, im letzten Dezember spektakulär. Bereits am ersten Handelstag notierte das Papier des in San Francisco angesiedelten Unternehmens deutlich über dem ersten Ausgabekurs von 24,75 US-$. Diese Erfolgsgeschichte deutet an: Der Trend, Kredite über neue Spieler aus der IT- und Internetökonomie zu vergeben, scheint in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nicht nur weisen die beiden weltweit führenden Plattformen Lending Club (USA) und Zopa (Großbritannien) in jüngster Zeit eine deutlich erhöhte Wachstumsgeschwindigkeit auf. In Börsenkreisen wird allein der Unternehmenswert von Lending Club auf rund 9 Mrd. US-$ taxiert. Zwar scheint diese Bewertung angesichts der derzeit verfügbaren fundamentalen Daten überzogen. Jedoch sollte dies nicht als Zeichen für ein generell überhitztes Wachstumssegment betrachtet werden. Laut Einschätzung der Branchenanalysten Bloomberg New Energy Finance stellt diese neue Investitionskategorie Crowdfunding auch im Umweltsektor mit durchschnittlichen Renditen von fünf bis neun Prozent mittlerweile für die Finanzbranche ein ernst zu nehmendes neues Marktsegment dar. Als Blaupause dienen auch hier die USA: Als Vorreiter im Umweltsektor mit Blick auf Green Crowdfunding gelten Plattformen wie Abundance Generation in Großbritannien und Solar Mosaic in den USA. Bei Abundance Generation etwa investieren Privatleute kleine Beträge unter staatlicher Kontrolle der Financial Services Authority (FSA) in Wind- oder Solarprojekte. Die Rendite über eine Laufzeit von 20 Jahren beträgt dabei beispielsweise sechs bis acht Prozent. Es handelt sich hier also keineswegs nur um eine Art neue Spendenkultur im Netz, denn auch professionelle Akteure erhalten Darlehen, im Fachjargon als Crowdinvesting bezeichnet. Das speziell an Gründer und junge Wachstumsunternehmen unterschiedlichster Branchen vermittelte Kreditvolumen hat längst die Milliardengrenze überschritten. Sich Innovationen nicht verschließen Auch in Deutschland haben diverse Plattformen nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile Fuß gefasst. Spannend ist zudem: Während sich das Gros der hiesigen Banken bislang sträubte, auf diesen Wachstumszug aufzuspringen, zeichnet sich nun allmählich eine Trendumkehr ab. Denn seit Dezember vergangenen Jahres kooperiert beispielsweise die Consorsbank, die zur französischen BNP Paribas gehört, mit dem hierzulande führenden Crowdfunding-Spezialisten Seedmatch. Das Unternehmen Seedmatch hat seit dem Start im August 2011 bis Dezember 2014 insgesamt 72 Finanzierungsrunden erfolgreich initiiert, mit einer Summe von 21 Millionen €. Diese flossen nicht an Einzelpersonen oder Institutionen, sondern in zukunftsweisende Gründungsunternehmen mit akutem Kapitalbedarf. Dazu verfügt Seedmatch mit Econeers auch 18 diebank 4.2015
FINANZMARKT ó über einen ökologischen Crowdfunding- Ableger, der sich ausschließlich der Finanzierung von Umweltprojekten widmet, also spezifisch die grünen Start-ups adressiert, ein weiteres für Banken und Investoren attraktives Zielgebiet. Das Angebot der Crowdfunding-Plattform Seedmatch ist dabei direkt in die Webseite der Consorsbank eingebunden, sodass die Kunden darüber in Projekte investieren können. Dies bringt – allerdings mit gewissen Einschränkungen – Vorteile für alle Beteiligten, sowohl für die Bank als auch die Plattformbetreiber, und letztlich natürlich auch für den Kunden. Denn die Geldinstitute können durch attraktive Crowdfunding-Projekte unter Beweis stellen, dass sie sich innovativen Entwicklungen am Finanzmarkt, die sich im Angesicht der digitalen Agenda vor allem im Netz abspielen, nicht gänzlich verschließen, um aussichtsreiche Vorhaben in ihre eigene, am Mehrwert des Kunden ausgerichtete Geschäftsphilosophie zu integrieren. Im Idealfall entsteht so eine Win-win- Situation: Die Plattformbetreiber erhöhen durch die Anbindung an klassische Banken ihren Bekanntheitsgrad und ihre Reichweite, sodass das Geschäftsmodell entsprechend skalieren kann. Das ist mittelfristig eine unabdingbare Voraussetzung, damit führende Anbieter wie Seedmatch künftig ihre Entwicklungsgeschichte fortschreiben können. Denn die Betreiber refinanzieren sich letztlich durch eine erfolgsabhängige Vermittlungsprovision, deren Größenordnung sich erst dann auszahlt, wenn neben Energieeffizienz durch qualitativ hochwertige Projekte aus der Solar-, Wind- oder Biobranche auch ein entsprechend hoher Umschlag an neuen Projekten über die Plattformen stattfindet. Der Erfolg eines Joint Ventures zwischen Bank und Crowdfunding-Plattform im Bereich grüner Investments hängt jedoch von weiteren Faktoren ab, die unmittelbar an die Rahmenbedingungen der Energiewende geknüpft sind. Echtzeitlabor „Energiewende“ Mittlerweile haben sich global wie national einige Green-Crowdfunding-Plattformen etabliert, die sich auf professionelle Umweltprojekte spezialisiert haben – die also keine Spenden einwerben, sondern neue Wege in der grünen Unternehmensund Projektfinanzierung aufzeigen. Ein Beispiel: Mit rund 445.000 € gelang es einer Crowdfunding-Kampagne über die Online-Plattform Econeers/Seedmatch im vergangenen Jahr binnen nur vier Monaten diese Rekordsumme einzusammeln. Mit dem bei der Crowd eingeworbenen Geld finanziert die Sonneninvest AG einen Solarpark in Langenbogen bei Halle. Noch recht unerfahren in Sachen Finanzierung mittels Crowd ging der Projektbetreiber denn zunächst auch recht verhalten ambitioniert vor: Ursprünglich wollte er nur 100.000 € einsammeln. Die Crowdfunding-Kampagne verlief jedoch so erfolgreich, dass Sonneninvest sein eingesetztes Eigenkapital fast vollständig einspielen konnte. Allerdings sind derartige Erfolge nicht unbedingt überraschend. Der Solarpark Langenbogen bei Halle befindet sich bereits seit 2010 am Stromnetz und produzierte im vergangenen Jahr mehr als eine Million Kilowattstunden klimafreundlichen Strom. Die Investoren können somit auf eine solide Planungsgrundlage aufbauen, was allerdings nicht bei jedem grünen Projekt der Fall ist. So manches Vorhaben, etwa zum Ausbau von Netztrassen oder die Standortwahl beim Bau neuer Windräder, ist lokal auch unter den Bürgern umstritten. Beim Solarpark Langenbogen erhalten die privaten Investoren hingegen eine relativ planbare Rendite von 4,5 bis 5 Prozent pro Jahr, und sie werden darüber hinaus, abhängig von der Sonneneinstrahlung, an den Gewinnen der Anlage beteiligt. Zudem profitiert die Photovoltaik-Anlage noch von den höheren Fördersätzen des alten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Abgesehen von solchen Erfolgsbeispielen ist jedoch bei der crowdbasierten Finanzierung von Umweltvorhaben kaum zu übersehen, dass sie erhebliche Projektrisiken gerade in der Finanzierung von „grünen“ Start-ups mit sich bringt. Mit Bettervest, Econeers, Greenrocket, Crowdenergy oder Leihdeinerumweltgeld – um nur einige der Crowdfunding-Plattformen zu nennen – bieten sich dem potenziellen Investor mittlerweile neben der klassischen Bürgerbeteiligung etwa über die Energiegenossenschaft vor Ort vielversprechende Gelegenheiten, in diverse grüne Projekte zu investieren, um so an der Energiewende teilzuhaben – und im Idealfall gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltige Kapitalanlage miteinander zu verbinden. fl Geldinstitute können durch attraktive Crowdfunding-Projekte unter Beweis stellen, dass sie sich innovativen Entwicklungen am Markt nicht gänzlich verschließen. Dennoch bleibt Vorsicht geboten: Bei aller Euphorie darüber, sein Geld in grüne und auf den ersten Blick zumeist sinnvoll und „gut“ erscheinende Projekte anlegen zu können, dürfen alte Investitionsgrundsätze keinesfalls außer Acht gelassen werden. Auch bei diesen neuen Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung und Geldanlage bleibt es dem potenziellen Investor nicht erspart, das Projekt, in das er sein Geld zu investieren gedenkt, sorgfältig und umfassend unter die Lupe zu nehmen. Häufig handelt es sich bei Crowdfunding- Projekten um partiarische Nachrangdarlehen, die im Fall der Insolvenz die Ansprüche des Crowdfinanciers zuallerletzt bedienen. Unter Umständen kann es also sein, 4.2015 diebank 19
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